10.05.2001

Was Klaus Kappeler mit Goldbach Media will

Am Donnerstag wurde Beat Curtis Goldbach Media in Küsnacht offiziell eröffnet. Unter einem Dach bietet die Gruppe Off- und Online-Medien an, die einen Umsatz von 110 Millionen Franken erwirtschaften. Klaus Kappeler als CEO und Hans Ueli Keller als VR-Delegierter wollen durch den Verbund von sechs Partnergesellschaften den sogenannten CrossMedia-Gedanken umsetzen. Kappeler sagt im Interview mit "persoenlich.com", welche Idee dahinter steckt, inwieweit Swisscontent von Yellowworld lebt, wie es um die Vermarktung der Rivalen RTL und ProSieben steht und was er von Schawinskis RTVG-Vorstoss hält.
Was Klaus Kappeler mit Goldbach Media will

Die verschiedenen Firmen sind in eine neue Liegenschaft gezogen. Doch was ist wirklich neu?

Neu ist, dass alle Unternehmen in einem offenen, kommunikativen Raum tätig sind, jeden Tag miteinander reden und auf diese Weise Ideen im Bereich Cross Media generieren können. Alle haben dieselben Informationen und haben Freude, in diesem neuen Haus zu arbeiten.

Wie findet denn eine Zusammenarbeit konkret statt, zumal alle Firmen getrennt geführt sind?

Wir können unseren Kunden Cross Media-Präsentationen anbieten und diese auf Geschäftsleitungsebene durchführen. Das heisst, die Geschäftsführer von IPM, Banner.ch und, wenn Content gefragt ist, Swisscontent, gehen gemeinsam zum Kunden, und sie erarbeiten auch gemeinsam Strategien.

Inwiefern nehmen Sie dadurch Mediaatenturen Business weg, die eigentlich dazu da sind, Inter- und Intramediapläne auszuarbeiten?

Wir nehmen ihnen nicht mehr Arbeit ab als in der Vergangenheit. Wir machen ja schon seit langem TV- und Radiomediapläne für Auftraggeber. Wir unterstützen Mediaagenturen partnerschaftlich.

Goldbach Media nennt sich ein Cross-Media-Unternehmen. Doch ist man nicht vielmehr einfach eine Verkaufsorganisation?

Wir sind keine klassische Verkaufsorganisation im Sinn von Anzeigenvermittlung und Sponsoring. Wir bieten ja auch Inhalte an, sogar viersprachig, durch Swisscontent und stellen technologisches Know-how zur Verfügung.

Aber Swisscontent lebt ja hauptsächlich durch den Grossauftrag von Yellowworld.

Ich darf mit grosser Freude sagen, dass Swisscontent nicht die Hälfte des Umsatzes mit Yellowworld macht. Wir bedienen auch die Firmen Orange, Redsafe, Post Finance und APG am Zürcher Hauptbahnhof.

Für Content wird aber in der Regel wenig Geld bezahlt. Wie soll Swisscontent sich da entwickeln?

Für Content, den man überall beziehen kann, soll tatsächlich wenig bezahlt werden. Aber Swisscontent stellt nicht einfach SDA-Meldungen ins Netz. Swisscontent bewegt sich im Qualitätssegment, das heisst: Wir liefern viersprachig...

Aber Inhalte in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und so weiter kann man doch heute überall auf jeder Website der grossen Verlage ersehen. Warum sollte da ein Auftraggeber viel Geld noch bezahlen?

Die Verlage stellen einfach Text und Bild ins Netz. Unsere Chance ist, dass wir die Inhalte multimedial aufarbeiten. Ein Interview wie am Radio ist anders als man es in der Zeitung lesen kann. Wir liefern Pressekonferenzen als Web-TV. Und wir können Kunden Special-Interest-Content herstellen. Wir bilden sehr viele Leute aus für diese neuen Medien.

Goldbach Media ist eine Holding- und Managementorganisation. Doch gehören ihr auch die sechs Unternehmen, die hier untergebracht sind (siehe Kasten)?

Ziel ist, dass alle Firmen zu 100 Prozent in die Gruppe integriert werden. Wir sind jetzt daran, die Firmen zum zweiten Mal zu bewerten, das geschieht diesen Sommer durch.

Wem gehört Goldbach Media?

Das kann man noch nicht genau sagen, das hängt jetzt von der Bewertung der Firmen ab. Sicherlich werden Medien Z Holding und BC Medien Holding einen bestimmenden Anteil haben.

Sind Sie selbst beteiligt?

Ja, das gesamte Management wird beteiligt sein, über Optionen, aber möglicherweise auch über Aktien.

Wird Goldbach Media nicht hauptsächlich von der IP Multimedia getragen, die mit Abstand den höchsten Umsatz der sechs Firmen erzielt?

IPM ist immer noch die wichtigste Organisation. IPM ist auch Mieterin dieser Liegenschaft. Der ganze Gedanke entstand auch aus der IPM, schliesslich war ich ja Geschäftsleiter der IPM. Aber ich bin auch sicher, dass in drei Jahren die Umstzstruktur verteilter sein wird.

IPM vermarktet die rivalisierenden Sendergruppen RTL und ProSieben. Nachdem die Kirchgruppe die Sender Sat1 und ProSieben zusammengelegt hat und auch die Vermarktungsorganisationen MGM und Media1 zu Seven One Media fusioniert hat, besteht für Sie die Gefahr, dass ProSieben und Kabel1 längerfristig die IPM verlassen.

Sie haben diese Frage im "persönlich" schon vor eineinhalb Jahren aufgeworfen und mein Wettbewerber Matthias Luchsinger hat prognostiziert, dass er in Zukunft ProSieben vermarkten würde, jetzt ist die Situation noch immer so, dass IPM die Sender vermarktet. Wir erweitern diese Organisation sogar in die Westschweiz.

Aber ProSiebenSat.1-Geschäftsführer Urs Rohner ist mit der Situation nicht zufrieden.

Das sagen Sie, aber er ist immer noch dabei und wird es auch noch lange Jahre sein.

Wegen der geschickten, langfristigen Verträge, die geschlossen wurden?

Ob das nur wegen der Verträge ist, wage ich zu bezweifeln, offensichtlich machen wir einen guten Job.

Was ist Ihre Meinung, zum neuen RTVG-Vorschlag der Medienunternehmer Schawinski, Stäheli und Wanner?

Liberalisierung der Werbegesetze gemäss europäischem Recht. Beibehaltung des Status Quo der SRG und Ablehnung des Gebührensplitting. Stellen Sie sich die Schlagzeile vor: ‚Credit Suisse First Boston realisiert 35 Prozent Rendite bei Belcom dank Gebührensplitting‘.

Erbringen die privaten TV-Sender Ihrer Meinung nach auch eine Art von Service Public?

Ich bin überrascht zu hören, dass sie nicht rentieren. Bis jetzt sagten Schawinski und Stärkle von ihren Sendern immer, sie seien um Break-even, und jetzt höre ich, dass sie grosse Verluste erwirtschaften. Es kann meiner Meinung nach nicht sein, dass die Strukturen angepasst werden müssen, weil sich TV-Unternehmer verrechnet haben. Die Belcom hat ja erst ein Problem seit Tele24 und nicht wegen TeleZüri.

Wenn die privaten TV-Unternehmen Gebühren erhielten, würden sie gestärkt werden, was Sie mit der IPM zu spüren bekämen. Ist das der Grund Ihrer Ablehnung?

Sie würden ja auch dann kein besseres Fernsehen machen. Die privaten TV-Unternehmen müssten einsehen, dass sie kooperieren und gemeinsame Marketingaktivitäten entwickeln müssen. Wenn sie 100 Millionen Franken Gebühren erhielten, würde wieder jeder selber ein Vollprogramm machen wollen und dann haben wir immer noch mehr Reporter an den Pressekonferenzen, die die gleichen Fragen stellen. Was jetzt passiert, ist eine Massnahme aus der Not.

Interview: Oliver Prange

Goldbach Media in Küsnacht.

Der VR-Delegierte Hans Ueli Keller war früher bei Credit Suisse als Mitglied der Geschäftsleitung für den Bereich Marketing nd Kommunikation als Leiter tätig.

Goldbach Media


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