02.03.2020

Republik

Wenn genug doch nicht genug ist

Obwohl die Republik die nötige neue Mitgliederanzahl am Montag bereits erreicht hat, will sie im verbleibenden Monat bis zum Ablauf der gesetzten Frist nochmals 3000 Mitglieder gewinnen. Denn: Das Spendenziel von 2,2 Millionen ist noch nicht erreicht.
Republik: Wenn genug doch nicht genug ist
Gruppierung im R: Am Sonntag fand in der Zürcher Gessnerallee eine Veranstaltung zur Medienvielfalt in der Schweiz statt, um auch den Start in den letzten Kampagnenmonat zu feiern. (Bild: zVg.)
von Loric Lehmann

Im Dezember kündete das Onlinemagazin Republik an, entweder bis Ende März 2,2 Millionen Franken sowie 19'000 Abonnentinnen und Abonnenten zu haben oder das Projekt zu beenden (persoenlich.com berichtete). Ansonsten würden sämtliche Angestellten per 31. März die Kündigung erhalten und das Unternehmen werde aufgelöst.

Erste Hürde genommen

Nun ist das erste Ziel erreicht: Am Montag wurde bekannt, dass die Republik gesamthaft 19'000 Mitglieder hat. So hat das Onlinemagazin seit der Kommunikation im Dezember 3000 neue Mitglieder bekommen. Besonders im Januar habe man mit 75 Prozent die höchste Erneuerungsrate in der Unternehmensgeschichte, heisst es in einer Mitteilung der Republik vom Sonntag.

Stand Montagmittag fehlen aber immer noch knapp 400'000 Franken, um das gesetzte Spendenziel vollständig zu erreichen. Dem Onlinemagazin bleibt aber immer noch ein ganzer Monat Zeit, um dieses Ziel zu erreichen.

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Mitgliederzahl reicht doch nicht aus

In der Mitteilung vom Sonntag wurde ausserdem angekündig, dass man den März nutzen wolle, «um nochmals kräftig zu wachsen». Denn statt den am Sonntag nötigen 300 neuen Mitgliedern, will man nun nochmals 3000 mehr erreichen.

Die Republik führt für diesen Umschwung drei Gründe auf: Erstens wolle man statt einmaliger Beträge lieber Mitgliedschaften. Denn diese seien nachhaltiger. Zweitens wolle man eben «je mehr Verlegerinnen, desto besser». Erst bei rund 24'000 Verlegern sei die Republik selbsttragend. Als dritter Grund habe man in den letzten Monaten viel vorbereitet, um neue Mitglieder zu gewinnen: «Komplizen getroffen, Pläne geschmiedet. Uns kleine und grössere Aktionen ausgedacht». Diese Vorbereitungen wolle man jetzt für einen Wachstumsschub nutzen, heisst es in dem Schreiben.

Dabei setzte man vorallem auf die 1100 Komplizinnen und Komplizen, die sich für den Erhalt der Republik einsetzen, sagt Christof Moser, Chefredaktor und Co-Gründer der Republik, auf Anfrage von persoenlich.com: «Sie sind von St. Gallen bis Bern, von Basel bis Luzern im Einsatz und führen den ganzen Monat über Aktionen durch, wie zum Beispiel Flyer verteilen im Pendlerverkehr.»

«Entscheidend sind die 19’000»

Nun stellt sich die Frage, ob die Republik bei der Nichterreichung von den neuen total 21'000 Verlegern, wie das Onlinemagazin die Mitglieder nennt, das Projekt beendet. Dies verneint Moser: «Das entscheidende Ziel für eine erfolgreiche Zukunft der Republik sind die 19’000 Mitglieder/Abonnentinnen und 2,2 Millionen Franken bis Ende März.»

Erreiche man die 3000 neuen Mitgliedschaften, habe die Republik damit auch gleich die noch fehlenden rund 400’000 Franken Finanzierung reingeholt, so Moser. Ausserdem wird man dann bei gut 21’000 Verlegern landen und damit ist das Onlinemagazin dem langfristigen Ziel von 24’000 Verlegern für eine selbsttragende Republik einen entscheidenden Schritt näher gekommen.

Der Plan B

Als Alternative zu den nicht erreichten Mitgliederzahlen sucht die Republik nach wie vor Grossinvestoren. Darauf angesprochen sagt Moser: «In den letzten Monaten haben sich vier neue Investorinnen verpflichtet, als Aktionäre an Bord zu kommen und insgesamt 300’000 Franken zu investieren. Sobald die Kampagne abgeschlossen ist, veröffentlichen wir die neuen Investoren wie gewohnt auf www.republik.ch/aktionariat.» Zusätzlich seien bei der Project R Genossenschaft Spenden und Fördermittel in der Höhe von 350’000 Franken eingegangen.

Bei Sponsoren besteht ja oft die Gefahr von Abhängigkeiten und Interessenskonflikten. Moser will davon nichts wissen: «Wir haben die Republik so gebaut, dass die Aktionäre zwar dereinst bei der Gewinnausschüttung bevorzugt werden, dafür aber eine extrem verminderte Stimmkraft haben. Im Vergleich zu den Verlegerinnen und Verlegern in der Genossenschaft, die 46,9 Prozent der Republik besitzen und den Gründern, die 46 Prozent besitzen, halten die Aktionäre bloss einen Stimmanteil von 4,3 Prozent.» Diese Bestimmungen gölten seit 2017 und hätten sich nicht verändert, so Moser.

Laut Moser fliessen Spendengelder in die Genossenschaft, und «egal, wie hoch der Betrag ist», gilt für Grossspender und normale Mitglieder und Verleger das gleiche Prinzip: one woman, one vote.



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