Herr Hongler, Sie haben am Montagmorgen betont, dass Ringier und Mobiliar eigentlich nicht zusammenpassen. Warum engagieren Sie sich trotzdem bei Ringier?
Die Mobiliar hat ihre digitale Transformation 2015 eingeleitet. Ringier hat bereits 2008 damit begonnen. Was Ringier in diesen sieben Jahren an Know-how und damit an Vorsprung erarbeitet hat, das interessiert uns. Ringier ist der ideale Partner für die Mobiliar, um unsere digitale Transformation zu beschleunigen – und das national wie auch international. Ringier kann uns helfen, unsere Ziele schneller, konsequenter und mit mehr Know-how zu erreichen.
Mit 25 Prozent sind Sie ein sehr bedeutender Aktionär. Welchen Einfluss üben Sie neu bei Ringier aus?
Die Mobiliar ist mit zwei Sitzen neu im Verwaltungsrat von Ringier vertreten, wo strategische Entscheidungen gefällt werden, beispielsweise zu grossen Investitionen. Auf der operativen Ebene werden wir in naher Zukunft neue Möglichkeiten für spezifische Projekte erarbeiten.
«Zielgruppengenaue und digitale Marktbearbeitung interessieren uns»
Was erhoffen Sie sich von dieser Beteiligung?
Ringier verfügt über eine führende Stellung im Geschäft mit digitalen Plattformen im In- und Ausland. Die Plattformökonomie, die zielgruppengenaue und die digitale Marktbearbeitung mit verschiedenen Instrumenten interessieren uns. Aufgrund der gelungenen Zusammenarbeit bei unserem Joint-Venture Scout24 kennen wir uns seit mehreren Jahren gut.
Sie haben erwähnt, dass das Mediengeschäft nicht im Fokus Ihrer Akquise stand. Hätte es da nicht noch andere Firmen gegeben, die Ihre Erwartungen erfüllt hätten?
Mit der Beteiligung an Ringier stossen wir mit der Unternehmensentwicklung der Mobiliar in eine neue Dimension vor. Dank dem zusätzlichen Know-how, das uns Ringier eröffnet, werden wir die digitale Transformation der Mobiliar beschleunigen können.
Nun gilt das Versicherungsgeschäft als konservativ. Welche Rolle spielt die ganze Digitalisierung in Ihrer Branche?
Unbelastete Insurtechs definieren das Versicherungsgeschäft neu. Sie brechen die Wertschöpfungskette der bestehenden Versicherer mit neuen Technologien auf. Hier wollen wir Schritt halten und die Welt der digitalen Platttformen mit unserer langjährigen, stark lokal verankerten Präsenz der Generalagenturen verknüpfen.
«Insurtechs definieren das Versicherungsgeschäft neu»
Mobiliar ist der zweigrösste Versicherungsplayer in der Schweiz und ist – mit kleinen Ausnahmen – vor allem auf die Schweiz fokussiert. Erhoffen Sie sich durch die Beteiligung mit Ringier mehr Internationalität?
Die Mobiliar erhält mit der Beteiligung auch Zugang zu den ausländischen Online-Plattformen von Ringier. Dadurch haben wir die grosse Chance, den Vertrieb von neuartigen Produkten und Dienstleistungen ausserhalb unseres Heimmarktes Schweiz neu zu denken.
Planen Sie auch redaktionelle Partnerschaften, beispielsweise mit dem Beobachter oder der Schweizer Illustrierten?
Mit dem Beobachter besteht bereits eine Partnerschaft in der digitalen Rechtsberatung, guider.ch.
Noch ein Wort zum Neo-Mitbesitzer von Ringier: Welche Zeitung oder Zeitschrift von der Dufourstrasse lesen Sie am liebsten?
Je nachdem, worüber ich mich gerade informieren will – von Blick, Bilanz und Handelszeitung über die Schweizer Versicherung bis hin zu Le Temps.