17.04.2013

Ringier

Investiert weiter in Afrika

"Zufrieden", ist Marc Walder mit dem 2012 erzielten Jahresergebnis. Der Ringier-CEO konnte an der Medienorientierung vom Mittwochmorgen 32,2 Millionen Gewinn vermelden. Dies ist zwar nicht allzu viel für ein Milliarden-Unternehmen, jedoch 9,4 Millionen mehr als im Vorjahr. Um den Strukturwandel zu bewältigen, will Ringier die Digital-Geschäfte und den Unterhaltungsbereich weiter ausbauen. Was passiert dabei mit den von Verleger Michael Ringier versprochenen "Investitionen in den Journalismus"? Und warum kauft sich das Zürcher Medienhaus bei Firmen in Nigeria, Ghana und Kenya ein? Der Bericht:
Ringier: Investiert weiter in Afrika

"In den letzten fünf Jahren investierte die Familie Ringier insgesamt 1.1 Milliarden in die Transformation des Unternehmens. Das ist doch ein enormes Bekenntnis hin zur Erneuerung", sagte Marc Walder anlässlich der Jahresbilanz-Medienkonferenz vom Mittwoch in Zürich, wo der Ringier-CEO zusammen mit Verleger Michael Ringier den Journalisten das Ergebnis 2012 unterbreitete. Bei der Präsentation wurden denn auch die Begriffe "Strukturwandel", "Digital-Geschäft" und "neue Investitionsfelder“ mehr als nur einmal genannt. Trotz schwierigem Umfeld hat Ringier im Jahr 2012 einen Gewinn von 32,3 Millionen Franken erzielt. Der Einbruch vom Vorjahr konnte damit gebremst werden. Im Jahr 2011 war der Gewinn von 61,7 Millionen auf 22,8 Millionen Franken abgesackt.

Marc Walder ist "zufrieden"
Der Gewinn vor Steuern stieg um 55,2 Prozent auf 99,5 Millionen. Der Umsatz betrug 1,087 Milliarden Franken - das sind 5,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Haupteinnahmequelle blieb das traditionelle Print-Geschäft, auch wenn Ringier künftig vor allem in den Bereichen Digital und Entertainment weiter wachsen will (vgl. Interview mit Entertainment-Chef Michael Voss). Die Einnahmen aus dem digitalen Geschäft stiegen 2012 erneut an und betragen mittlerweile 18 Prozent (Vorjahr 13 Prozent). Ringier-Chef Marc Walder zeigte sich mit dem Geschäftsjahr 2012 zufrieden.

Verleger Michael Ringier und CEO Marc Walder an der Bilanzmedienkonferenz vom Mittwoch im Ringier-Pressehaus.

 

Es sei ein wegweisendes Jahr gewesen, ein Jahr der Ankäufe und der Neu-Organisation, sagte er. Damit ist unter anderem die 390-Millionen-Akquisition der Stellenplattform jobs.ch zusammen mit Tamedia (persoenlich.com berichtete) gemeint und der Verkauf des Betty-Bossi-Anteils an Coop. Verleger Michael Ringier sprach in seiner Rede von einem "steifen Wind draussen im Markt". Innerhalb des Unternehmens wünsche er sich jedoch Zuversicht und Spass an der Arbeit. Sein Wunsch findet offenbar Gehör, bei Ringier scheint keiner den Kopf in den Sand zu stecken: "Die Stimmung bei uns im Unternehmen ist durchaus positiv, jung, sehr dynamisch und zukunftsorientiert", bestätigte CEO Walder im Anschluss an die Konferenz gegenüber persoenlich.com.

Probleme im Druckgeschäft und in Asien
Doch nicht alle Bereiche sind von Dynamik und Innovation geprägt: Ingesamt beschäftigte Ringier 2012 in der Schweiz und Deutschland 113 Mitarbeiter weniger als 2011. "In der Schweiz haben wir allein durch die Schliessung Druckereien der Swissprinters in St.Gallen und Schlieren rund 100 Mitarbeiter verloren", erklärt Marc Walder diese Reduktion. Swissprinters ist mittlerweile nur noch am Standort Zofingen präsent, alle anderen Standorte wurden abgebaut, wodurch die Erlöse aus dem Druckbereich um 23 Prozent zurückgegangen sind. Zudem verzeichnete Ringier Asien ein "schwieriges Jahr". Ein Grund dafür sei die "Umschichtung der Werbeetats, die sich negativ auf das Print-Geschäft auswirkte". Besonders die Zeitschrift "Asia Inflight" habe gelitten. Deshalb sei bei Ringier China eine Restrukturierung nötig geworden.

Beteiligung an 15 Digital-Plattformen in Afrika
Walder betont aber, dass, auf die Mitarbeiterzahl des gesamten Konzerns gesehen, ein Ausbau erfolgte: "Auf Gruppenebene haben wir zugelegt. Dies hängt damit zusammen, dass wir einerseits in Osteuropa, andererseits in Afrika Stellen neu geschaffen und neue Firmen akquiriert haben". Nach der Ausweitung der Geschäftstätigkeiten Richtung Osteuropa hat sich Ringer nun zum Ziel gesetzt, auf dem afrikanischen Kontinent Ähnliches zu tun. Afrika sei deshalb interessant, weil dieser Erdteil - nicht nur für die Medien-, sondern auch für andere Branchen - ein viel versprechender Wachstumsmarkt darstelle. Ringier hat bis dato in drei afrikanischen Ländern bei 15 digitalen Plattformen investiert (z.B. in die Kleinanzeigen-Seite "Jaasu" vgl. medienwoche.ch).

Diese Investitionen sollen quasi ein Pilotbetrieb sein, denn Afrika sei ein "grosser, verlockender Markt", den man früh erkennen müsse, so Walder. Der Entscheid für die drei Länder Kenya, Ghana und Nigeria sei nach intensiver Marktforschung geschehen: "Wir hatten ein Raster mit etwa vierzig Kriterien, darunter Internetwachstum, Penetration des mobilen Internets, Bruttoinlandprodukt, politische Sicherheit, regulatorische und gesetzgeberische Sicherheit", erklärt Walder das Vorgehen gegenüber persoenlich.com und er fügt an. "Ghana zum Beispiel weist am meisten Blackberrys pro Einwohner aus. Dort ist das mobile Internet massiv im Vormarsch."

Paywall-Projekt ist komplex
Marc Walder und Michael Ringier äusserten sich zudem zum derzeit in der Schweizer Medienbranche besonders heiss diskutierten Thema "Paywall". Dabei wurde klar: Ringier will die Internet-Bezahlschranke beim "Blick" nun doch nicht wie angekündigt in diesem Herbst hochziehen. Man sei gerne Pionier, sagte Verwaltungsratspräsident Michael Ringier. Aber man brauche bei diesem wichtigen Projekt mehr Zeit. An der Dufourstrasse ist zwar der Grundsatz-Entscheid zur Bezahlschranke gefallen und ein Projektteam arbeite "auf Hochtouren" an der konkreten Ausgestaltung. Doch es seien noch "sehr komplexe IT-Fragen zu klären", so Walder. Daher wolle man zuerst von anderen Medienhäusern lernen und das Leserverhalten beobachten (Detail vgl. persoenlich.com).

Bis 2015 werden 60 Millionen eingespart
Den Einwand, dass Ringier sein 2011 gemachte Versprechen - wiederum in den Journalismus statt in Sportler- oder Promivermarktung oder den Vertrieb von Tiernahrung, Kochbücher oder Rüebliraffeln zu investieren - nur bedingt einhalte, lässt Walder nicht gelten. Ringier investiere sehr wohl in den Journalismus. Als Beispiele nennt er die Investitionen in neue journalistische Produkte: "In den letzten Jahren wurde "Blick am Abend" lanciert, zudem "SI-Style" und "Landliebe". Und unterhalb der Marke "Schweizer Illustrierten" lancierten wir mittlerweile eine ganze Zeitschriften-Familie mit verschiedenen neuen Titeln." Doch würde "Investitionen in den Journalimus" nicht eher bedeuten, dass die bestehenden Redaktionen ausgebaut und so längere Recherche würde? Dies scheint angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Situation illusorisch. Doch zumindest will Ringier bei den Redaktionen nicht abbauen. Walder sagt dazu: "Von den 60 Millionen, die wir bis 2015 einsparen wollen, sind die Redaktionen ausgenommen".

 

Text: Edith Hollenstein, Bilder: Keystone



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