07.07.2015

TagesWoche

"Wir werden unsere Mittel gezielter einsetzen können"

Wirren in Basel bei der "Tageswoche": Letzte Woche hat der Verwaltungsrat die Führung abgesetzt. Chefredaktor Daniel Winter und Geschäftsführer Tobias Faust sind per sofort freigestellt. Nun soll Print-Chef Remo Leupin, der von sich aus gekündigt hatte, die Redaktion vorübergehend führen. Was soll dieser abrupte Umbau und wie reagiert der Verwaltungsratspräsident auf die aktuellen Vorwürfe? Gegenüber persoenlich.com nimmt Oscar Olano Stellung.
TagesWoche: "Wir werden unsere Mittel gezielter einsetzen können"

Herr Olano, Ihre angekündigten Veränderungen für die "TagesWoche" sorgen in Basel ganz schön für Wirbel. Konnten Sie am Wochenende abschalten?
Vielen Dank der Nachfrage. Ich stehe für Auskunft gerne zur Verfügung. Mir ist bewusst, dass Veränderungen Menschen berühren und interessieren. Jetzt ist der Einsatz von jedem einzelnen Verwaltungsratsmitglied gefragt.

Ein einziger Gesamtleiter soll künftig die Aufgaben von Chefredaktor und Geschäftsführer übernehmen. Letzterer erledige nicht viel mehr als die Buchhaltung, sagen Sie in der "Schweiz am Sonntag". Ein Affront an Dani Winter und Tobias Faust?
Mit dem Fokus auf das Kerngeschäft und der Ausgliederung des Inserategeschäfts passen wir die Struktur der Geschäftsleitung an. Die neue Führungsperson mit publizistischem und betriebswirtschaftlichem Know-how wird die wenigen administrativen Aufgaben übernehmen. Nun geht es darum, die passende Person für diese Position zu finden.

In einer persönlichen Abrechnung auf Facebook attackiert ein ehemaliger Mitarbeiter die beiden sowie Remo Leupin. Wie reagiert der Verwaltungsrat auf diese Vorwürfe?
Dazu kann ich keine Stellung nehmen. Ich kenne diesen ehemaligen Mitarbeiter nicht und er bezieht sich auf die Zeit vor meiner Amtszeit.

Remo Leupin habe den Braten gerochen, heisst es in dem Facebook-Eintrag. Hätten Sie an Leupin festgehalten, wenn er nicht gekündigt hätte?
Remo Leupin tritt eine neue Stelle an, die, wie er sagt, auf seine Person zugeschnitten ist. Auch er wurde über unsere Entscheide informiert. Für die neue Führungsposition kann sich jeder bewerben.

Als interimistischer Leiter fällt Leupin nun bis Ende September wichtige Entscheide für die Redaktion – und ist dann weg. Wie beurteilen Sie das?
Wir haben gute Leute im Team. Zudem unterstütze ich in dieser Zeit und wichtige Entscheide sprechen wir ab.

Wie läuft die Suche nach einem Nachfolger, resp. einem neuen Gesamtleiter?
Inserate sind online bereits aufgeschaltet und am kommenden Wochenende erscheinen auch welche in Printform.

Gerüchten zufolge ist David Sieber, ehemaliger Chefredaktor der Südostschweiz, Kandidat Nummer eins. Dieser winkt aber ab, er sei nicht im Gespräch mit Ihnen. Weshalb haben Sie ihn nicht angefragt?
Wir haben zuerst unsere Mitarbeitenden informiert und jetzt beginnen wir mit der Suche.

Sind Sie mit anderen Kandidaten im Gespräch?
Ich freue mich auf interessante Gespräche mit potentiellen Kandidaten und Kandidatinnen, bis heute sind noch keine geführt worden.

Mindestens 20 Millionen hätte die Tawo-Führung innert vier Jahren "verballert", heisst es im Facebook-Post zudem. Wie beurteilen Sie den Vorwurf, nach Ihrer Situationsanalyse in den letzten sechs Monaten?
Auf diesen Post nehme ich keine Stellung. Wir sind ein Marktteilnehmer wie andere Medien und stehen im Wettbewerb. Wir gliedern das Anzeigengeschäft aus und passen die Geschäftsleitung um, um uns besser auf das Kerngeschäft zu fokussieren. Dies führt dazu, dass wir Mittel gezielter einsetzen können.

Als neuer Verwaltungsrat mit einer neuen Führung haben Sie die Chance, vieles besser zu machen. Wie wollen Sie das angehen?
Mit grossem Engagement von Pascal Mangold und mir sowie mit unseren Erfahrungen und unserem Fachwissen, die wir einbringen.

Die "TagesWoche" beschäftigt rund 30 Mitarbeiter. Wie reagieren diese auf die angekündigten Veränderungen? Wie ist die Stimmung auf der Redaktion?
Wir haben die Mitarbeitenden rechtzeitig informiert, was sehr geschätzt wurde. Das Team hat sich zu unserem Engagement positiv geäussert. Ich nehme eine gute Stimmung wahr.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

Fragen: Michèle Widmer, Bild: zVg.
 


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