02.04.2012

Erfolgreiche Frauen

Andrea Hemmi

Powerfrauen mit Köpfchen in der neuen persoenlich.com-Serie.
Erfolgreiche Frauen: Andrea Hemmi

Es gibt sie – die Powerfrauen mit Köpfchen. Und sie nehmen wichtige Positionen in der Medien- und Kommunikationsbranche ein. Obwohl sie im öffentlichen Scheinwerferlicht stehen, bleibt ihre private Seite oft unbeleuchtet. In einer losen Serie zeigt persoenlich.com wo diese Karrierefrauen beruflich stehen, fragt aber auch nach, wer oder was sie dorthin gebracht hat. Den Auftakt macht Andrea Hemmi, Leiterin Unternehmenskommunikation SRF.

Andrea Hemmi, die letzten Wochen waren für Sie sehr intensiv: SRF stellte die neuen Marken vor, die Programmbilanz 2011 ist erschienen und an der Jahresmedienkonferenz sind die Programmhighlights 2012 angekündigt worden. Was steht für Sie als Leiterin der Unternehmenskommunikation als nächstes an?

Ja, im ersten Quartal haben wir uns vor allem mit Unternehmenspublikationen und Medienarbeit beschäftigt. Nach der Nachbearbeitung dieser Projekte werde ich nun die Detailplanung für das zweite Halbjahr in Angriff nehmen. Zudem möchte ich gewisse Instrumente der internen Kommunikation weiterentwickeln.

Was möchten Sie hier ändern?

Zum Beispiel haben wir letztes Jahr auf dem Intranet ein internes News-Portal aufgebaut, um die Kolleginnen und Kollegen auf journalistische Art über Geschehnisse und Hintergrundthemen aus der SRF-Welt zu informieren. Hier möchten wir künftig die Interaktion noch steigern. Auch sollen vermehrt kurze Videobeiträge produziert werden – von Mitarbeiterporträts über Interviews mit der Führungsspitze bis zu Reportagen aus verschiedensten Aufgabenfeldern.

Wie zufrieden sind Sie mit der Kommunikation der Logos?

Für uns war zum jetzigen Zeitpunkt die interne Kommunikation entscheidend, damit unsere Leute nun die Lancierung der neuen Marken Ende Jahr vorbereiten können. Daher wurden in Basel, Bern und Zürich fünf Mitarbeiterveranstaltungen durchgeführt. Hier wurden die Logos alles in allem sehr positiv aufgenommen. Darüber sind wir sehr froh, denn es ist wichtig, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Marken und Logos identifizieren können.

Extern gab es auch heftige negative Reaktionen. Kritisiert wurden die bunten Logos und dass das Wort Radio bei den neuen Radio-Namen künftig zweimal vorkommt (siehe auch: Kommentare auf persoenlich.com). Was sagen Sie dazu?

Das ist nicht ungewöhnlich. Allgemein finde ich die hohe Beachtung, die SRF mit seinen Themen in den Medien erzielt, immer wieder eindrücklich. Es gibt ja die Theorie, dass vor allem das Fernsehen, aber auch das Radio Gesellschaft schaffen, indem sie jedem ermöglichen, auf unkomplizierte Art in Kontakt zu anderen Menschen zu kommen. Fernsehen und Radio verbinden, sind zentrale Begleiter im Alltag – das weckt sehr stark das Bedürfnis, Anteil zu nehmen, zu kommentieren, mitzureden. Mit dieser emotionalen Anteilnahme logisch verknüpft ist natürlich je nach Thema auch ein gewisses Erregungspotenzial.

SRF steht im Schaufenster. Alles wird mit Argusaugen beobachtet. Macht Ihnen das nie Mühe?

Nein, ich kommuniziere gern Themen, die Menschen interessieren und bewegen, auch wenn sie polarisieren. Auch kleine Ereignisse in Zusammenhang mit SRF können in der Öffentlichkeit hohe Wellen schlagen, weshalb sich in vielen Fällen eine offensive Kommunikation empfiehlt. Aber das macht die Arbeit ja gerade auch anspruchsvoll und spannend.

Sie führen ein sechsköpfiges Team. Nach welchem Prinzip?

Ich fordere mein Team gern. Dabei mache ich gewisse Vorgaben, gebe aber auch Freiraum für Eigeninitiative und versuche immer da zu sein, wenn jemand Support braucht.

Wie sehen Sie Ihre Rolle als Leiterin der Unternehmenskommunikation?

Mein Team und ich sind die "Treiber" für die Kommunikation von Unternehmensthemen. Wir müssen dafür sorgen, dass das "junge" Unternehmen in der Wahrnehmung weiter an Kontur gewinnt und intern wie extern gezielt über SRF informiert wird. Dabei gilt es, den komplexen Ansprüchen von Mitarbeitenden, Publikum und Öffentlichkeit Rechnung zu tragen.

Was machen Sie anders als Ihre männlichen Kollegen?

Nichts, denke ich. Ich kann mit den Diskussionen über geschlechterspezifisches Rollenverhalten im Beruf nicht so viel anfangen.

Haben Sie aus Karrieregründen auf eigene Kinder verzichtet?

Ich liebe Kinder, bin selbst dreimal Gotte. Aber in meinem Job ist vieles unvorhersehbar. In dieser Intensität könnte ich ihn als Mutter nicht ausüben, oder besser gesagt, ich möchte dies auch nicht.

Welches ist Ihr persönliches Erfolgsrezept?

Ich bin hartnäckig, habe ein Gespür für Chancen und liebe meine Arbeit.

Schauen wir zurück auf Ihre berufliche Laufbahn. War Ihnen schon früh klar, dass Sie Karriere machen wollten?

Eine klassische Karriere hatte ich nie im Kopf. Ich freute mich ganz einfach auf ein spannendes Berufsleben.

Woher kam die Faszination für Kommunikation?

Schon als Kind war ich eine eifrige Medienkonsumentin: von der Radio-Serie "Der heisse Draht" bis hin zu Basteln mit Gerda Conzetti. Selbst die TV-Spots sah ich mir gern an. Mittels kreativer Ideen ganz direkt angesprochen zu werden, das mochte ich.

Was für ein Kind waren Sie?

Ich hatte eine grosse Fantasie, las gern und zeichnete viel. Und dann hatte ich immer wieder kleine Projekte, in die ich meine Klasse involvierte. So schrieb ich als Neunjährige aus einem Astrid-Lindgren-Roman ein kleines Theaterstück, das wir dann aufführten.

Sie studierten Germanistik und Betriebswirtschaft. Noch während der Doktorarbeit begannen Sie mit Ihrer ersten "richtigen" Stelle. Sie unterstützten die damalige Aargauer Gesundheitsdirektorin Stéphanie Mörikofer. Wie kam es dazu?

Stéphanie Mörikofer wurde gerade frisch gewählt – sie war die erste Frau im Aargauer Regierungsrat. Ich fand das toll und schrieb ihr, dass ich gern als ihre persönliche Mitarbeiterin und Ghostwriterin tätig wäre. Sie meinte darauf, sie hätte ihr Amt ja noch nicht angetreten und wüsste nicht, was sie später brauchte. Ich schrieb ihr dann nach dem Start ein zweites Mal und meine Hartnäckigkeit wurde belohnt.

Gleichzeitig schrieben Sie den Roman. "Flamingoküsse". Er wurde 20'000 Mal verkauft. Wann kommt die Fortsetzung?

Das weiss ich nicht. Während dem Ghostwriting wuchs der Wunsch, auch wieder einmal etwas Längeres für mich zu schreiben. "Flamingoküsse" kam gut an und der Heyne-Verlag gab mir einen Fortsetzungsroman in Auftrag. Aber hatte mir die Beschäftigung mit dem fiktiven Stoff und der Sprache vorher Vergnügen bereitet, so wurde das Schreiben an der Fortsetzung zur reinen Auftragsarbeit. Beim zweitletzten Kapitel angelangt, stornierte ich das Projekt.

Im Roman beschreiben Sie das Leben einer umtriebigen Singlefrau. Ist Lou-Marlen Ihnen ähnlich?

Lou-Marlen verarbeitet Erfahrungen ähnlich wie ich es tue und bewegt sich in einem mir vertrauten Umfeld. Weitere Ähnlichkeiten – nein. Mit einer Frau wie Lou-Marlen würde ich gern ab und zu ein Glas Rotwein trinken. Mit ihr zusammen arbeiten möchte ich hingegen nicht. Sie ist mir zu chaotisch.

Nach der Arbeit bei der Gesundheitsdirektion wechselten Sie zuerst in die PR-Branche, danach in die Kommunikation von McDonald’s und Kuoni. Später gründeten Sie Ihre eigenen PR-Agentur. Sie bauten Ihre Karriere Stück für Stück auf. War das so geplant?

Nein. Es ergab sich so. Nach ein paar Jahren bekam ich jeweils Lust, noch etwas Neues kennen zu lernen und so ergab ein Schritt den nächsten.

Was konnten Sie bei den verschiedenen Stellen konkret lernen?

Nach der Arbeit beim Kanton Aargau wollte ich mir das PR-Handwerk aneignen. Das lernte ich bei der Trimedia, wo ich das McDonald’s-Mandat betreute. Wenig abgedeckt wurden dort die Media Relations, weil Journalisten lieber mit den Verantwortlichen der Unternehmen sprechen als mit PR-Beratern. Daher wechselte ich anschliessend als Mediensprecherin zu TV3. Als der Sender eingestellt wurde, fand ich eine neue Anstellung bei McDonald’s als Kommunikationschefin, danach bei Kuoni. Schliesslich wagte ich den Schritt in die Selbständigkeit und gründete meine eigene PR-Agentur.

Es lief Ihnen immer rund. Einzig bei McDonald’s gab es einen unschönen Abgang. Das Verhalten des Schweizer Chefs gegenüber Ihren Mitarbeiterinnen wurde kritisiert. Sie quittierten den Job. War es aus heutiger Sicht richtig?

Ja. Ich konnte nicht hinter diesem Vorfall stehen und hätte auch anders darüber kommuniziert. Deshalb zog ich die Konsequenzen und ging.

Wo wird man Ihren Namen in Zukunft lesen?

Ich plane nicht langfristig. Kommt hinzu, dass es hier bei SRF noch viel zu tun gibt. Mein Team und ich sind nun sehr gut eingespielt - das macht Lust, zusammen noch einiges anzupacken.

 

Interview: Christine Schnyder

 

 

Nächste Woche lesen Sie an dieser Stelle das Interview mit Nicole Althaus, Chefredaktorin "wir eltern".

 



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