30.04.2022

Alkoholabstimmung

Migros-Manager beschimpfen Ex-Chef Bolliger

Herbert Bolliger ist einem Bericht zufolge für sein Engagement gegen die Einführung von Alkohol scharf kritisiert worden. «Einige hofften wohl, dass das Ganze ohne Widerstand durchgeht», so der frühere Migros-Boss zu den negativen Reaktionen.
Alkoholabstimmung: Migros-Manager beschimpfen Ex-Chef Bolliger
Soll laut seinem Umfeld von ehemaligen Kolleginnen und Kollegen aus dem Migros-Management «als Verräter» beschimpft worden sein: Ex-Chef Herbert Bolliger. (Bild: Keystone/Walter Bieri)

Rund fünf Wochen vor dem Entscheid spitzt sich der Abstimmungskampf um die Einführung von Alkohol in der Migros zu: Der frührere Chef Herbert Bolliger erntet für seine Nein-Kampagne gegen das Vorhaben Kritik, wie die SonntagsZeitung berichtet. Bei seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen aus dem Management würde sein Engagement schlecht ankommen. «Es gab sehr negative Reaktionen von Migros-Verantwortlichen. Einige haben wohl gehofft, dass das Ganze ohne Widerstand durchgeht», wird Bolliger zitiert. Namen und Details will der 69-Jährige keine nennen. 

Aus seinem Umfeld ist gemäss dem Medienbericht zu erfahren, dass er sogar «als Verräter» beschimpft worden sei. Kritik habe es dabei unter anderem aus der Verwaltung des Migros-Genossenschaftsbundes (MGB) gegeben. Das Gremium mit 23 Mitgliedern hat sich für den Verkauf von Alkohol ausgesprochen.

Bald wird die Website der Gegner um Bolliger live gehen, wobei laut SoZ der bereits publik gemachte Slogan zu sehen sein wird. Die «Gruppe für die M-Werte», wie sich die Gegnerschaft selbst nennt, würde auf ihrer Homepage gemäss dem Bericht einige Seitenhiebe gegen die aktuelle Migros-Führung austeilen – mit Zitaten des Migros-Gründers Gottlieb Duttweiler. «Unsere Reserven hoffen wir nicht in den Bilanzen, sondern in den Herzen des Volkes zu äufnen», so «Dutti» einst. Oder auch: «Dienen kommt vor Verdienen.» Die unterschwellige Botschaft gemäss der SoZ: Die Migros-Manager würden mit dem Verkauf von Alkohol auf Gewinnmaximierung setzen.

MGB-Präsidentin Nold ist für ein Ja

Bolliger hatte die aktuelle Führung kürzlich in einem Interview mit dem Blick kritisiert: «Ein Nein wäre eine gewaltige Klatsche für die Migros-Führung. Ich frage mich, ob die überhaupt noch wissen, in welchem Unternehmen sie arbeiten.» Bolliger zeigte sich zudem siegessicher gegenüber dem Boulevardmedium.

Einen Tag später erklärte Ursula Nold, Präsidentin des Migros-Genossenschaftsbunds (MGB), in einem Interview mit der Schweiz am Wochenende, weshalb sie den Alkoholverkauf befürwortet: «Bei unseren Recherchen haben die Verwaltung und ich realisiert, dass Dutti selbst die Statuten zweimal ändern wollte – 1948 und 1952. Und das Einkaufsverhalten der Kundschaft hat sich nun mal geändert.» Zudem äusserte sich Nold zur Nein-Kampagne Bolligers, worüber dieser sie im Vorfeld informiert habe: «Er kann sich einbringen, das ist sein gutes Recht als Migros-Genossenschafter. Ob das gut oder schlecht ist, möchte ich nicht werten.»

Bis am 4. Juni entscheidet jede Genossenschaft einzeln, ob in ihren Migros-Filialen künftig auch Bier, Wein, Schnaps in die Regale gestellt werden (persoenlich.com berichtete). Ausser in Genf, wo eine einfache Mehrheit genügt, ist für ein Ja eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig, weil es sich bei dem Vorhaben um eine Statutenänderung handelt. Für Bolliger ist das eine «sehr hohe Hürde», wie er dem Blick sagte: «In der Politik würde man in diesem Fall von einem Erdrutschsieg reden, der nötig wäre. Den wird es nicht geben.» (tim)



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