03.04.2022

Migros

Ex-Chef lanciert Anti-Alkohol-Kampagne

Der frühere Migros-Direktor Herbert Bolliger mobilisiert gegen einen möglichen Alkoholverkauf. Der 68-Jährige will eine Kampagne konzipieren und offenbar auch finanzieren. Das sorgt für Irritation. Auch das Blaue Kreuz macht mobil gegen Migros-Alkohol.
Migros: Ex-Chef lanciert Anti-Alkohol-Kampagne
War Migros-Direktor von 2005 bis 2017: Herbert Bolliger. (Bild: Keystone/Walter Bieri)

Am 4. Juni lässt die Migros ihre 2,3 Millionen Genossenschafter darüber abstimmen, ob es in den Supermärkten künftig Alkohol zu kaufen geben soll (persoenlich.com berichtete). Wie Recherchen der NZZ am Sonntag zeigen, hat der frühere Migros-Direktor Herbert Bolliger in den letzten Wochen ein kleines Team aus pensionierten Migros-Mitstreitern zusammengetrommelt, welche das verhindern wollen. Sie nennen sich «Gruppe für die M-Werte».

Auch der SonntagsBlick publizierte diese Story. «Durch den Verkauf von Alkohol werden die Migros-Werte geschwächt. Die Migros würde ein Stück ihrer Einzigartigkeit verlieren», so Bolliger zum Ringier-Blatt. Darauf wolle er und sein Team hinweisen.

«Wir sind derzeit daran, eine bescheidene, aber effektive Kampagne zu konzipieren», sagte Bolliger sowohl dem SoBli als auch der NZZaS. Dem Vernehmen nach ist er für die Finanzierung zuständig und wird sich auch persönlich daran beteiligen. «Es gibt einige Menschen, denen die Werte von Gottlieb Duttweiler etwas wert sind.»

Der Aktivismus des ehemaligen Chefs sorgt intern für Irritationen. So wollte Herbert Bolliger im hauseigenen Migros Magazin Inserate schalten, die für ein Nein werben. Das lehnte die Migros-Chefetage ab. Bolliger sagte zur NZZ am Sonntag: «Ich begreife nicht, warum wir nicht im Migros Magazin inserieren dürfen.»

Gegner von Migros-Alkohol werben Genossenschafter an

Auch das Blaue Kreuz macht in einer Kampagne Stimmung gegen die Einführung von Wein und Schnaps beim Grossverteiler. Wie die SonntagsZeitung berichtet, sollen neue Genossenschafterinnen und Genossenschafter helfen, Alkohol bei der Migros zu verhindern.

Auf Facebook und Twitter ruft die Suchtorganisation dazu auf, an der Alkohol-Abstimmung im Mai mitzumachen und Nein zu stimmen: «Helfen Sie mit. Die Migros soll alkoholfrei bleiben. Wer noch nicht Genossenschafter/in ist, kann dies leicht werden.» Dazu steht ein Link, unter dem man noch bis 10. Mai einer der zehn Migros-Genossenschaften beitreten kann.

Philipp Hadorn, Präsident des Blauen Kreuzes, hofft, dass viele Neue dazu kommen, die ein Nein in die Urne legen. «Wir haben bereits zahlreiche positive Rückmeldungen auf unsere Aktivitäten auf Social Media erhalten.» Weitere Aktionen sollen folgen. «Wir werden in den kommenden Wochen die Kampagne noch intensivieren. Neben Posts auf Facebook und Twitter werden wir auch Flyer verteilen», sagt er.


Um ihre Mitglieder zur Urabstimmung zu motivieren, begleitet die Migros die Entscheidfindung mit einer eigenen Kampagne. Diese hat die Agentur Wirz konzipiert. Je nach Ausgang der Abstimmung werden die Supermärkte der regionalen Genossenschaften das Migros-Bier «Oui» mit Alkohol oder das alkoholfreie «Non» ins Angebot aufnehmen. (pd/cbe)



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Kommentare

  • Rolf Wiggenhauser , 17.04.2022 20:12 Uhr
    Es kann nicht sein, dass die Migros die hoch gehaltenen Werte vom Migros-Gründer Duttweiler von Sockel reisst! Wenn Herbert Bolliger Hilfe braucht, ich bin dabei!!! Unterschriften sammeln, Flugblätter verteilen, etc. - mache ich!!!!
  • Robert Schwarzer, 10.04.2022 22:22 Uhr
    Dass Herbert Bolliger & Co die M-Werte hochhalten, verdient Respekt. In der Frage einer fairen M-LGAV-Sozialpartnerschaft waren für ihn diese Werte leider kein Thema…
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