Eine Überraschung zum Jahresstart sorgt bei einem Teil der Mitarbeitenden von CH Media für rote Köpfe. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes «Überraschungsbuch» – oder wie es ein Mitarbeiter gegenüber persoenlich.com nennt: «CH Media schenkt uns ein Stickeralbum. Als wären wir Primarschüler.» Tatsächlich liegen dem «Überraschungsbuch» einige Sticker bei, die gesammelt und getauscht werden können, um das eigene Unternehmen besser kennenzulernen. Ähnlich wie ein Panini-Album, einfach ohne Köpfe, sondern mit Firmenlogos und Sprüchen. «Ich verstehe nicht, dass man für so was Zeit und Geld aufwendet», schreibt ein weiterer Beschenkter (Namen der Redaktion bekannt).
Bei der Medienstelle wird das Überraschungsbuch lieber «Notizbuch» genannt. «Im Einklang mit dem weiterentwickelten Markendesign von CH Media enthält das Notizbuch auf zwölf von insgesamt rund 200 Seiten neben Zahlen und Fakten zum Unternehmen unter anderem auch Markensticker der verschiedenen Medien. Die Sticker sind ein Stilelement zur Differenzierung von anderen Medienmarken», schreibt Sprecher Lino Bugmann auf Anfrage. Die Einführung der Sticker war bereits Anfang November bekannt geworden, als das neue Keyvisual der Dachmarke CH Media präsentiert wurde: eine Box mit Markenstickern (persoenlich.com berichtete). «Im Rahmen der Weiterentwicklung der Dachmarke CH Media wurde das früher bereits eingesetzte Notizbuch zum Jahresstart im neuen Design, einschliesslich der zum Design gehörenden Sticker, neu aufgelegt», so Bugmann.
Wie einer der Mitarbeitenden gegenüber persoenlich.com sagt, sei das Präsent vor dem Hintergrund zahlreicher Entlassungen taktlos. Mitte November wurden plötzlich sämtliche zu CH Media gehörenden Today-Portale geschlossen – 34 Kündigungen waren die Folge. Zudem wurde 2024 der im Vorjahr angekündigte Stellenabbau umgesetzt. «Journalistinnen und Journalisten wünschen sich mehr Jobsicherheit und einen anständigen Lohn. Und wenn wir einmal in zehn Jahren einen Teuerungsausgleich erhalten, sind wir sogar überglücklich», sagt einer der Beschäftigten, der die Aktion als «lächerlich» bezeichnet. Entsprechend weigert er sich, sein Geschenk abzuholen.
Viele Mitarbeitende würden sich das Notizbuch abholen, meint Sprecher Bugmann. Konkrete Zahlen kann er aber keine nennen. «Einkalkuliert ist zudem, dass nicht alle der rund 1800 Kolleginnen und Kollegen ein Notizbuch benutzen möchten.» Oder sie gehen damit so pragmatisch um wie jener Mitarbeiter, der das Buch vor sich hat: «Man kann die Seiten über die Firma einfach rausreissen.»
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16.01.2025 07:38 Uhr
15.01.2025 19:24 Uhr