Nach der Kontroverse um die zensierte Maturaarbeit über Bundesrat Beat Jans hat EJPD-Kommunikationschef Oliver Washington eine Kehrtwende vollzogen. Der zuvor nicht zugängliche Dokumentarfilm, der Teil der Arbeit einer Zürcher Schülerin ist, darf nun am Gymnasium Rämibühl gezeigt werden.
«Aufgrund des grossen medialen Interesses habe ich entschieden, dass die Schule den Film im normalen Rahmen in der Schule zugänglich machen kann», erklärte Washington gegenüber persoenlich.com. Er habe sowohl die Schule als auch die Schülerin darüber informiert.
In «freundschaftlichem Rahmen»
Der Fall wurde in der NZZ publik und medial breit aufgegriffen. Nach einer Intervention war von der 19-seitigen Analyse der Kommunikationsstrategie von Bundesrat Jans fast nichts mehr lesbar. Die Arbeit trug den deutlichen Vermerk «Zensuriert» auf dem Titelblatt (persoenlich.com berichtete).
Washington gibt gegenüber persoenlich.com Einblick in die Hintergründe des Falls. Die betroffene Schülerin sei die Tochter von Freunden. Die Auskunft sei «in einem privaten und freundschaftlichen Rahmen» erfolgt, so Washington. Dabei sei vereinbart worden, dass die Arbeit nicht veröffentlicht wird. Auch sollte er Aussagen zurückziehen können.
«Die Schülerin hat sich nicht daran gehalten und eine Veröffentlichung vorgesehen, indem die Arbeit in der Bibliothek der Schule zugänglich sein sollte», erläutert Washington. Zudem habe sie «den Rahmen des anfänglich präsentierten Konzepts verlassen».
Der ehemalige SRF-Bundeshauskorrespondent betont, dass er nie von Schwärzungen gesprochen habe: «Von Schwärzungen war nie die Rede. Wer die in den Medien kolportierten Schwärzungen veranlasst hat, ist mir nicht bekannt.»
Washington bekräftigt seine Position, dass seitens EJPD niemand in die Maturaarbeit eingegriffen habe. Die Intervention sei von ihm persönlich ausgegangen – mit dem Ziel, die Vertraulichkeit zu wahren. «Deshalb habe ich die Schulleitung gebeten, den Film nicht zu veröffentlichen.»
Rektorin bestätigt Einhaltung der Abmachungen
Die Rektorin des Gymnasiums, Susanne Kalt, erklärte gegenüber dem Tages-Anzeiger, dass die Schülerin aus Sicht des Betreuers die Abmachungen in Bezug auf den Umgang mit Zitaten, Bild- und Tonaufnahmen eingehalten habe. Dies steht im Kontrast zu Washingtons Darstellung, wonach sich die Schülerin nicht an die Vereinbarungen gehalten hätte.
Kalt stellt gegenüber dem Tages-Anzeiger ausserdem klar, dass die Schülerin diverse Passagen ihrer Arbeit für die Ausstellung der besten Maturaarbeiten selbst geschwärzt hat – es handelt sich also nicht um einen Zensureingriff des EJPD, wie zunächst angenommen. Laut Susanne Kalt sei der Maturaarbeitsprozess mit den Frühlingsferien nun ohnehin abgeschlossen. Sowohl der Film als auch die schriftliche Arbeit seien «für die Öffentlichkeit nicht einsehbar».
Mitarbeit: Christian Beck
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17.04.2025 15:21 Uhr
16.04.2025 17:25 Uhr