19.12.2021

20 Minuten

Social Responsibility Board wird einjährig

Das inzwischen 20-köpfige Board hat laut den Verantwortlichen im ersten Jahr viel erreicht: Das generische Maskulinum wurde abgeschafft, 40 Serviceboxen wurden eingeführt und 25 Manuals mit der Redaktion geteilt.
20 Minuten: Social Responsibility Board wird einjährig
Kann nach einem Jahr eine positive Bilanz ziehen: Zora Schaad, Leiterin Social Responsibility Board bei 20 Minuten. (Bild: zVg)

Das Social Responsibility Board von 20 Minuten, das vor einem Jahr nach Idee und Konzept von Chefredaktor Gaudenz Looser gegründet wurde, setzt sich in einer laut eigenen Angaben «europaweit einzigartigen Initiative» für eine nicht-verletzende Sprache und Berichterstattung ein, wie es in einer Mitteilung vom Samstag heisst. Das Gremium unter der Leitung von Zora Schaad, Leiterin Ressorts One Love und Community, umfasst inzwischen rund 20 Mitarbeitende, die sich zusätzlich zu ihren Funktionen für das Social Responsibility Board engagieren. 

«Das Social Responsibility Board hat bereits im ersten Jahr bereits viel bewegt: Die Gesamtredaktion hat sich vom generischen Maskulinum verabschiedet und auf genderneutrale Formulierungen sowie die Paarform umgesattelt. Bei einzelnen Ressorts kommt auch der Genderstern zum Einsatz», lässt sich Looser in der Mitteilung zitieren. Weiter seien rund 40 Serviceboxen eingeführt worden, die am Schluss von Artikeln zu den unterschiedlichsten Themen, wie beispielsweise Rassismus oder Mental Health, Organisationen und Kontakte nennen würden, die Beratung und Unterstützung bieten würden.

Zudem seien 25 Manuals erstellt worden, die Anleitungen zum Umgang mit nicht-verletzender Sprache bieten würden. Bei der Erstellung der Manuals hätten verschiedene externe Fachstellen sowie Betroffenenvertreterinnen und -vertreter mitgewirkt, wie beispielsweise Opferhilfe, Vertretungen von LGBTQI+-Organisationen oder Organisationen im Bereich Antisemitismus und Rassismus. Mit diesen Organisationen würden auch regelmässige Blattkritiken abgehalten, um eine Qualitätskontrolle der Publizistik von 20 Minuten und Weiterentwicklung der Manuals sicherzustellen.

«Immer wieder erwähnen Musliminnen und Muslimen in unseren Beratungsgesprächen, dass sie nur dank 20 Minuten den Weg zu uns gefunden haben. Sie werten die Aufführung unseres Kontakts als Zeichen der Inklusion. Seit der Publikation der Serviceboxen erhalten wir deutlich mehr Telefonanrufe», wird Muris Begovic, Geschäftsführer der Muslimischen Seelsorge Zürich, in der Mitteilung zitiert. 

Auch Bilder dürften nicht verletzen

Die Beratung des Social Responsibility Boards reiche weit über die Nutzung der geschriebenen Sprache hinaus, wie es weiter heisst. Auch eine nicht-verletzende Bildsprache sei ein zentrales Anliegen. So werde bei Gewaltvorfällen vermehrt auf Standbilder statt Bewegtbilder gesetzt, Kontextboxen und Triggerwarnungen bei Videobeiträgen grosszügig eingesetzt und andersartige Symbolbilder beispielsweise bei häuslicher Gewalt verwendet.

Zora Schaad, Leiterin Ressorts OneLove/Community sowie Leiterin Social Responsibility Board: «Wir beraten unsere Kolleginnen und Kollegen in ihrer täglichen redaktionellen Arbeit und führen fruchtbare, sachliche und engagierte Diskussionen um Bildwahl, Formulierungen, und Titelsetzungen. Ziel dabei ist es den Kompromiss zu finden, der sowohl eine knackige Schlagzeile erlaubt, als auch dem Bedürfnis nach medialem Opferschutz gerecht wird.» 

Vom Magazin «Schweizer Journalist:in» ausgezeichnet

Die Arbeit des Social Responsibility Boards von 20 Minuten würde laut eigenen Angaben nicht nur bei den beteiligten Organisationen, anderen Redaktionen oder betroffenen Leserinnen und Leser auf reges Interesse stossen. Auch an Ausbildungsinstituten für angehende Journalistinnen und Journalisten habe die Leitung ihre Aktivitäten und Manuals bereits präsentieren dürfen. «Das Social Responsibility Board ist aus meiner Sicht als Leiter eines Journalismus-Studiengangs eine spannende Quelle für die Reflexion über berufspraktische Standards und die Verantwortung im Journalismus. Als Journalismusforscher sehe ich das Social Responsibility Board als eine innovative Form der professionellen Selbstregulierung», wird Guido Keel, Institutsleiter am Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW, zitiert.

Das Social Responsibility Board ist im Rahmen der Wahl «Journalistinnen und Journalisten des Jahres» des Branchenmagazins «Schweizer Journalist:in» mit dem erstmals verliehenen Sonderpreis ausgezeichnet worden (persoenlich.com berichtete). Mit dem Sonderpreis werden Personen, Teams, Redaktionen oder Arbeiten geehrt, die in besonderer Weise durch ihr Engagement, neue Formate oder spezielle Berichterstattungen aufgefallen sind. (pd/tim)

 



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