27.04.2020

Wegen Coronakrise

Zahlreiche Firmen kappen die Dividende

So zum Beispiel die APG. Demgegenüber haben ABB, Adecco, TX Group und NZZ ihre Dividenden ausbezahlt, trotz Kurzarbeit.
Wegen Coronakrise: Zahlreiche Firmen kappen die Dividende
Die Aktionäre sollen nicht leer ausgehen, denn die Dividende bezieht sich auf das letzte Geschäftsjahr. So argumentieren die Firmen, die trotz Kurzarbeit Dividenden auszahlen. (Bild: Pixabay)

Rund jedes zehnte im Schweizer Aktienindex SPI gelistete Unternehmen verzichtet für das vergangene Geschäftsjahr wegen der Coronakrise auf die Ausschüttung von Dividenden an ihre Aktionäre. Und es dürften noch einige mehr werden. Im europäischen Vergleich sind dies jedoch eher wenige.

Viele der an der Schweizer Börse kotierten Firmen sind von der Coronakrise stark getroffen. Die Sorge um die Liquidität veranlasst einige von ihnen dazu, ihre Gewinne für das vergangene Jahr doch lieber als finanzielles Polster zurückzubehalten, statt sie an die Aktionäre auszuschütten. 

Teils kurzfristiger Sinneswandel

Inzwischen haben 23 der SPI-Firmen, die im Vorjahr noch Dividenden ausgeschüttet haben, für 2019 einen Dividendenverzicht angekündigt. Das sind rund 10 Prozent der 214 gelisteten Unternehmen. Dazu kommen rund 50 Firmen, die bereits im Vorjahr keine Dividende ausgeschüttet haben oder dies generell nicht tun. Weil voraussichtlich einige noch nachträglich ihre Dividenden kürzen, streichen oder ihren Dividendenvorschlag erst später veröffentlichen, dürfte die Zahl noch ansteigen.

Firmen wie etwa die Spital- und Luxus-Hotelgruppe Aevis Victoria haben bereits zum Geschäftsabschluss kommuniziert, dass ihre Aktionäre dieses Jahr nicht in den Genuss einer Ausschüttung kommen. Andere, wie beispielsweise Logistikdienstleister Kühne+Nagel, Flughafenladen-Betreiber Dufry oder Kioskbetreiber Valora, hatten zwar ursprünglich eine Dividende geplant und angekündigt, sind aber inzwischen von diesen Plänen abgerückt und haben die Auszahlung gestrichen. So auch der Aussenwerbevermarkter APG (persoenlich.com berichtete).

Viele Banken halten an Dividende fest

Im Vergleich mit dem Euroraum streichen hierzulande allerdings bislang wenige Firmen ihre Dividenden. Laut einer Erhebung der DZ Bank haben bereits rund ein Viertel der 600 im europäischen Stoxx-Index gelisteten Firmen einen Dividendenverzicht bekanntgegeben. 

Mit zwei Dritteln setzen in der EU besonders die Banken in der aktuellen Krise häufig ihre Dividende aus. Das liegt daran, dass die Europäische Zentralbank die Finanzinstitute auffordert hatte, wegen der Coronapandemie keine Gewinne für die Jahre 2019 und 2020 an die Aktionäre auszuzahlen. 

Auch in der Schweiz empfahl die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Finanzmarktaufsichtsbehörde (Finma) den Banken, sorgfältig abzuwägen, ob eine Ausschüttung angebracht sei. Die beiden Grossbanken UBS und CS haben nach dieser Empfehlung eine Aufteilung der Dividende beschlossen. Die Aktionäre erhalten eine erste Hälfte der Dividende im Frühling und eine zweite allenfalls im Herbst. Auf diese Weise gehen auch die Banken Julius Bär und EFG vor.

Viele Schweizer Finanzinstitute haben aber trotz der Empfehlung der SNB und der Finma noch keinen Verzicht bekanntgegeben und halten an ihren Ausschüttungen fest. Einige haben die Dividende in der Zwischenzeit ausbezahlt, wie beispielsweise die Bank Linth oder die Graubündner Kantonalbank.

Kritik von Politikern 

Während knapp jede zehnte Firma hierzulande die Ausschüttungen sistiert, um ihre finanzielle Zukunft abzusichern, sind andere wegen ihrer Dividendenstrategie ins Kreuzfeuer der Politik geraten.

Firmen wie ABB, Georg Fischer oder Adecco haben Dividenden ausbezahlt, obwohl Teile ihrer Mitarbeitenden derzeit Kurzarbeit leisten. Aus der Medienindustrie verfolgen auch die TX Group und die NZZ diese Praxis (persoenlich.com berichtete)

Dagegen hat eine Gruppe von Ständeräten kürzlich interveniert. In einem Brief an den Bundesrat fordern die Parlamentarier Medienberichten zufolge, dass Unternehmen mit Kurzarbeit keine Dividenden mehr auszahlen dürfen. (awp/sda/eh)



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