13.04.2022

Einfach Zürich

Zwei Frauen neu an der Spitze

Die Kulturmanagerin Maria Tschudi Bebié und die Publizistin Michèle Wannaz leiten künftig den Verein. Sie wollen unterschiedliche Zielgruppen ansprechen und Kulturgeschichte spielerisch vermitteln.
Einfach Zürich: Zwei Frauen neu an der Spitze
Ein Duo, das sich ergänzt (v.l.): Maria Tschudi Bebié und Michèle Wannaz. (Bild: zVg)

Maria Tschudi Bebié und Michèle Wannaz übernehmen neu in Co-Leitung den Verein Einfach Zürich, der in Kooperation mit dem Landesmuseum die Kulturgeschichte von Stadt und Kanton vermittelt.

Basis hierfür stellt die permanente Ausstellung «Einfach Zürich» im Landesmuseum dar – Anfang 2019 eröffnet und von Holzer Kobler Architekturen gemeinsam mit Expo.02-Macher Martin Heller konzipiert, in enger Zusammenarbeit mit Maria Tschudi Bebié. Die Ausstellung stösst nach wie vor auf grosses Interesse und vermag zu begeistern. Von «veritablen Tiefenbohrungen» spricht etwa der Tages-Anzeiger laut Mitteilung: «So hat man Zürich noch nie gesehen. So sollte man Zürich unbedingt einmal sehen.» Auch der Züri-Tipp freute sich am «überwältigenden Raumerlebnis», bei dem «man die Stadt auf eine ganz neue Art und Weise erlebt», und die Tagesschau prophezeite einen «Publikumsmagneten».

Dass die Ausstellung nicht abgeschlossen ist, hat dabei Konzept: So wie die Geschichte sich selbst ständig fortschreibt, wird dies auch die Ausstellung tun – kuratiert von Wannaz und Tschudi Bebié. Eine nächste Aktualisierung ist für Frühling 2023 geplant.

Zudem war «Einfach Zürich» von Anfang an als partizipatives Projekt gedacht: Die Ausstellung wird seit Herbst 2019 von einem breiten Rahmenprogramm flankiert, das verschiedene Partner:innen in Stadt und Kanton miteinander vernetzt sowie neue kulturgeschichtliche Aktivitäten lanciert. Wertvolle Aufbauarbeit leistete hierbei der ehemalige Programmleiter Walter Bersorger, ab Frühjahr 2021 verstärkt durch Maria Tschudi Bebié. Pandemiebedingt konnte ihr bisheriges Veranstaltungsangebot aber erst sehr begrenzt ausgeschöpft werden. «Wir freuen uns», sagt Tschudi Bebié, «dass nun wieder mehr möglich ist. Und hoffen natürlich von ganzem Herzen, dass das auch so bleibt.»

Nicht nur eine Zielgruppe

Wichtig ist den neuen Co-Leiterinnen, sich an unterschiedliche Zielgruppen zu richten. So soll es künftig vermehrt Angebote für – auch Kinder und Jugendliche geben. Und auch inhaltlich wird die Streuung breit sein: «Von der Entwicklung unserer Wohnformen über die Ge­schichte der Banken, Psychiatrie oder Prostitution bis hin zum Familiengedächtnis im Sinne der deutschen Soziologie-Studie ‘Opa war kein Nazi’ ist vieles möglich» sagt Michèle Wannaz, «wobei die Relevanz der Themen fürs Heute immer ein zentrales Kriterium ist.»

Die beiden Co-Leiterinnen wollen dabei auf unterschiedlichste Formate setzen, die Geschichte greifbar und sinnlich erfahrbar werden lassen. Ziel ist, die Marke «Einfach Zürich» noch stärker sichtbar zu machen und als Veranstalterin mit eigener Handschrift zu etablieren.

Kulturmanagerin und Publizistin

Von Vorteil dabei ist, dass Wannaz und Tschudi sich geradezu ideal ergänzen. So ist letztere Kulturmanagerin durch und durch: Nach einer Ausbildung zur Kultur- und Marketingmanagerin assistierte sie 17 Jahre lang Martin Heller bei der Realisation von Ausstellungen im In- und Ausland sowie Grossprojekten wie den Feierlichkeiten zum 500-jährigen Jubiläum der Zürcher Reformation oder «Linz – Kulturhauptstadt Europas» mit über 3,4 Millionen Besucher:innen. Michèle Wannaz hingegen kommt mehr vom Inhaltlichen, Konzeptionellen her: Nach einem Studium der Publizistik, Filmwissenschaft und Literatur sowie Anfängen im Journalismus – u.a. für NZZ, Tages-Anzeiger oder WOZ – konzipierte sie u.a. eine historische arte-Dokuserie mit, kuratierte Ausstellungen für das Vögele Kultur Zentrum, war als Spielfilm-Dramaturgin u.a. für Xavier Koller, Markus Imhoof oder Pipilotti Rist tätig und produ­zierte mit ihrer eigenen Firma Cinéma Copain Dokumentar- sowie Animationsfilme, wovon sich der letzte 2021 nach zahlreichen prestigeträchtigen Auszeichnungen für die Longlist der Oscars qualifizierte.

Wannaz und Tschudi Bebié ist gemeinsam, dass sie Kulturgeschichte niederschwellig, lustvoll und spielerisch vermitteln wollen: «Man soll merken, dass sie etwas mit uns allen zu tun hat. Dass wir ohne sie nicht wären, wer wir sind.» Gleichzeitig soll die Vergangenheit immer auch ans Heute und ans Morgen angebunden werden: «Wohin zielen wir und warum? Weshalb sehen wir gewisse Wege, sind jedoch für andere blind? Wie prägt Kulturgeschichte unsere Wahrnehmung und hält uns immer wieder in Mustern gefangen, die womöglich längst durchbrochen gehörten?»

Angestrebt sind dabei neben der Zusammenarbeit mit lokalen Akteurinnen und Akteuren auch Kollaborationen mit renommierten Exponentinnen und Exponenten aus Film, Theater oder Kunst, die einen Zürich-Bezug haben und sich auf inspirierende Weise mit Geschichte auseinandersetzen. (pd/mj)


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