TV-Kritik

Die fünf grössten Wirtschafts-Flops 2019

Wie schon Ende 2018 gingen die beiden Top-Journalisten Lukas Hässig («Inside Paradeplatz») und Roger Schawinski den fünf grössten wirtschaftlichen Flops des Jahres auf den Grund. Zum letzten Mal. Im März wird leider Schluss sein mit «Schawinski». Wo wurden 2019 in der Schweizer Wirtschaft die grössten Fehler gemacht? Ich fasse die Ergebnisse aus der Talkshow kurz zusammen.

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Flop 1: Credit Suisse

Die CS liess den ehemaligen Spitzenmanager Iqbal Khan beschatten. Der Skandal warf hohe Wellen. Lukas Hässig: «Eine solche Affäre, die rund um den Globus Geschichte geschrieben hat, ist für den Ruf sehr schädlich. Da wurden Krimimethoden angewendet. Man kann sich nur fragen, was mit dieser Firma los ist. Die CS hat im Geschäft genug Probleme, die sie lösen muss. Seit dem Amtsantritt von Tidjane Thiam ist der Aktienkurs der Bank die Bank rund 43 Prozent gesunken. Man fragt sich auch, ob er noch der Richtige ist.»

 

Flop 2: Migros

Der Grossverteiler wurde dieses Jahr zum Sorgenkind. Aus der Konzern-Zentrale kamen Negativnachrichten am laufenden Band. Lukas Hässig (mit Einschätzungen von Migros-Kenner Schawinski): «Die Migros ist aus dem Tritt geraten. Ihre Fürsten glaubten, sich alles leisten und kaufen zu können. Mit dieser Haltung haben sie ihr Blatt überspielt, ihre Diversifikationsstrategie hat Schiffbruch erlitten. Das Unternehmen kann sich nicht darauf verlassen, dass die Gewinne ihrer Bank so weiterfliessen wie bisher. Ausserdem wird der Konzern von Aldi, Lidl und anderen herausgefordert. Alle grossen Fehler sind zu Zeiten von Herbert Bolliger passiert, der zwölf Jahre lang Migros-Chef war. Sein Nachfolger Fabrice Zumbrunn muss jetzt zurückbuchstabieren. Warum redet in dieser Krise eigentlich niemand von Bolliger?»

 

Flop 3: Schweizerische Nationalbank (SNB)

Vor bald fünf Jahren führte die SNB Negativzinsen ein (0,75 Prozent). Sie will unverändert an ihrem Kurs festhalten. Lukas Hässig: «Der Schuldner, der eigentlich schlecht geschäftet oder Geld braucht, bekommt obendrauf noch ein Bettmümpfeli in Form des Negativzinses. Thomas Jordan will uns dazu zwingen, etwas Sinnvolles zu machen mit unserem Geld. Aber man kann Pferde noch lange an die Tränke führen, wenn sie nicht trinken

wollen, dann geht es nicht. Jordan erzählt seit fünf Jahren immer dasselbe von Inflation und starkem Franken. Langsam lässt der Glaube nach. Die Negativzinsen haben Auswirkungen, je länger sie andauern. Sie führen letztendlich zu Inflation.»

 

Flop 4: SBB

Sicherheit, Pünktlichkeit, Personalmangel in den Loks und im Unterhalt, Personalunzufriedenheit, fehlendes Material – die SBB haben ein sehr schwieriges Jahr hinter sich. Lukas Hässig: «Das alles hat Andreas Meyer als oberster Chef zu verantworten. Mit einer Million Franken Jahreseinkommen ist er der bestbezahlte Mann aller Bundesbetriebe. Die SBB wirken wie eine Firma, die schleichend in eine Krise geraten ist. Nun ist das ganze Unternehmen im Umbruch. Mit dem 57-jährigen Vincent Ducrot kommt jetzt ein neuer Chef. Er kann aber nur eine Übergangslösung sein.»

 

Flop 5: Sunrise

Sunrise, die Nummer 2 im Schweizer Telekommarkt, wollte für 6,3 Milliarden Franken die Nummer 3 kaufen, UPC. Der von Peter Kurer eingefädelte Deal platzte. Lukas Hässig: «Anwalt Kurer ist eine grosse Figur, die bei vielen ‹Highlights› dabei war, wir erinnern uns an die Geschichte von Swissair und UBS. Er versuchte als Sunrise-Verwaltungsratspräsident, koste es was es wolle, den Deal mit UPC durchzubringen. Das ist unverständlich und hat 125 Millionen Franken gekostet. Es gibt Hinweise, dass derzeit ein Nachfolger für ihn gesucht wird.»

 


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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