Daran gibt es nichts zu rütteln: Die Knies überraschen und unterhalten ihr grosses Publikum seit einer halben Ewigkeit Jahr für Jahr mit einer Top-Show. Circus Knie – ein achtbares Unternehmen, das nicht aus der Schweiz wegzudenken ist. Im Jubiläumsjahr gibt es viel Zirkus um den Zirkus. Fünf Knies aus drei Generationen waren zu Gast im «Club», umschmeichelt von Moderatorin Barbara Lüthi.
Begleitet wurde die Zirkusfamilie von Viktor Giacobbo. Der diesjährige Gastkomiker äusserte sich in der unkritischen Sendung meistenteils so, als wäre er der PR-Hauptverantwortliche des Unternehmens. Neues war allerdings nicht zu erfahren. Es wurden attraktive Programmausschnitte gezeigt, über das Zirkusleben, Disziplin, starke Frauen oder die Gewichtsabnahme von Géraldine geplaudert. Diese und ihr Papa Fredy verstanden es prächtig, zünftig auf die Werbepauke zu hauen. Gefällig war der Auftritt des bescheidenen Franco Knie junior, der im Zelt so sehr die Elefanten vermisst. Man kann ihm das nachfühlen.
Nur kurz sprach Lüthi die Familie auf ihr Verhältnis mit den Medien an. «Wir haben es gut mit ihnen», antwortete Franco Knie senior. Was Wunder. Seit Jahrzehnten werden die schillernden Knies von Presse, Funk und Fernsehen praktisch ausnahmslos beklatscht und gehöfelt. Einzig von ein paar unkundigen Tieraktivisten und Nachäffern wie Tamy Glauser fühlen sie sich mitunter genervt.
Kein anderes Schweizer Millionenunternehmen versteht es so gut, unerfreuliche Geschichten, Streit und Machtkämpfe unter dem Deckel zu halten. Wenn in den luxuriösen Wohnwagen des Familienclans Soaps mit reichlich Konfliktpotenzial ablaufen, dringt höchstselten etwas nach aussen. Und wenn doch, schweigen Journalisten. Man könnte es ja mit der – nachtragenden – Dynastie verderben. Jedes Königshaus dieser Welt wird dann und wann selbst von den zahmsten Hofberichterstattern kritisiert. Nur die «Royals der Schweiz» kennen das nicht.
Der renommierte Journalist und Autor Thomas Renggli hat unter dem Titel «100 Jahre Knie» einen Bestseller geschrieben. Es ist ein sehr lesenswertes und wohlgesinntes Buch. Einzig auf dem letzten Blatt des 175-seitigen Bandes finden sich ein paar kritische Zeilen. Ausschnitte: «Praktisch in jeder Generation taten sich Risse und Gräben unter den Familienmitgliedern auf. Dabei galten zwei ungeschriebene Gesetze: Je mehr Nachfahren es gab, desto schwieriger wurden Kompetenzverteilung und Nachfolgeregelung. Und wer den Hausfrieden störte und sich den Regeln der Familie widersetzte, musste gehen – ohne Rückfahrkarte.»
Renggli schreibt danach kurz über den davon betroffenen Louis von der sechsten Generation und kommt auf Rolf Knie und dessen Rolle im Circus zu sprechen: «Heute ist er als Verwaltungsrat zwar noch zu einem Drittel am Nationalcircus beteiligt, im operativen Bereich aber hat er nichts mehr zu sagen. Zu sehr sind die Fronten verhärtet, zu deutlich grenzt sich Fredy Knie junior von seinem Bruder ab. Dabei wäre eine konstruktive Zusammenarbeit wichtiger denn je.»
Der Autor abschliessend: «Man würde sich wünschen, dass die Knies dereinst wieder alle am selben Strick ziehen. Denn um die künftigen Herausforderungen an ein Zirkusunternehmen zu bewältigen, muss man sämtliche Kräfte bündeln.» Von den eingeladenen Knies erschien niemand an der Buchvernissage. Dem Frieden mit der Familie zuliebe blieb auch Rolf dem Anlass fern, obschon er bei dem Buch tatkräftig mitgewirkt hatte.
Zum Knie-Jubiläum hat Rolf ein Circus-Musical produziert und dafür rund neun Millionen Franken investiert. Bezeichnend, dass das Werk im «Club» mit keinem Satz erwähnt wurde. Oder nicht zur Sprache gebracht werden durfte.
TV-Kritik
Lobhudelei für die Knie-Family