TV-Kritik

Michael Elsener mit gelungenem Start

Bereits nach der Pilotsendung im Frühjahr 2018 war klar, dass «Late Update» als Nachfolge-Format von «Giacobbo/Müller» taugt (persoenlich.com berichtete). Am Sonntag galt es für Michael Elsener (33) ernst. Die erste von vorläufig zehn Sendungen ist – abgesehen von wenigen Schwachstellen – gut gelungen. 

Wie die erfolgreiche «Heute-Show» von ZDF will «Late Update» im Stil einer Nachrichtensendung mit aktuellen Themen aus der politischen Landschaft satirisch das nationale und internationale Geschehen spiegeln. Mit einem gelungenen Gag wandte sich Elsener zu Beginn seiner Show an FDP-Präsidentin Petra Gössi: «Wenn du willst, dass Maudet verreist, musst du ihm diese Reise bezahlen.» Wenig charmant, vielmehr aufgeplustert und darum unpassend: Der ansonsten freundliche neue Sonntagabend-Clown duzt Politiker und Wirtschaftsführer, die er in seiner Sendung anspricht. Das macht eine Witzelei nicht besser. Es stört auch bei Spott-Anchorman Oliver Welke von ZDF. Die FDP (Elsener: «Fuck The Planet») kam in der neuen SRF-Show übrigens am schlechtesten weg. Was ist mit den anderen?



Zu einem Glanzpunkte in der neuen Show kann der Berner Theatermacher und Autor Matto Kämpf werden: Sein Auftritt als Politexperte Markus Schafroth mit «Einschätzungen» über die Gesundheitskosten war wonnig. Wie Hazel Brugger in der «Heute-Show» spielt Bühnenpoetin Patti Basler in «Late Update» die Aussenreporterin. Die Albisgüetli-Tagung der SVP war ihre erste Station. Buchstäblich schwer verständlich, wenn sie sich bei ihrem Einsatz selber mit dem Handy filmt. Das kommt akkustisch und bildtechnisch schlecht rüber.

Thomas Aeschi liess sich von Elsener zur Premiere als Studiogast einladen. Der SVP-Fraktionschef ist wie Elsener Zuger, darum störte das «Du» hier nicht. Es kam zu einem putzmunteren Gespräch bei Tessiner Merlot. Wenig originell: Der Rüebli-Test. «Ich habe extrem Freude, ich mache meine eigene Satiresendung», sagte Michael Elsener im Trailer. Ich hoffe, wir werden uns bei den nächsten Sendungen noch etwas mehr amüsieren können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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Kommentare

  • Helena Stalder, 06.10.2019 10:09 Uhr
    Michael Elsner, lassen sie sich nicht dreinreden, schon gar nicht von der F D P die haben den Menschen aus den Augen verloren...
  • Ben Zeller, 21.01.2019 13:13 Uhr
    Bravo! Ich fand die erste Satiresendung von Michael Elsener sehr gelungen. Habe oft gelacht, Elsener ist wirklich lustig, und intelligent! Er macht mehr als Nonsense, er regt auch zum Nachdenken an. Es ist Zeit, übernimmt bei SRF eine neue Generation. Danke! Dass in der ersten Sendung vor allem die FDP etwas abbekommen hat, finde ich nicht schlimm. Was sich Herr Maudet zurzeit herausholt, ist tatsächlich satirewürdig, und man kann sich nur noch darüber lustig machen, denn so schräg ist das wirkliche Verhalten des FDP-Mannes! Man kann nicht jedesmal einen Rundumschlag gegen alle Parteien machen. Vielleicht kommt das nächste Mal die SP dran (Frau Badran wurde immerhin schon mal erwähnt). Wir werden sehen! Ich jedenfalls freue mich auf noch viele Sendungen mit Elsener (Herr Hildbrand hat recht: Er sollte Politiker nicht duzen!). Auch freue mich schon auf Dominic Deville....denn auch bei ihm musste ich schon öfters schmunzeln und lachen. Es ist nicht selbstverständlich, dass es SRF gelingt, ein gutes Format von Anfang an zum Fliegen zu bringen. Doch mit Michael Elsener hat es m.E. geklappt! Weiter so.
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