TV-Kritik

Schweizer Sender – ganz amerikanisch

von Christian Beck


«Guten Abend und willkommen zum allerersten ‹The Swiss Pulse› auf dem neuen Kanal CNN Money Switzerland», das waren die ersten Worte der Nachrichtensprecherin Hannah Wise, als am Mittwochabend die Schweiz um einen Fernsehsender reicher wurde. Natürlich war die Begrüssung auf Englisch, wie das ganze restliche Programm auf CNN Money Switzerland auch. «After months of work we’re finally here. Thanks for joining us», fuhr Wise fort, bevor das tägliche dreistündige Liveprogramm kurz vorgestellt wurde (persoenlich.com berichtete).


Dieses Programm präsentierte sich ganz CNN-like, oft unterlegt mit einem epischen Musikbett, welches den Puls der Zuschauenden in die Höhe treibt. Der Tontechniker kann künftig sicher noch etwas an den Übergängen zu den Einspielern arbeiten, zu abrupt endete teils die Musik. Auch die Ton- und Bildqualität einer eingespielten Umfrage vom World Economic Forum in Davos hat durchaus noch Verbesserungspotenzial. Solches hat übrigens auch die englische Aussprache von Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann, der im Interview darauf hofft, in Davos auch ein paar Sätze mit Trump wechseln zu können. Aber ja, so tönen Schweizer halt manchmal.

Und gut gibt es solche Interviews mit Schweizern auf CNN Money Switzerland. Man könnte sonst glatt vergessen, einen Schweizer Sender eingeschaltet zu haben. Das ganze Erscheinungsbild – vom Studiodekor über die Trailer bis zu den Moderatorinnen – wirkt sehr amerikanisch. Mitunter auch mal laut und hektisch. Am ersten Sendeabend blieb das Gefühl zurück, der Sender habe möglichst viele Gesprächspartner in die ersten drei Stunden reinpacken wollen. Aber Hut ab: Täglich drei Stunden aktuelles Infotainment zu liefern – wenn auch mit einigen Werbeunterbrechungen –, ist eine respektable Leistung.

Apropos «Sender einschalten». CNN Money Switzerland ist bei den Kabelnetzbetreibern gut versteckt – bei Swisscom TV auf Programmplatz 231, bei UPC auf 219. Wer den Sender bislang nicht gefunden hat, die wichtigsten Beiträge sind auch auf der Website, auf Facebook, Twitter, LinkedIn, Youtube oder Instagram zu finden. Ob der junge Sender sein Stammpublikum finden wird, bleibt abzuwarten. Die Basis jedenfalls wurde solide gelegt.

Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen
Zum Seitenanfang20240419