Eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer befürworten ein Verbot von Tabakwerbung, so will eine Befragung der Lungenliga ermittelt haben. Die Akzeptanz gehe durch alle Landes- und Bevölkerungsteile.
An erster Stelle nannten 47 Prozent der Befragten als Grund für ein Verbot die Ablehnung von Werbung für gesundheitsgefährdende Produkte und Suchtmittel. 27 Prozent nannten den Jugendschutz. Jugendliche seien besonders suchtgefährdet. An dritter Stelle mit 18 Prozent Nennungen stehen die Gesundheitskosten.
70 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass Tabakproduzenten das Sponsoring von Kultur- und Sportanlässen verboten werden müsste. Genau dort würden Jugendliche als Zielpublikum angesprochen.
Überhaupt soll Tabakwerbung aus dem öffentlichen Raum, den Verkaufsstellen, dem Internet und den Printmedien verschwinden. Im Auftrag der Lungenliga Schweiz befragte die Firma LeeWas zwischen dem 15. und 30. September 2012 Menschen in der ganzen Schweiz.
Die Lungenliga veröffentlichte ihre Umfrage im Hinblick auf die Sitzung der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates (SGK-N) vom Donnerstag und Freitag. Die SGK-N beugt sich neben der Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» über verschiedene andere Vorlagen zu dem Themenkreis. So geht es etwa um ein Gesetz für den Verkauf des Kautabaks Snus.
«Manipulative Umfrage»
KS/CS Kommunikation Schweiz, der Spitzenverband der Werbewirtschaft, wehrt sich nun in einem Pressekommuniqué gegen «die einseitige, verkürzte und damit wenig aussagekräftige Umfrage der Lungenliga zur Akzeptanz von Tabakwerbung». Die Auftragsstudie wolle einzig und allein die aktuelle politische Diskussion in die Richtung eines totalen Verbotes von Werbung für Tabakprodukte lenken. Sie frage – gemäss KS/CS – nicht danach, ob Werbeverbote überhaupt die erwünschte Wirkung haben und es nicht effektivere Massnahmen gibt, Jugendliche zu schützen.
Wie «manipulativ» die Umfrage sei, zeigt laut KS/CS Schweiz bereits die Medienmitteilung der Lungenliga, wenn sie in ihrer Medienmitteilung schreibe: «Für ein allgemeines Tabakwerbeverbot sprechen sich 67 Prozent der Befragten aus. Die ‹eher ja›-Stimmen liegen bei zusätzlichen 22 Prozent.» «Zusätzlich» suggeriere, dass sich total 89 Prozent für ein Werbeverbot aussprechen. In der Tat sprächen sich jedoch nur 45 Prozent, also eine Minderheit, klar dafür aus, während 22 Prozent «eher ja» sagen.
Das sei nicht das einzige Beispiel, das zeige, wie wenig überzeugt offenbar die Lungenliga selbst von den Ergebnissen sei. Im Hinblick auf die kommende Parlamentsdebatte wehrt sich KS/CS Kommunikation Schweiz dagegen, Tabakwerbung zum «Sündenbock» zu machen. Erfahrungen aus anderen Ländern und Studien hätten gezeigt, dass Werbeverbote nicht dazu führten, dass weniger geraucht werde – schon gar nicht unter den Jugendlichen. (sda/lol/ma)
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06.11.2020 16:12 Uhr
03.11.2020 07:45 Uhr