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Armin Walpen – Meine Schweiz, Mein Fernsehen

Roger Schawinski

Zwar will er noch bis zum bitteren Ende ausharren, doch die Herrschaftstage von Armin Walpen sind gezählt. Und deshalb ist es jetzt angebracht, eine Bilanz seiner 13-jährigen Regentschaft bei der SRG zu ziehen. Welches also sind die Marksteine seiner Regentschaft? 1. Armin Walpen hat es geschafft, das Monopol der SRG auf der sprachregionalen Ebene zu zementieren. So ist die Schweiz heute auch dank ihm das weltweit einzige Land, in dem eine einzige Anstalt sowohl das nationale TV- als auch das Radio-Inlandinformations- Monopol besitzt. Diesen anachronistischen, demokratiefeindlichen Zustand hat Walpen allerdings nicht ohne Hilfe sichern können. Dazu brauchte es den ideologischen und praktischen Sukkurs von Medienminister Moritz Leuenberger (“Wir brauchen eine starke SRG”) und das Einknicken der Grossverleger, allen voran Ringier (Geld für “Presse-TV”, Sendezeit für “Vis-à-vis” von Frank A. Meyer). Sein Ziel hat Walpen mit teils höchst fragwürdigen Methoden erreicht. So brachte er im Jahr 2000 die Westschweizer Radiobesitzer dazu, sich in der Vernehmlassung für das neue Radio- und Fernsehgesetz für das sprachregionale SRG-Monopol auszusprechen, indem er ihnen 15 Millionen Gebührenfranken versprach, über die er gar nicht verfügen konnte. Damit zerbröselte er auf föderalistisch raffinierte Weise den Widerstand gegen die totale SRG-Dominanz – und hatte damit Erfolg. Money talks. Das Resultat ist eine schwächliche private Regional-TV-Landschaft, dazu einige unbedeutende Minisender wie Star TV und 3+ und das neue Schweizer Sportfernsehen für die definitive Resteverwertung. Im Radiobereich kontrolliert die SRG weiterhin exklusiv alle wichtigen Sender-Höhenstandorte wie Rigi und Säntis und belegt zusätzlich weitere etwa 700 (!) Frequenzen. Für die Privatradios verblieben nur regionale Brosamen. 2. Armin Walpen hat den Begriff “idée suisse” geprägt, ohne ihn ernsthaft mit Inhalt zu füllen. Mit diesem Werbeslogan für immer mehr Gebührengelder hat er den Politikern während Jahren Sand in die Augen gestreut. Die von den Firmen Endemol und Ufa produzierten Unterhaltungssendungen (“Deal or no Deal” und viele mehr), die im Ausland beinahe ausschliesslich auf Privatsendern gezeigt werden, sind das äussere Zeichen dieses konsequenten Abrückens vom Service public. Gleichzeitig wurden etwa die Kultursendungen in der Zeit kurz vor Mitternacht versteckt. Heute ist SF im besten Fall ein halbprivates Hybridprodukt, aber keinesfalls ein konsequent programmierter öffentlich-rechtlicher Sender, für den allein die Gebührenmillionen zu rechtfertigen wären – mehr “idée blabla” als “idée suisse”. 3. Walpen sah sich in erster Linie als Lobbyist. Dass er sich dabei für das eigentliche Kerngeschäft – das Programm – nie richtig interessierte, schien lange Zeit sein grösstes Manko. Erst seit Kurzem weiss man, dass er auch in einem anderen zentralen Gebiet völlig versagte. So steht die SRG am Ende der Ära Walpen vor einem drohenden Defizit von mehreren hundert Millionen. Diese Fehlentwicklung wurde nicht korrigiert, weil sich Walpen nie detailliert mit den betrieblichen Abläufen beschäftigt hat. Daher wurden der Apparat und die Kosten im Gleichschritt aufgebläht. Heute ist die mit 1,1 Milliarden Gebührengeldern subventionierte SRG daher ein “Sanierungsfall”, wie der Tages-Anzeiger zu Recht schrieb. 4. Armin Walpen sorgte vor allem für das eigene Wohlbefinden. Sein Salär liess er sich Jahr für Jahr grosszügig erhöhen, ebenso sein Spesenkonto. Seine permanent präsente Luxuslimousine inklusive Chauffeur wurde zum eigentlichen Symbol des Walpen-Regimes. Sein feudalistisches Auftreten findet seinen deutlichsten Ausdruck in Chur. Dort gibt es im neuen, für 26 Millionen Franken völlig überdimensionierten Radio- und Fernsehzentrum ein repräsentatives Auditorium, den seine örtlichen Vasallen “Sala Walpen “ tauften. Und was tat der Chef aller Chefs? Verwahrte er sich gegen diesen unappetitlichen Kotau, der an Peinlichkeit nur schwer zu überbieten wäre? Nein, er zeigte sich über diese völlig unschweizerische Huldigung richtig erfreut. Und so wird von allen Taten und Untaten von Armin Walpen wohl dieses eine Zeugnis am längsten überleben – das heisst, falls nicht einer daherkommt und zumindest den ersten Buchstaben seines Namens überklebt. Denn dann könnte man endlich den gnädigen Schleier des Vergessens über ein langes, missglücktes Kapitel der SRG senken
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