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Comeback des Retro

Matthias Ackeret

Als die Ringier-Bosse Michael Ringier und Marc Walder vergangene Woche in eine Altstetter Industriehalle einluden, kannten nur Eingeweihte den wahren Grund. Der Blick auf die Gästeliste verriet Grosses: Philosoph Sloterdijk stolperte durch die Räume, TV-Star Nina Ruge verpflegte sich mit Häppchen, Bundesrat Berset warnte vor einer weiteren Covid-Welle. Am Ende wurde das enthüllt, womit der Verlag wirklich gross wurde: ein Printmagazin mit dem Namen «Interview by Ringier». Auf dem Titel: Roger Federer, Symbol für ewige Jugend. Was erstaunt, hatte der Verlag bereits zwei Milliarden Franken in die digitale Transformation gesteckt. 

Doch die vielbeschworene Vergangenheit ist nicht vergangen. Dies bewies auch Altmeister Thomas Gottschalk, der vor seinem «Wetten, dass..?»-Comeback mit einer vierminütigen Standing Ovation begrüsst wurde, deren Power jeden Freiheitstrychler-Aufmarsch konkurrenzierte. Es war ein kollektives Zurückbeamen in eine glorreiche Vergangenheit, als es noch die ganze Familie vor dem Fernseher sass.

24 Stunden später im Leutschenbach Ähnliches: das Publikum salutierte stehend TV-Legende Sepp Trütsch, als dieser den Ehren-Prix-Walo für sein Lebenswerk erhielt. Ein nicht ganz stiller Protest gegen die Umbaupläne am Leutschenbach? Vielleicht lebt Totgeglaubtes wirklich länger, als alle Medientheoretiker glauben. So auch der Radio-Talk «Persönlich», der am Sonntag nach 46 Jahren erstmals mit einem Prix Walo ausgezeichnet wurde (persoenlich.com berichtete). Die SRG feierte dies mit einer euphorischen Pressemitteilung. Als wollte man sich damit auf die Schultern klopfen, dass dieser noch nicht abgeschafft oder in TikTok-Häppchen ausgestrahlt wird. Es war die erste positive SRG-News seit langem. 



Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.

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Kommentare

  • Pierre Rothschild, 15.11.2021 16:52 Uhr
    Gute Formate und ihre Gastgeber haben in den meisten Ländern der Welt ein sehr langes Leben. Michel Drucker in Frankreich, die Spiel-Shows in den USA und in Brasilien ist Silvio Santos auf seinem Sender SBS mit seiner Show wöchentlich zu sehen. Und er ist 90.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

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