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Die eiserne Lady hat gesprochen

Nun ist es also draussen, der Entscheid gefallen: Die SRG bekommt momentan definitiv keine Onlinewerbung. Nach über einem Jahr hat der Bundesrat heute – unmittelbar vor der Verlegertagung von nächster Woche - diesen wegweisenden Entscheid bekanntgegeben. Ob er wirklich so entscheidend ist, wie im Vorfeld immer wieder behauptet wurde, wird sich zeigen. Was alleine zählt: Die beiden zerstrittenen Parteien haben diesen Entscheid zum medialen "High Noon" empor stilisiert. Heute hat es nun zwölf Uhr geschlagen. Fakt  1 ist, Medienministerin Leuthard – und mit ihr der Bundesrat - hat ein klares Verdikt gesprochen; Aus der "lovely Doris" aus dem Aargau wurde eine "eiserne Lady". Dies obwohl Doris Leuthard an der letztjährigen Verlegertagung in Flims noch zu einem guteidgenössischen Kompromiss zwischen Verlegern und SRG aufgerufen hatte und nur in einem Worst-Case-Szenario den Schiedsrichter spielen wollte. Diese undankbare Rolle musste sie nun übernehmen: Zu gross war der Graben zwischen der geschlossenen Verlegerfront, allen voran Tamedia-Verleger Pietro Supino und NZZ-CEO Polo Stäheli, und der SRG. Ursprünglich standen alle Zeichen für die SRG. Doch irgendwann während der letzten 12 Monate  – und dies gehört nun in das weite Feld der Spekulationen –  wurden die Karten neu gemischt. Die totale Kompromisslosigkeit der Verleger zahlte sich aus. SRG-Generaldirektor Roger de Weck sah sich plötzlich einer starren Front gegenüber, wie sie in der Schweiz untypisch ist. Da nützte seine ganze rhetorische Brillanz und der Lobbyapparat der SRG nichts mehr. Fakt 2: Grosser Verlierer im ganzen Spiel ist zweifelsohne Roger de Weck selber, der die Onlinewerbung zum Schicksalsprojekt der SRG hochstilisiert hat. Ohne Internetwerbung, so sein Mantra während den letzten beiden Jahren, habe die SRG langfristig keine Überlebensschance. Aber auch die Verleger argumentierten mit der Ultima Ratio: Ohne Internetwerbung gäbe es langfristig keine Presse. Ob dem so ist, wird sich zeigen. In zwei Jahren sieht die Welt vielleicht wieder ganz anders aus. Trotzdem: Heute ist heute. Wenn die SRG nun schreibt, es handle sich um einen "salomonischen Entscheid", so handelt es sich doch um eine sehr grosszügige Auslegung. In der Schweiz – und das ist Fakt 3 - versteht man unter Kompromiss etwas anderes.
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