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Ein Dankeschön für Nik Hartmann

Matthias Ackeret

Oh, wie dankbar sind wir Nik Hartmann. Sein Abgang beim SRF verdrängte er für einen kurzen Moment das Virus aus den Schlagzeilen. Dasselbe gilt für Patrizia Laeri, die zu CNN Money wechselt. Zeitgemäss gesprochen: die beiden tauschen ihr trautes Homeoffice am Leutschenbach gegen eine Risikogruppe: nämlich derjenigen der werbefinanzierten Medien. Höchstwahrscheinlich – und das werden die beiden auch gedacht haben – ist momentan der schlechtestmögliche Moment für einen Abgang: die Werbeumsätze in der Schweiz sind seit Corona bis zu 80 Prozent eingebrochen. Für Wanderer Hartmann ist klar, die berufliche Zukunft wird kein Spaziergang.

Trotzdem die Frage: warum dieser Exodus? Reto Scherrer, Roman Kilchsperger, Steffi Buchli und Jonas Projer sind nur einige Stars, die in social distance zu ihrem langjährigen Arbeitgeber gegangen sind. Dies überrascht, mehr Prominenz als am Leutschenbach garantiert kein Unternehmen. Vielleicht auch hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es nicht nur ein Leben vor dem Tod, sondern auch ausserhalb der SRG gibt. Und die Einsicht, dass ein SRG-Job längst nicht mehr die absolute ultima ratio ist. Klar hat es immer wieder prominente Abgänge gegeben, doch viele kehrten am Ende zurück: Röbi Koller beispielsweise, Fernsehdirektorin Nathalie Wappler sogar oder zuletzt Neo-Talker Urs Gredig.

Dabei ist SRF im absoluten Hoch, Quoten und Beachtung wie fast schon zu Teleboy-Zeiten. In der Not schätzt man eben seine SRG. Und sogar ein Hauch von Privatwirtschaft: diese Woche hat das staatsnahe Unternehmen Kurzarbeit angemeldet.



Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von «persönlich». 

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