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Eine wirkungsvolle Investition in den Journalismus

Stefan Wabel

David Elsasser kritisiert in einem Interview mit persoenlich.com, dass das Medienpaket den Fokus am falschen Ort setze. Er argumentiert, dass gerade jüngere Zielgruppen kaum noch Apps von Schweizer Medien nutzen und die Medien insgesamt ein Problem mit der Verbreitung ihrer Inhalte haben. Stattdessen fordert Elsasser langfristige Konzepte für die Distribution von journalistischen Inhalten. Dabei verkennt er die ökonomische Realität vieler Medienunternehmen genauso wie deren Notwendigkeit für unsere Demokratie.

Erstens: Es braucht eine hohe Medienvielfalt, damit die Demokratie in unserem Land funktioniert. Nirgends ist es so wichtig wie in der föderalistischen und direktdemokratischen Schweiz, dass die gesamte Bevölkerung über globale, nationale, aber auch regionale und lokale Geschehnisse informiert wird. Schliesslich stimmen wir im Quartalsrhythmus über die unterschiedlichsten Themen ab. Es braucht eine hohe und regionale Medienvielfalt, damit die Demokratie in unserem Land funktioniert. Das heisst: Alle Bürgerinnen und Bürger müssen Zugang zu entsprechenden journalistischen Inhalten haben. Auch auf dem Land. Auch die älteren Generationen.

Zweitens: Die Zeit drängt. Das Paket ist auf sieben Jahre befristet. In zahlreichen Regionen ist es aktuell schwierig, auch aufgrund der immer weiter sinkenden Werbeeinnahmen und den kürzlich ebenfalls stark gestiegenen Papierpreisen, mit redaktionellen Angeboten Geld zu verdienen. Im digitalen Raum ist das noch viel schwieriger als Print. Ohne die vorgesehene Überbrückungsfinanzierung stehen die kleinen Medienunternehmen vor existenziellen, ökonomischen Herausforderungen. Aber wer soll bitte über Regionales berichten, wenn nicht regionale Medien? Für die Meinungsbildung zu kantonalen und kommunalen Vorlagen sind diese unverzichtbar.

Drittens: Zusätzlich zur Stärkung der Informationsversorgung in den Regionen unterstützt das Medienpaket auch die digitale Transformation in der Medienbranche. Denn diese ist in vollem Gange. Aktuell lesen die Menschen in der Schweiz noch öfter Print- statt Online-Medien. Das wird sich gewiss ändern. Das Medienpaket nimmt sich dieser Entwicklung an und ergänzt die bisherige, seit 1849 funktionierende Presseförderung durch eine Online-Förderung. Insbesondere kleinere Medienunternehmen haben schlichtweg kaum Möglichkeiten, in innovative, mutige und potenziell zukunftsfähige Modelle oder Produkte zu investieren. Die Medienförderung gibt ihnen diese Chance.

Viertens: Das Medienpaket stützt nicht nur Print- und Online-Medien, sondern auch die Lokalradios und Regionalfernsehen in allen Sprachregionen der Schweiz. Zudem auch wichtige Organisationen der Branche wie die Nachrichtenagenturen, Journalistenschulen oder den Presserat. Damit ist das Massnahmenpaket eine umfassende Unterstützung zur Sicherung der medialen Grundversorgung.

Das Medienpaket ist nicht einfach Symptombekämpfung, sondern eine wirkungsvolle Investition in den Journalismus in der Schweiz. Und dies befristet auf die kommenden sieben Jahre. Daher sage nicht nur ich, sondern auch über 60 Medienunternehmerinnen und Unternehmer, über 100 Mitglieder des Parlaments und rund 25 wichtige Akteure aus der Branche und ihrem Umfeld überzeugt Ja zum austarierten Medienpaket.


Stefan Wabel ist Geschäftsführer Verlegerverband Schweizer Medien.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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