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Es gibt keine Einbahnstrasse

Pierre Rothschild

Ringier Axel Springer stellt Style ein. Ein Heft, das man gerne in die Hand nahm. Das immer eine führende Rolle auf dem Schweizer Jahrmarkt der Eitelkeiten spielte. Gut gemacht, trendy und oft dem schönen Satz folgend: «Act local, think global».

Der Name von Style war Programm. Und die Leser und Leserinnen bekamen, was sie wollten. Und wenn es jetzt ein Ende gibt, dann hat das mit den Machern nichts zu tun. Nur mit den Mode- und Kosmetikfirmen, die in der Style-Welt plötzlich kein Geld mehr in ein Hochglanz-Magazin investieren wollten. In ein Magazin, das ihr Sprachrohr war.

Es zeichnete sich früh ab. Während man früher in den Redaktionen mit Parfum- und Kosmetikprodukten grosszügig bemustert wurde, meinte man plötzlich, eine Pressemappe tut es auch. Und dort, wo man interessante Presse-Events durchführte, gab es einen Mail-Versand.

Die Schweizer Luxus-Branche hat ein Eigentor geschossen. Ein besseres Medium als Style hatten sie nie und werden sie auch nicht mehr bekommen. Und wer Cremes für 400 Franken und mehr verkauft, sollte auch ein Werbebudget haben. Auch für Handtaschen, die oft mal die Kleinigkeit von 7000 Franken kosten. In Worten: siebentausend.

Aber eine Milliarden-Branche wurde zu Trittbrettfahrern. Das SI-Style-Team wurde Opfer einer Entwicklung, die lange vor Corona begann: Schreibt doch über uns, aber Werbegeld für euch haben wir nicht (mehr). Eine Plattform wie Style war für die Luxus-Branche in der Schweiz wichtig. Sie wird das Eigentor zu spüren bekommen.

Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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Kommentare

  • Victor Brunner, 13.08.2020 09:23 Uhr
    Rothschild im Artikel "Aber eine Milliarden-Branche wurde zu Trittbrettfahrern". Ist natürlich Unsinn und eher umgekehrt. Die Branche hat verstanden dass es bessere, schnellere, und natürlich billigere Marketingkanäle gibt als ein Hochglanzmagazin. InfluencerInnen, Social Media und eben Flyer mit einer Parfumduftprobe. Schade um die STYLE MacherInnen, sie haben gute und kreative Arbeit geleistet, leider auf einem sinkenden Schiff. Auch die Zeit der SI dürften langsam zu Ende gehen. Homestorys hat heute jeder Lokalsender, Tipps zum Büsi bekomme ich in der COOP Zeitung, SF, und anderen. Rezeptvorschläge und Beizenempfehlungen fast überall. Auch die Wartezeiten bei den Ärzten ist kürzer geworden, also hat auch die Lust nach Lesen im Wartezimmer abgenommen. Bei beiden Zeitschriften hat RINGIER geschlafen und die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
  • Esther Beck, 12.08.2020 15:10 Uhr
    Auf den Punkt gebracht! Châpeau. Sehr schade um das tolle Magazin und die Crew dahinter, welche mit Herzblut dabei war. Allen voran Chefredaktorin Sabine Hanselmann-Diethelm. Das Medium wird uns fehlen!
  • Anita Lehmeier, 12.08.2020 14:41 Uhr
    Dank für das schöne Lob und die scharfe Analyse! AL ex Style
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