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Es kam so, wie es kommen musste

Pierre Rothschild

Der Bericht der «NZZ am Sonntag», wonach immer weniger in der Schweiz Interesse am Journalisten-Beruf haben, kommt nicht unerwartet. Wer will schon eine Zukunft, die geprägt ist von Sparrunden und Entlassungen?

Gut ist es nicht, was sich da abzeichnet. Journalismus – nein danke. Schon zu guten Zeiten sind viele Kollegen in die PR-Welt abgewandert, weil sie mit dem Wechsel den Lohn oft verdoppeln konnten. Aber das waren Journalisten, die – wir wir alle – mit Freude einen Beruf wählten, der stabil war und zu einer guten Pensionierung führte.

Wenn nun vor allem die SRG das Vertrauen des Journalisten-Nachwuchses hat, so liegt das auf der Hand: ein Staatsbetrieb, gut aufgestellt und mit einem Pflichtprogramm, das eine zu grosse Stellenreduktion nicht ermöglicht, aber nicht ausschliesst. Aber so, wie es seit Jahrzehnten in der Medienwelt üblich und auch verträglich war.

Auch Verlage haben immer abgebaut und umgebaut. Aber sie taten es ruhig und umsichtig. Jetzt nutzen die Verlage ihre Medien, um zu jammern und Angst zu machen. Warum muss eine Tamedia einen allfälligen Verkauf der «Annabelle» publizieren ? Das macht man in der Chefetage in aller Ruhe und es ist früh genug, ein Resultat bekannt zu geben, wenn man es hat.

Beispiele dieser Art kann man ohne Ende nennen, sie verunsichern die Mitarbeiter und den Nachwuchs. Den man so dringend braucht. Auch wenn die Medien den Werbemillionen nachweinen: Ein gut gemachtes Blatt macht immer noch Geld. Ein Beispiel dafür in der Schweiz ist der Ringier-Titel «Glückspost», von Leo Lüthy seit Jahren klug und umsichtig geleitet.

Aber Geld und Leser findet man nur, wenn die besten Leute für Stories sorgen, die Aufsehen erregen. So wünschen wir Blick-TV Glück. Hier schafft man eine neue Plattform und viele Stellen. Marc Walders Ringier-Handschrift: Wenn man etwas macht, dann richtig. Dann will man auch wieder Journalist werden.



Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

 

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Kommentare

  • Sebastian Renold, 24.07.2019 13:57 Uhr
    "Ein gut gemachtes Blatt macht immer noch Geld. Ein Beispiel dafür in der Schweiz ist der Ringier-Titel «Glückspost»." Wenn das kein leuchtendes Beispiel für den Journalisten-Nachwuchs ist...!
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