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Neuzeit für Springer

Pierre Rothschild

Manches wird von der Einmaligkeit des Verlagshauses Axel Springer nicht übrigbleiben, wenn am Ende aller Tage mit dem Geld der New Yorker Investoren KKR ein neues Konstrukt entstanden ist. Die US-Giganten haben sich einen Firmenanteil von 44,28 Prozent gesichert. Und schon kommen die ersten Meldungen: drei der insgesamt neun Aufsichtsratssitze will KKR mit eigenen Leuten besetzen, das liegt auf der Hand.

Während Burda, Bauer und vor allem Bertelsmann in ruhigen Gewässern sind, geht Springer neue Wege. Wie die Sache endet, weiss niemand. Nur eines: Irgendwann – und das kann schon in fünf Jahren sein – wird KKR seinen Anteil verkaufen. An wen, das weiss nur der Wind.

KKR ist in Deutschland eine Kerze, die an zwei Enden brennt. Denn in München kauft man Beteiligungen im Entertainment-Bereich. Die Tele-München Gruppe (Filmverleih, Kinos, Produktion, Anteil an RTL 2) wurde erworben und die Pläne sind gross. Firmenzukäufe sind geplant, die Tele-München-Gruppe ist die Plattform für teure Aktivitäten im Unterhaltungsgeschäft.

Deutsche Insider blicken mit Interesse auf beide Engagements der New Yorker, die mit einem Jahresumsatz von 167 Milliarden Dollar vieles kaufen können, wenn sie zum Zug kommen. Und sie könnten – in einigen Jahren – zusammengefügt werden: Springer und das Entertainment-Geschäft, das unter dem Namen Leonine tätig ist. Dann würde sich, wenn in München ein Powerhouse entsteht, das Beteiligungsmodell wieder ändern.

Springer hat jetzt und in der Vergangenheit gezeigt, dass man kaum mehr auf Print setzt. Früh wurden Titel wie HörZu verkauft, Redaktionen wurden nicht mehr so ausgestattet, wie es in der Vergangenheit war. Man will, so KKR-Deutschandchef Johannes Huth, durch Zukäufe zum Weltmarktführer im digitalen Rubrikengeschäft aufsteigen. «Wir werden uns nach Abschluss der Transaktion anschauen, was auf dem Markt ist», kündigte er im September in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung an. Jetzt hat man Autoscout24 im Visier, weit über 2 Milliarden soll der Kaufpreis sein.

Die Entwicklung in München ist gut für das nationale und internationale Entertainment-Geschäft. Die Leonine-Leute in München wissen, wie es geht und haben jetzt Geld, das man in diesem Bereich oft so mühsam bekommt. Springer-KKR wird jedoch in einem harten Konkurrenzumfeld zukaufen müssen. Denn es gibt nicht nur KKR - die Kollegen von Carlyle und anderen US-Giganten sind gut aufgestellt und schnell. So gibt es auch mit viel Geld bei Springer keine Garantie dafür, dass man auch das erhält, was man möchte. Neuzeit bei Springer. Welche Neuzeit, das wissen wir in einem Jahr.

    



Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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