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Schlechte Werbung für die Verleger

Was für eine Chance: Die Verleger hätten ihre Kritik vor laufender Kamera live und ungeschnitten äussern können. Sie hätten darlegen können, wo ihnen die SRG das Leben schwer macht und sie hätten Ruedi Matter fragen können, wo er Möglichkeiten sieht, SRF zu verkleinern und Geld einzusparen. Der SRF-Direktor stand am Mittwoch Red und Antwort. Nach der Premiere vor einem Jahr kam es zur Neuauflage von «Hallo SRF!» (persoenlich.com berichtete).

Um nicht nur Publikumsanliegen, sondern auch die aktuelle medienpolitische Debatte aufgreifen zu können, hatte die Redaktion die Verleger eingeladen. «Wir wollten sie gerne hier im Studio haben, doch leider sagten alle ab», erklärte Projer in der Anmoderation. Einer aber sei gekommen und spreche nun für seine Chefs: Markus Gilli.

Aber der «bekannteste Polit-Moderator vom Privat-Fernsehen» war der Falsche. Anders als bei Tele-Züri wirkte er konfus und alles andere als souverän. Er verhedderte sich in viel zu langen Monologen und schleuderte Metaphern wild um sich. Mit der Redezeit-Beschränkung kam er gar nicht zurecht. Schliesslich, und das muss besonders bitter sein, buhten ihn einige der 300 Gäste im Publikum lautstark aus. Dass der Privat-TV-Mann im Vergleich zum öffentlich-rechtlichen Personal so deutlich abfällt, ist zweifellos schlechte Werbung für die privaten Verleger.  

HalloSRF

Warum aber war ausgerechnet Gilli im Studio? Viel eher hätte doch Verlegerpräsident Pietro Supino ins Leutschenbach fahren sollen. Oder AZ-Verleger Peter Wanner, vielleicht auch Andreas Häuptli, Geschäftsführer vom Verband Schweizer Medien. Supino hätte Ruedi Matter 1:1 und vor laufender Kamera fragen können, warum SRF Werbebeschränkungen oder strengere inhaltliche Vorgaben ablehnt. Und Häuptli hätte sicher nach Sinn und Zweck der SRF-Berichterstattung über Open-Air-Festivals auf Snapchat gefragt – darüber hatte er sich nämlich im Sommer geärgert. All das wäre möglich gewesen, hätten die Verleger die Einladung nicht allesamt abgelehnt.

Im Leutschenbach hingegen dürfte man mit dem Auftritt Gillis zufrieden sein. Er hatte bereits in der «Arena» vom Dezember 2015 keine gute Figur gemacht, als er Roger de Weck interviewte. «Vergeigt: Gilli floppt in der Arena», titelte damals der «Blick». Aber sein jüngster Auftritt kann SRF nur recht sein: Einmal mehr darf man sich darin bestätigt fühlen, wie sehr sich SRF punkto Qualität von den Privaten unterscheidet.

 

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KOMMENTARE

Ernst Jacob
24.12.2016 02:53 Uhr
Wäre ich vom Schweizer Fernsehen gewesen, ich hätte auch den Herrn Gilly für diesen Job ausgesucht. Es geht schliesslich ums eigene Ueberleben, da war Herr Gilly das perfekte Aushängeschild, und er spielte, erwartungsgemäss so, dass der Eindruck so entstand, wie man ihn vermitteln wollte. Man nennt es gutes Marketing. Wer aber mehr erwartete, oder etwas Anderes, sieht wohl zuwenig Züri TV.
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