Franz Josef Wagner, der Inbegriff des Boulevard-Journalismus, ist 83-jährig in Berlin gestorben (persoenlich.com berichtete). «Koa Wunder», sagen seine Freunde. Der Meister der kurzen, prägnanten Kommentare, bis zum Schluss mit der täglichen Kolumne «Post von Wagner» in der Bild-Zeitung, war allerseits bekannt für seinen Alkohol- und Zigarettenkonsum. «Ich mag dieses Schreiben auf der Rasierklinge», so bezeichnete er selbst seinen Stil.
Ich bin traurig, lieber Freund, aber ich bewunderte dich auch. Du hast dein Leben in vollen Zügen bis zur Neige ausgekostet. Konntest dich auch später noch lange erinnern: Wir haben 1962 in der Münchner Bild-Redaktion an der Schellingstrasse in Schwabing bei Chefredakteur Fred Baumgärtel für kurze Zeit das Büro geteilt. Ich half ihm bei Recherchen in der Schweiz, er hatte am Telefon Mühe mit unserem Dialekt. Ringier hatte mich als Volontär für kurze Zeit in die Höhle der Boulevard-Löwen geschickt, um am Fauchen und Gebrüll dieses speziellen Journalismus zu schnuppern.
Nach München ging Wagners Weg steil nach oben, um am Schluss wieder dort zu landen, wo er begonnen hatte. Geboren 1943 im heutigen Tschechien, besetzte er in rasantem Tempo viele Toppositionen in Deutschland: 1980 Chefredakteur beim Burda-Verlag bei der Illustrierten Bunte. Er entwickelte die deutsche Ausgabe der Modezeitschrift Elle, dann auch die Zeitschrift Superillu, war Chefredakteur der B.Z. und B.Z. am Sonntag, um dann am Ende doch wieder zu seinen Kolumnen bei Bild zurückzukehren.
Die endeten immer mit demselben Satz: «Herzlichst. Ihr Franz Josef Wagner».
Hans Jürg (Fibo) Deutsch arbeitete seit 1960 für Ringier und hatte die verschiedensten Funktionen inne, unter anderem Chefredaktor der Schweizer Illustrierten.
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Tschüss, Franz Josef