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Wege finden, um die Welt zu verändern

Bruce Roberts

Barcelona. Hier wohnt die Inspiration. Es ist das Zuhause von Lionel Messi – und der Sagrada Familia von Antoni Gaudí. Ein Architekt, der die Grenzen des Designs immer wieder aufs Neue verschob und für seine Bauten stets neue Techniken fand.

Nur passend also, dass der ADC Europe in Barcelona residiert und die Preisverleihung hier über die Bühne geht. Eine Stadt, die mich bei jedem Besuch inspiriert hat – und die mich auch beim 6. European Creativity Festival mit dem Thema «Creativity for tomorrow» nicht enttäuschte.

Aktuell und global stehen insbesondere Umweltthemen und soziale Themen im Fokus der Aufmerksamkeit. Wie Gesellschaft und Unternehmen damit umgehen, prägt unsere Kreativitätsbranche stark mit. Das haben die eingereichten Arbeiten, aber auch die Talks gezeigt. Am stärksten unter Beweis gestellt haben das die beiden Arbeiten, die den Grand Prix und die neue geschaffene Auszeichnung «The European Star» gewonnen haben.

Der Grand Prix Gewinner «Viva La Vulva» von AMV BBDO zelebriert einen Love-Song für einen Körperteil, der selten die Liebe und Aufmerksamkeit kriegt, den er verdient. Eine Arbeit, die mit viel Liebe fürs Detail gestaltet und letztlich für ihren Mut ausgezeichnet wurde:

 

Mutig ist auch «Land of the free press». Die Produktion von TBWA\Helsinki zeigt Vladimir Putin und Donald Trump bei ihrem Besuch in Helsinki, der sie mit einem Medium konfrontierte, das nicht ab- und auszuschalten war. Eine Arbeit, die durch ihre Einfachheit besticht – und zurecht den European Star Award gewann.

Von allen Arbeiten und Talks aber hat mich der Vortrag von José Maria Batalla am meisten bewegt. Der Gründer und Creative Director von La Casa de Carlota beschäftigt in seinem Design Studio Menschen mit Autismus und Down-Syndrom. Nicht aus «Gut-Mensch-Überlegungen», sondern weil er an die Kraft des Anders-Denken und der anderen Wahrnehmung glaubt. So produziert sein Design-Team in Zusammenarbeit mit diesen talentierten Menschen einzigartige Arbeit, die durch ihren frischen Approach besticht.

Ein Beispiel dafür: Einer seiner autistischen Designer gestaltete ein Gesicht, das sich aus unterschiedlicher Typografie zusammensetzt. Was den Betrachter überrascht, ist für ihn Alltag. Wann immer er einen Freund trifft, sieht er in seinem Gesicht Gedichte. Und so nutzte er Buchstaben, die Teil des Gedichts sind und arrangierte draus ein einzigartiges Porträt. Eine wunderbare Inspiration, wie man Menschen und Dinge ganz anders wahrnehmen kann. José Maria Batallas Vortrag war für mich ein Reminder, bei jeder Herausforderung stets Neues ohne Angst und mit neuen Augen auszuprobieren. Denn nur mit neuen Blickwinkeln werden wir Wege finden, um die Welt zu verändern.

 


Bruce Roberts ist Creative Director Farner Consulting & Member ADC Switzerland. Er war Jury-Mitglied beim ADC Europe in Barcelona.

Der Autor vertritt seine eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

 

 

 

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