10.12.2021

Sunrise UPC

Künftig nur noch eine TV-Plattform

Nach der Zusammenlegung von Sunrise und UPC will der zweitgrösste Telekomkonzern die Zahl der verschiedenen TV-Plattformen verringern. Künftig werde es nur noch eine TV-Plattform geben, sagt Konzernchef André Krause im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Sunrise UPC: Künftig nur noch eine TV-Plattform
Im vergangenen Jahr hatten TV-Sender, Telekomfirmen und Verwertungsgesellschaften im langen Streit um das zeitversetzte Fernsehen einen Kompromiss gefunden. (Bild: zVg)

Die Kunden könnten von der in die Jahre gekommenen Sunrise-TV-Plattform auf die moderne TV-Plattform von UPC wechseln. Dass nur noch eine TV-Plattform betrieben werde, habe unter anderem mit den Änderungen beim «Gemeinsamen Tarif 12» (GT12) zu tun, der die Entschädigung der TV-Sender für das zeitversetzte Fernsehen ab nächstem Jahr neu regelt, erklärt Krause.

Im vergangenen Jahr hatten TV-Sender, Telekomfirmen und Verwertungsgesellschaften im langen Streit um das zeitversetzte Fernsehen einen Kompromiss gefunden (persoenlich.com berichtete). Stein des Anstosses war, dass die Zuschauer die Werbung beim Replay-TV überspulen. Daran hat die Werbewirtschaft keine Freude. Die TV-Sender beklagten Einnahmeverluste, weil die bisherige Entschädigung fürs zeitversetzte TV durch die Telekomanbieter zu gering sei. Die Telekomanbieter wiesen dies zurück.

Mit dem Kompromiss bleibt das Replay-TV in der Schweiz erhalten, während im Ausland Sendungen im Nachhinein nur in der Mediathek des jeweiligen TV-Senders angeschaut werden können. Aber die hiesigen Zuschauer müssen eine Kröte schlucken.

Sie bekommen ab nächstem Jahr entweder zwangsweise Werbeclips von knapp zwei Minuten vorgesetzt, wenn sie Werbungblöcke überspulen wollen. Danach kann man gemäss früheren Angaben mit einem Klick genau dorthin springen, wo der Film weitergeht. Oder die Zuschauer müssen mehr bezahlen.

Genaue Ausgestaltung noch unklar

Die genaue Ausgestaltung und Umsetzung sowie die Preise sind noch nicht klar, weder bei der Swisscom noch bei Sunrise. Es werde unterschiedliche Angebote geben, die man zur gegebenen Zeit vorstellen werde, sagt der Sunrise UPC-Chef, ohne Details nennen zu wollen. Technisch sei die Umsetzung des neuen GT12 ungeheuer komplex.

Swisscom-Privatkundenchef Dirk Wierzbitzki hatte Ende Oktober davon gesprochen, dass der Marktführer das Überspulen von Werbung gegen Gebühr anbieten werde. Die Preise seien noch nicht festgelegt.

Sunrise UPC-Chef Krause verteidigt im Gespräch mit der AWP die neue Regelung mit Zwangswerbung als «guten Kompromiss». Je mehr zeitversetztes TV geschaut werde, desto weniger Wirkung erzeuge die Werbung, desto weniger Umsatz könnten die Privatsender erzielen und desto weniger attraktiven Inhalt könnten sie sich leisten. «Dann hat man irgendwann nur noch Bezahlsender», entweder die öffentlich-rechtlichen Anstalten oder die Anbieter wie Netflix mit den Abogebühren, sagt Krause.

Dass die Branche mit der Zwangswerbung die Abwanderung der Zuschauer zu Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon fördere, bestreitet Krause: «Ich glaube, es ist genau das Gegenteil.» Bei den Streamingdiensten nehme mit der Zeit die Wechselbereitschaft zu, wenn man alles gesehen habe, was man interessant finde. Deshalb sei der neue GT12 kein Pyrrhus-Sieg für die Privatsender, weil sie sich weiterhin attraktive Inhalte leisten könnten.

Integration trotz Corona gut unterwegs

Die Zusammenlegung von Sunrise und UPC ist trotz Corona auf Kurs. «Wir sind in unserem Zeitplan oder leicht davor, was ich überraschend finde, weil der Zeitplan vor der Pandemie aufgestellt wurde», sagt Konzernchef André Krause im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP weiter.

Die Einschränkungen würden die kulturelle Integration nicht einfacher machen. «Wenn man zwei Unternehmen zusammenbringt, Menschen sich kennenlernen müssen und man eine gemeinsame Unternehmenskultur entwickeln will, ist das Homeoffice eine grosse Herausforderung», sagt der Sunrise UPC-Chef. «Dafür sind wir sehr, sehr gut unterwegs.»

Mit dem neuen Produkteportfolio könne der zweitgrösste Telekomkonzern der Schweiz nun alle Netztechnologien allen Kunden anbieten. So erhielten Sunrise-Kunden dank dem Kabelnetz Surfgeschwindigkeiten von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) auch in jenen Gebieten, wo es keine Glasfasern gebe und sie bisher mit den weniger schnellen Kupferleitungen der Swisscom hätten zufrieden sein müssen. Diese Gebiete machen rund ein Drittel der Schweizer Bevölkerung aus. (awp/sda/cbe)



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