20.12.2016

Landesmuseum

Ausstellung über Zeitschrift «du» stösst auf Kritik

Unter dem Titel «du – seit 1941» zeigt das Landesmuseum die Geschichte des Kulturmagazins. Allerdings hört die Ausstellung im Jahr 2003 auf und ignoriert den aktuellen Verleger Oliver Prange. Für die NZZ ist dies «unsouverän» und «ahistorisch». Prange selbst ist erstaunt.
Landesmuseum: Ausstellung über Zeitschrift «du» stösst auf Kritik
«du»-Verleger Oliver Prange. (Bild: zVg.)
von Matthias Ackeret

Seit vergangener Woche zeigt das Landesmuseum in Zürich eine Ausstellung über die Kulturzeitschrift «du». Unter dem Titel «du - seit 1941» wird bis Mitte März des nächsten Jahres die wechselvolle Geschichte  «einer publizistischen Ikone des 20. Jahrhunderts» - so die Eigenwerbung - gezeigt. Das Magazin wurde 1941 von Arnold Kübler gegründet und machte sich auch über die Grenzen hinaus einen Namen. Die Ausstellung sei nicht nur eine Verbeugung vor einem grossen Printprodukt, sondern auch Zeugnis des Kultur-Journalismus, so das Museum.

Oliver Prange über Nichterwähnung «erstaunt»

Was aber auffällt, die Ausstellung hört 2003 auf. Damals wurde das «du» von der Tamedia an den Niggli-Verlag im thurgauischen Sulgen verkauft. Vier Jahre später erwarb der jetzige Verleger Oliver Prange, der frühere Miteigentümer des «persönlich»-Verlags, die Kulturzeitschrift. Prange zeigt sich sehr erstaunt, dass er in der Ausstellung mit keinem Wort erwähnt wird. Natürlich sei dies schade, so Prange gegenüber persoenlich.com, immerhin habe er in den vergangenen zehn Jahren hundert «du»-Hefte herausgegeben.

Prange verweist auch darauf, dass die Zeitschrift unter seiner Ägide erstmals keine Verluste, sondern Gewinne schreibe. 2011 habe das Heft zudem den Henri-Nannen-Preis in der Fotografie gewonnen. Die FAZ schrieb damals, dass das Blatt zu einer Form auflaufe, mit der es Massstäbe setze.

Wie persoenlich.com weiss, wurde Prange verspätet und erst auf Nachhaken zur Vernissage der Ausstellung eingeladen. Auf dem Podium diskutierte Politgeograf Michael Hermann und der ehemalige Chefredaktor Dieter Bachmann. Weder Prange noch einer seiner Mitarbeiter nahmen an der Eröffnung vom vergangenen Donnerstag im Landesmuseum teil.

NZZ kritisiert das Landesmuseum scharf

In der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Montag kritisiert Feuillton-Redaktor Roman Bucheli das Landesmuseum scharf. So zu tun, als sei die Geschichte der Zeitschrift 2003 ans Ende gekommen, gehe nicht. «Das ist unsouverän, und es ist erstaunlich ahistorisch gedacht für ein historisches Museum», so die NZZ.

Bucheli vermutet als Grund für das Ignorieren des aktuellen Verlegers die vieldiskutierte und -kritisierte «du»-Ausgabe über Christoph Blochers Kunstausstellung in Winterthur vom vergangenen Jahr. «Die jüngst entbrannten Kontroversen zu erwähnen, hätte durchaus dem wachen Geist der Zeitschrift selber entsprochen», folgert Bucheli. Dass Pranges Wirken in der Begleitbroschüre kurz erwähnt werde, entschuldige das Verhalten des Landesmuseums nicht.

Landesmuseum wehrt sich gegen die Vorwürfe

Gegenüber persoenlich.com meinte Andrej Abplanalp, Leiter Kommunikation & Marketing des Schweizerischen Nationalmuseum, dass sich das Museum vor allem für die Kulturgeschichte des Magazins interessiere. «Uns erschien der Übergang vom 20. ins 21. Jahrhundert als logische Trennlinie zwischen Vergangenheit und Gegenwart des «du»», so Abplanalp. Für die aktuellen Macher des «du» ist diese Aussage wohl ein schwacher Trost. Ausstellungsmacher und Museumsdirektor Andreas Spillmann ist diese Woche abwesend.



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Kommentare

  • Frédéric Belser, 24.12.2016 14:37 Uhr
    Ursprüngliche Idee f¨ür diese DU-Nummer war die zweite, dritte ja sogar die vierte Generation der "Zürcher Konkreten" vorzustelen. z.B. Bill,Bill,Bill (Jakob und David) Der ausserordentlich gut gelungene Artikel der Kunsthistorikerin Frau Margit Weinberg-Staber am Anfang des Heftes versprach viel...Ab Seite 42 übernimmt die Direktorin des Museum Haus konstruktiv in Zürich mit ihrem Artikel "Das konstruktiv-konkrete Erbe im Spioegel der Gegenwartskunst" das Sagen im DU Heft. Ich zitiere: Die künstlerische Beschäftigung mit Punkten, Geraden, Winkeln, Ebenen und Flächen rückt viele dieser Werke in die Nähe mathematisch definierter Systeme, dieinnerhalb einer strukturellen Ordnung zahlreiche Variationsmöglichkeiten offenlassen. Teil der künstlerischen Strategie kann auch das bewusste Ausbrechen aus einer einmal definierten Ordnung sein, der kalkulierte Einbruch des Zufalls, das Gegeneinandersetzen von Ordnung und Chaos. Frau S.Schaschl illustriert das "Ausbrechen und das Chaos" mit ihren (Lieblingen ?) Künstler Yves Netzhammer, LenaA,muat, Zoé Meyer, Mai-Thu Perret, Kerim Seiler der Text Seite 58 ist besonders lesenswert ! Raphael Hefti, Florian Graf, Zimun mit Gleichstrom-motoren,Isolationsdraht,Kartonkisten,Draht,Holz,Metall, Klebeband,Strom,variable Grösse,Installationsansicht: Kirche Saint-Nicolas,Caen. "Il se fout de nous" !
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