27.09.2023

Zurich Film Festival

«Ich habe ihm nur geraten, den Dok-Film anzuschauen»

Roger Schawinski erklärt im Gespräch, wie es dazu kam, dass ihm eine Rolle zugeschrieben wird beim Entscheid des ZFF, die Zusammenarbeit mit Läderach zu beenden.
Zurich Film Festival: «Ich habe ihm nur geraten, den Dok-Film anzuschauen»
Roger Schawinski spricht zum Entscheid des Zurich Film Festivals, die Zusammenarbeit mit Läderach zu beenden. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)

Herr Schawinski, haben Sie ZFF-Direktor Christian Jungen wirklich empfohlen, die Zusammenarbeit mit Läderach abzubrechen, wie Markus Somm, aber auch der Tages-Anzeiger und 20 Minuten insinuieren?
Nein. Ich habe ihm nur geraten, den Dok-Film anzuschauen, der eine solch grosse Resonanz gefunden hat, damit er sich eine eigene Meinung bilden kann. Dies habe ich getan, weil ich am Dienstag einen Doppelpunkt mit ihm aufgenommen hatte, der erst am Sonntag ausgestrahlt werden sollte.

Sind Sie der Meinung, das Zurich Film Festival habe mit seinem Entscheid richtig gehandelt?
Es war eine gemeinsame Entscheidung von ZFF und Läderach, wie kommuniziert wurde. Ich glaube, in der aktuell aufgeheizten Situation hätte das Schöggeli-Verteilen für beide Seiten mehr negative als positive Reaktionen ausgelöst. Dies haben sowohl ZFF als auch Läderach so gesehen.

Würden Sie Läderach-Spots auf Ihrem Radio ausstrahlen?
Absolut.

«Eine Firma hat eine Geschichte und nicht nur Aktiven und Passiven»

Wie lange ist eine Firma für die Verfehlungen ihrer Vorfahren verantwortlich? Gibt es «Sippenhaftung» im Unternehmertum?
Eine Firma hat eine Geschichte und nicht nur Aktiven und Passiven. Mit der müssen sich auch neue Inhaber auseinandersetzen. Deshalb hat Johannes Läderach verdienstvollerweise eine Untersuchung über die Tätigkeiten seines Vaters in Auftrag gegeben, die dann aber verheerende Resultate erbrachte. Dass das in der Öffentlichkeit hohe Wellen werfen würde, musste ihm klar sein. Seine kategorische Distanzierung von seinem Vater nach Ausstrahlung des Dok-Films war für mich aber schon überraschend.

Nun bestreitet Jürg Läderach eidesstaatlich, dass er je Kinder geschlagen habe. Müsste nicht zuerst ein Gericht abklären, ob dies stimmt?
Diese Frage ist irrelevant. Er war für die Vorgänge an der Schule, die er gegründet und finanziert hat, voll verantwortlich. Juristisch gesehen ist nicht nur derjenige schuldig, der ein Verbrechen ausübt, sondern auch der, der dazu anstiftet. Trump hat am 6. Januar nicht im Kapitol gewütet, er hat aber seine Leute aufgefordert «to fight like hell». Deshalb ist er angeklagt worden.

«Sendungen wie am letzten Montag darf es nicht mehr geben»

In Ihrer Sendung «Roger gegen Markus» bezeichnete Markus Somm den Entscheid des ZFF als «ganz feig und unglaublich schwach». Es entwickelte sich ein heftiger Wortwechsel. Wie waren die Reaktionen auf die Sendung, die Sie erhalten haben?
Sehr emotional. Auch ich bin noch immer aufgewühlt.

Hatten Sie noch Kontakt mit Markus Somm?
Ja.

Gibt es die Sendung weiterhin?
Es ist Zeit für ein eingehendes Gespräch mit Markus über das weitere Vorgehen. Sendungen wie am letzten Montag darf es nicht mehr geben.


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KOMMENTARE

David Uhlmann
30.09.2023 07:17 Uhr
Ich habe die Sendung gehört und musste Somm in dem Punkt recht geben, dass es nicht sein kann, dass man Unternehmen in Sippenhaftung nimmt für private Verstösse des Inhabers. Das hat nichts mit der Firma und deren Mitarbeitern zu tun. Hingegen musste ich Schawi recht geben in der Frage, ob es zur momentanen Zeit schlau gewesen wäre für Läderach, Schöggeli am ZFF zu verteilen. Es gibt Situation, wo es besser ist, für eine Zeitlang der Präsenz der Öffentlichkeit zu entkommen. Aber ich fand das Gespräch durchaus lebhaft, aber keinesfalls "daneben". Ich kann Schawi nicht verstehen, dass er so ein Aufhebens darum macht.
Peter Zwahlen
29.09.2023 14:22 Uhr
Roger Schawinski weiss als Besserwisser der Nation fast immer was richtig oder falsch ist. So auch im vorliegenden Fall. Unabhängig vom Thema liebt er es zu provozieren und reagiert demgegenüber auf Kritik jeweils erstaunlich dünnhäutig. Es sind oftmals genau solche Medienschaffende die vorverurteilen und an Stelle von sachlichen Analysen gerne ihre eigene Meinung kund tun. Darf man unschuldige Söhne des ehemaligen Patrons abstrafen solange die Unschuldsvermutung gilt?
Heutschi Walter
28.09.2023 18:50 Uhr
In den 60ger und 70ger Jahren waren Prügelstrafen an der Tagesordnung. Warum stellt niemand die Lehrer und Schulen von damals an den Pranger? Vielleicht weil da die meisten Lehrer rotgefärbt waren?
Christine Daborn
28.09.2023 14:28 Uhr
Das Fertigmachen und Zerstören von Existenzen ist in unseren Zeiten des Woke-Moralismus an der Tagesordnung unter gütiger Mithilfe des Mainstream Journalismus. Die Gutmenschen - allen voran Roger Schawinski - kommen sich in ihrer Selbstgerechtigkeit gut vor, sie sind es aber nicht.
Thomas Baumgartner
28.09.2023 10:12 Uhr
Habe ich auch erlebt - Die Zeiten haben sich geändert Gottseidank! Nur die Journis beissen sich an etwas fest und machen Vorverurteilungen das stimmt nachdenklich - Ja Sachen und Sächeli gehören aufgedeckt auch bei Firmen - Aber muss der ganze persönliche Frust ungefiltert ausgeschüttet werden - Kommt wieder zu Euch ???
Zürcher Myrtha
28.09.2023 08:00 Uhr
Hört endlich auf andauernd irgendwelche Leute in der Öffentlichkeit für ihre Fehler fertig zu machen. Wer ist nicht schuldig geworden im Leben ? Wem steht es zu, dauernd zu richten? Es ist erschreckend wie der Journalismus sich am Negativen aufgeilt. Vor über 60 Jahren war es in der Schule die einzige Art zu bestrafen mit Ohrfeigen, Tatzen! Ich war an einer normalen Volksschule und habe es selbst mehrmals erlebt.
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