08.06.2020

Fernando Perez

«Ich möchte meine Zeit ohne Pläne geniessen»

Der Executive Creative Director hat Wirz per Ende Mai verlassen, um sich eine Auszeit zu nehmen. Was hat der 41-Jährige nun vor? Und was passiert mit seinem Anteil an der Kreativagentur? persoenlich.com hat bei Fernando Perez nachgefragt.
Fernando Perez: «Ich möchte meine Zeit ohne Pläne geniessen»
Fernando Perez hat Wirz offiziell Ende Mai verlassen. «Ein paar Übergaben laufen aber noch», so der Kreative. (Bild: zVg.)
von Christian Beck

Herr Perez, Sie nehmen sich eine «kreative Auszeit» (persoenlich.com berichtete). Sind Sie ausgepowert?
Nein, ganz im Gegenteil. Ich nehme mir keine kreative Auszeit, sondern eine berufliche Auszeit. Hoffentlich bleibt meine Kreativität im Alltag bestehen während dieser Zeit. Sich eine Auszeit zu gönnen, sollte eigentlich nicht spontan mit einer Überlastung assoziiert werden. Nach vielen Arbeitsjahren gönne ich mir eine Auszeit, weil ich jetzt Lust darauf habe. Ich glaube an ein ganzheitliches Leben – und das beinhaltet auch, dass man auf Bedürfnisse reagiert und auch einmal aus einer guten Situation aussteigt, um einer inneren Stimme zu folgen. Man entwickelt sich ja schliesslich nicht nur mit schulischen Weiterbildungen und Kursen weiter, sondern eben auch in oder mit ausgedehnten Pausen und Störungen des üblichen Rhythmus. Grundsätzlich denke ich, dass es ein Bedürfnis vieler Menschen ist. Das sieht man auch daran, dass viele nicht mehr 100 Prozent arbeiten wollen. Ein ganzheitliches Leben zu führen, ist langfristig eine Bereicherung für alle.

Was erhoffen Sie sich von dieser Auszeit?
Viel Zeit. Für mich, meine Familie und meine Freunde.

Und wie werden Sie diese Auszeit gestalten?
Sicher anders als ursprünglich geplant, da meine Reisepläne natürlich abgesagt wurden. Aber das hätte auch nur einen Teil meiner Auszeit ausgemacht. Ich freue mich auf viel Zeit für Sport – nicht nur, um die Homeoffice-Süssigkeiten-paar-Kilos loszuwerden, aber auch deswegen –, den Zürichsee zu geniessen – wir sind vor ein paar Monaten umgezogen und es wird der erste Sommer für mich sein, in dem ich gleich am Wasser wohne –, auf Zeit für Kultur und um mich weiterzubilden. Und vielleicht später im Jahr doch noch ein bisschen reisen. Und vielleicht schaffe ich es endlich, den Keller aufzuräumen – man darf auch gross träumen.

«Es ist ja nicht so, dass ich die Nase voll von meinem Job habe»

Wie geht es danach weiter?
Was ich nach der Auszeit mache, weiss ich noch nicht. Ich denke, dass ich etwas Ähnliches wie bisher machen werde. Es ist ja nicht so, dass ich die Nase voll von meinem Job habe. Auf jeden Fall werde ich mich jetzt noch nicht konkret damit befassen, zuerst möchte ich mal meine Zeit ohne Pläne geniessen.

Sie waren seit 2014 als ECD bei Wirz. Seit 2018 sind Sie auch Mitbesitzer. Bleiben Sie das?
Nein, ich habe meinen Anteil zurückverkauft.

Was bleibt von den letzten sechs Jahren bei Wirz in Erinnerung?
Ganz viele wunderschöne Erinnerungen. Ich bin sehr dankbar dafür, mehr als sechs Jahre lang mit so einem grossartigen Team arbeiten zu können. Selten hat man die Möglichkeit, mit so vielen wirklich talentierten Leuten in einem Team zu arbeiten. Und das beschränkt sich nicht nur auf die Agentur, damit meine ich auch Leute auf Kundenseite, Regisseure, Fotografen und andere Künstler. Oft wird es einem nicht bewusst, was für ein Glück es ist, diese Möglichkeit zu haben. Ganz speziell in Erinnerung bleibt natürlich meine Partnerschaft mit Livio. Ich bin sehr dankbar für die 17 Jahre, in denen wir gemeinsam unterwegs waren. Es ist selten, dass man jemanden solange beruflich begleiten kann. Ich hoffe, dass wir uns dafür nun öfters auf dem Rennvelo treffen.

Welches war Ihre Lieblingskampagne?
Ich könnte nicht nur eine nennen. Nicht weil ich politisch korrekt sein möchte, sondern weil es mir wirklich schwer fällt, eine zu nennen. Es gibt viele Kampagnen, die in meinem Herz bleiben. Aus verschiedenen Gründen: weil sie erfolgreich waren, Anerkennung bekommen haben, weil sie zum Zeitpunkt damals etwas Besonderes für die Agentur bedeutet haben oder weil es eine wunderbare Erfahrung war, sie zu machen.

Und welche Kampagne hätten Sie auch gerne umgesetzt?
Die habe ich schon alle verdrängt.

«Ich persönlich habe gerne zu Hause gearbeitet»

Wie erlebten Sie die letzten Wochen während der Coronakrise?
Es war bestimmt eine aussergewöhnliche Zeit. Am Anfang beeindruckte mich, wie smooth der Wechsel zu Homeoffice war. Ich rede da von der ganzen Agentur. Ich war beeindruckt, wie das ganze Team die Situation gemeistert hat. Ich persönlich habe gerne zu Hause gearbeitet. Es war das erste Mal für mich über so eine lange Zeit. Auch wenn Projekte mit grossen Teams aufwendiger sind, wenn alle irgendwo anders sitzen und ich die persönliche Interaktion manchmal vermisst habe. Es war auch speziell, unter diesen Umständen sich von den Arbeitskollegen zu verabschieden. Aber es war ja auch nur ein halber Abschied, später im Jahr gibts einen richtigen Abschiedsapéro. Ohne Zoom, dafür mit Bier.



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Kommentare

  • Michel Noverraz, 10.06.2020 09:52 Uhr
    Alles gute Fernando. Ich (h)eule dir die kommenden Tage etwas nach.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

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