20.04.2009

USA

Independent-Filmbranche unter Druck

Schwache Nachfrage im Ausland.

Die US-Independent-Filmbranche steuert auf eine Krise zu. Eine der wichtigsten Geldquellen für das Filmgeschäft -- der Rechteverkauf im Ausland -- scheint langsam auszutrocknen. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, lebten die amerikanischen Indie-Filmemacher jahrzehntelang überwiegend davon, ihre Produktionen nach Übersee zu verkaufen. Etwa 50 Prozent des Produktionsbudgets wurden in der Regel über den Rechteverkauf im Ausland gedeckt. Aufgrund der Wirtschaftskrise, aber auch wegen der zunehmenden Onlinepiraterie scheinen sich die internationalen Distributoren beim Einkauf nun jedoch mehr und mehr zurückzuhalten. So reichen namhafte Schauspieler und Regisseure, die den Vertrieb im Ausland früher wie von selbst in Gang setzten, nicht mehr aus.

Ein Beispiel für die schwache Nachfrage liefert der Hollywood-Produzent Graham King, der 2007 mit "The Departed" einen Oscar gewonnen hatte. King fand mit seinem aktuellen Streifen "The Rum Diary" mit Johnny Depp entgegen hoher Erwartungen im Zuge der diesjährigen Berlinale kaum Abnehmer. Laut King machten die Auslandsverkäufe von "The Rum Diary" nur knapp 60 Prozent des 45-Mio.-Dollar-Budgets aus. "Normalerweise jedoch wären wir mit Johnny Depp längst ausverkauft", so der Filmemacher. In den 90er Jahren konnten US-Independent-Produktionen über den Vertrieb im Ausland in der Regel ihr gesamtes Budget decken, in den vergangenen Jahren zumindest noch einen respektablen Anteil davon. Dadurch war es für die Produzenten auch einfacher, Darlehen zu erhalten oder Eigenkapital einzubringen.

Laut dem Bericht haben Onlinepiraterie und der Trend zu lokalen Produktionen bereits in den vergangen Jahren dafür gesorgt, dass der Vorverkauf von Auslandsrechten zäher wurde. Nicht zuletzt hinterliess auch der schwache TV-Werbemarkt seine Spuren. Immerhin nutzen die Filmdistributoren den Verkauf von Filmen an das Fernsehen häufig dazu, ihre Kosten zu decken. (pte)


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