Lucerne Festival zieht die Konsequenzen aus dem Krieg Russlands gegen die Ukraine. Die für Sommer geplanten Konzerte mit dem russischen Dirigenten und Putin-Vertrauten Waleri Gergijew würden abgesagt, teilte das Festival am Montag mit.
Nach Medienberichten stellte auch die Mailänder Scala Gergijew ein ähnliches Ultimatum wie der Oberbürgermeister von München. Das Festspielhaus Baden-Baden forderte Gergijew ebenfalls auf, sich von Putin loszusagen. Der Intendant der Hamburger Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, drohte ebenso mit der Absage von zu Ostern geplanten Konzerten unter der Leitung von Gergijew. (sda/dpa/wid) Angesichts der völkerrechtswidrigen Kriegshandlungen Russlands setze Lucerne Festival ein «klares Zeichen der Solidarität» für die Menschen in der Ukraine, erklärte Festivalintendant Michael Haefliger in der Mitteilung. «Wir sind zutiefst betroffen und verurteilen den Angriff auf die Ukraine und auf Unschuldige aufs Schärfste». Der 68-jährige Dirigent und das von ihm geleitete St. Petersburger Mariinski Orchestra hätten am 21. und 22. August 2022 im KKL Luzern zwei Programme mit russischen Komponisten spielen sollen. Über das Ersatzprogramm wird Lucerne Festival später informieren. Häufiger Gast in Luzern Gergijew ist als Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin bekannt, er gehört aber auch zu den international bekanntesten Dirigenten. Seit 1999 trat er wiederholt in Luzern auf. Er war Chef des London Symphony Orchestra, seit 2015 ist er ferner Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Doch nicht nur das Lucerne Festival, sondern auch diverse andere Kulturinstitutionen wollen nicht mehr mit dem Freund von Putin zusammenarbeiten. So hat sich auch seine Künstleragentur von ihm getrennt. «Vor dem Hintergrund des verbrecherischen Krieges, den das russische Regime gegen die demokratische und unabhängige Nation der Ukraine und gegen die gesamte offene Europäische Gesellschaft führt, ist es uns unmöglich und unlieb geworden, die Interessen von Maestro Gergijew zu vertreten», teilte Agenturchef Marcus Felsner mit. Distanzierung gefordert Auch Gergijews Chefposten bei den Münchner Philharmonikern steht zur Disposition. Der Oberbürgermeister von München, Dieter Reiter (SPD), verlangte von ihm wegen seiner Freundschaft zu Putin eine Distanzierung vom Angriffskrieg, sonst könne er nicht länger Chefdirigent bleiben. Nach Angaben der Stadt München hat Gergijew bis Montag 24 Uhr Zeit, sich zu äussern. Bis zum Montagmittag hatte er das nach Angaben einer Sprecherin nicht getan, wie die Nachrichtenagentur DPA meldete. In New York unerwünscht Der Putin-freundliche Stardirigent wird beispielsweise auch nicht wie geplant mit den Wiener Philharmonikern in der New Yorker Carnegie Hall auftreten - «aufgrund jüngster Ereignisse in der Welt». Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer hatte allerdings die jahrzehntelange Verbundenheit seines Ensembles mit Gergijew betont und gesagt: «Die Kultur darf nicht zum Spielball von politischen Auseinandersetzungen werden».