22.05.2019

Niki Lauda

«Lauda war sehr geradlinig und konsequent»

«Blick»-Journalist Roger Benoit verfolgt die Formel-1 seit einem halben Jahrhundert und kennt viele Stars sehr gut. Mit dem verstorbenen Niki Lauda hat er ein besonderes Verhältnis. persoenlich.com hat Benoit, der das letzte grosse Lauda-Interview führte, in Monte-Carlo erreicht.
Niki Lauda: «Lauda war sehr geradlinig und konsequent»
Legenden unter sich: «Blick»-Formel-1-Experte Roger Benoit kannte den verstorbenen Niki Lauda sehr gut. (Bild: zVg.).
von Matthias Ackeret

Herr Benoit, Sie waren sehr gut bekannt mit Niki Lauda. Wann haben Sie in letztes Mal getroffen?
Das war im Sommer vergangenen Jahres.

Hatten Sie damals den Eindruck, dass er krank ist?
Nein, er wirkte wie immer. Man darf nicht vergessen, Niki Lauda war seit seinem Unglück vor 43 Jahren auf dem Nürburgerring nicht mehr richtig gesund. Über die Hälfte seiner Innereien waren verätzt, zudem hatte er im Juli vor einem Jahr eine neue Lunge bekommen. Es war ein Wunder, dass Lauda dies alles überlebte.

Hat Sie dieser Unfall 1976  zusammengebracht?
Ja, aber wir kannten uns bereits länger. Anfangs der siebziger Jahre hatte ich mit seiner damaligen Frau Marlene und ihm ein sehr langes Interview in seiner Villa in Santa Eularla auf Ibiza geführt. Ganze sechs Kassetten waren voll, die eine Sekretärin in München anschliessend abtippen musste. Höchstwahrscheinlich ist sie immer noch dran (lacht). Lauda, seine Ex-Frau und mich verband eine Gemeinsamkeit: Wir hatten alle den Jahrgang 1949.

«Ich war der einzige Journalist, der vor seinem Krankenzimmer eine Woche lang ausharrte»

Und der Unfall auf dem Nürburgring ...
Das war ein prägendes Erlebnis. Die Bilder von diesem schrecklichen Unfall gehen nicht mehr aus dem Kopf. Lauda fuhr später wieder Rennen und wurde nochmals zweimal Weltmeister. Ich war 1976  der einzige Journalist, der vor seinem Krankenzimmer im Klinikum Mannheim eine Woche lang ausharrte und auch darüber schrieb. Das wäre heute nicht mehr möglich. Dabei habe ich mitbekommen, dass Lauda bei vollem Bewusstsein von einem katholischen Priester die letzte Ölung bekam. Eigentlich unvorstellbar. Rückblickend muss man sagen, dass dies höchstwahrscheinlich sein Leben rettete. Lauda erzählte mir später, dass durch den Schock, wie jemand in seinem Gesicht rumfuchtelte, seine Lebensgeister wieder erweckt wurden.

Lauda galt als schwierig. Haben Sie dies auch so erlebt?
Niki Lauda und auch Michael Schumacher gelten und galten als schwierig. Doch dies deutet nur auf eine gewisse Gradlinigkeit und Konsequenz hin. Lauda hatte bereits als Teenager einen Kredit aufgenommen, um Rennen zu fahren. Dies im Widerspruch zu seinem Vater, dem Präsidenten der gleichen Bank, der für seinen Sohn eine vollkommen andere Laufbahn vorsah und mit seiner Rennleidenschaft gar nicht einverstanden war. Das Verhältnis zwischen den beiden galt seitdem als zerrüttet.

Wussten Sie, dass Niki Lauda seine letzten Monate in der Schweiz verbrachte?
Ja, ich wusste, dass er am Vierwaldstättersee logiert. Doch ich musste versprechen, dies nicht zu schreiben. Wir hatten noch lange SMS-Kontakt, doch irgendwann brach dieser – höchstwahrscheinlich in Absprache mit seiner jetzigen Frau – ab. Interessanterweise ist Lauda nun im gleichen Zürcher Unispital gestorben wie vor einigen Monaten Fiat- und Ferrari-Präsident Sergio Marchionne.



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