26.08.2008

Killerspiele

Machen aggressiver als Gewaltfilme

Familiäres Umfeld kann Einflüsse medialer Gewalt abfedern.

Der intensive Konsum von sogenannten Killer-Computerspielen kann bei Jugendlichen zu erhöhter Gewaltbereitschaft führen, muss aber nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Erziehungswissenschaftlern und Psychologen der Universität Tübingen. "Computerspiele mit Gewaltinhalten führen öfter zu erhöhten Aggressivitätsleveln als beispielsweise das Ansehen von Horror- oder Gewaltfilmen", fasst Günter L. Huber, Professor für Pädagogische Psychologie, die Studieninhalte zusammen. Gleichsam warnt er aber auch davor, die Computerspiele alleinig für aggressive Jugendliche verantwortlich zu machen.

"Es handelt sich bei den Ursachen für Aggressivität vielmehr um ein Quintett an Faktoren, in dem der Medienkonsum aber eine Schlüsselrolle einnimmt", so Huber. Neben der schulischen Situation, der individuellen Persönlichkeit und dem Verhältnis zu Gleichaltrigen (sogenannten Peergroups) nehme vor allem die familiäre Situation eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der Jugendlichen ein. "Wer in einem Elternhaus aufwächst, in dem Gewalt an der Tagesordnung ist, ist für Gewalt in Medien anfälliger" , meint Huber. "Umgekehrt werden die Einflüsse von medialer Gewalt in sehr harmonischen und liebevollen Familien stark abgefedert."

Die Forscher untersuchten in ihrer zweijährigen Längsschnittstudie 1400 Schüler im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren. In einer ersten Erhebungsphase wurden die Jugendliche befragt, in welchem Umfang und welche Medien sie seit ihrem sechsten Lebensjahr konsumieren. In einer zweiten Welle zwei Jahre später fragten die Forscher Aggressionsverhalten, Notenentwicklung und soziale Kompetenzen ab. "Das Ergebnis war eindeutig. Wer viele gewalttätige Computerspiele spielte, wurde auch im realen Leben aggressiver", erläutert Huber.

Huber appelliert an Eltern und Schule, sich intensiver mit der Materie Medienkonsum auseinander zu setzen. "Die Eltern sollten wissen, was auf dem Fernseher ihrer Kinder läuft und was sie stundenlang spielen", so Huber. Denn gerade das Alter zwischen zwölf und 15 Jahren sei für Jugendliche ein ganz besonders wichtiges. "In diesem Alter werden tiefgreifende Wurzeln für die zukünftige Entwicklung gelegt und die Kinder sind noch sehr beeinflussbar", erläutert Huber. Von daher sei es gerade in dieser Entwicklungsphase besonders wichtig darauf zu achten, welche Medien wie konsumiert werden. (Ende)


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