«Was Michael Elsener seit vorletztem Sonntag auf dem alten Sendeplatz von Giacobbo/Müller an Satire veranstaltet, ist zum Fremdschämen», schreibt Peer Teuwsen in der «NZZ am Sonntag». Der Journalist kritisiert unter anderem Elseners «ellenlange Ausführungen» und die «meist langfädigen Einspielungen».
Auch sei der 33-jährige Zuger Satiriker zu brav: «Wenn ihm ein-, zweimal eine Frechheit über die Lippen kam, bat er den Ombudsmann schon im Voraus um Entschuldigung», hält Teuwsen fest. Angesichts dieser «kondensierten Harmlosigkeit» müsse sich Elsener aber keine Sorgen wegen einer Beschwerde machen. Der einzige Lichtblick waren aus seiner Sicht Patti Basler und Renato Kaiser, die sich als Aussenreporter «die eine oder andere Bösartigkeit» leisteten.
Teuwsen hat einige Verbesserungspunkte für Elsener parat: «Es gibt viel zu viele Unterbrechungen, dem Mann sollte man das Grinsen verbieten, das Duzen der Gäste müsste sofort aufhören, weil Satire Distanz zum Objekt braucht», schreibt er. Auch müsste der Satiriker nach links und nach rechts austeilen – und nicht nur nach rechts, findet Teuwsen.
Gute Satire in der Schweiz unmöglich
Aber alles Verbessern würde nichts nützen, weil es am Grundsätzlichen fehle: «Gute Satire scheint in der Schweiz ein Ding der Unmöglichkeit zu sein», so der «NZZ-Geschichte»-Redaktor. Teuwsen liefert gerade selber die Erklärung dafür: Die Schweizer seien zu lieb. «Unsere hiesige Tradition der Konsensfindung, des Kompromisses, des Ausgleichs, der Integration von Minderheiten – all das sind sympathische Eigenschaften, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt unseres schönen Landes fördern.» Für die Satire seien sie «Gift».
Teuwsens Kritik hat einige Reaktionen auf Twitter hervorgerufen, unter anderem von Komiker Mike Müller. «Wenn Du nicht einmal zwischen Improvisation und Skript unterscheiden kannst, ist eine DNA-Analyse des Volkskörpers hinsichtlich seiner Humorfähigkeit für Dich vielleicht ein paar Stufen zu hoch», teilt Müller aus.
Es folgt ein mehrteiliger Schlagabtausch zwischen Teuwsen und Müller.
Ich mache grundsätzlich keine öffentliche Kollegenkritik.
— Mike Müller (@MikeMuellerLate) 3. Februar 2019
Das Feuilleton wünscht sich von mir öffentliche Selbstkritik? Klingeln bei Dir da nicht die Historiker-Glocken? Ich hätte gedacht, Du seist wenigstens auf deinem Gebiet vom Fach.
— Mike Müller (@MikeMuellerLate) 3. Februar 2019
Du bist tatsächlich nicht vom Fach.
— Mike Müller (@MikeMuellerLate) 3. Februar 2019
Auch der Kabarettist Viktor Giaccobo, der bis Ende 2016 zusammen mit Müller das Satireformat «Giaccobo/Müller» auf SRF bestritt, meldet sich auf Twitter kritisch zu Wort:
Der international renommierte Satire-Feuilletonist @peerteuwsen urteilt wieder einmal, dass Schweizer keine Satire machen können, und zeigt damit, was er kann: vor lauter Fremdschämen konsequent alle Komik-Genres verwechseln. #lateupdate @NZZaS
— Viktor Giacobbo (@viktorgiacobbo) February 3, 2019
Am Sonntag, 20. Januar, ist die Satiresendung «Late Update» gestartet. Die erste Staffel umfasst elf Sendungen. (as)