20.12.2023

Polen

Neue Regierung entlässt Radio/TV-Spitze

Die Entscheidung betrifft die Vorstandschefs und die Aufsichtsräte des Fernsehsenders TVP, des polnischen Radios sowie der Nachrichtenagentur PAP. Sie hätten Parteipropaganda verbreitete.
Polen: Neue Regierung entlässt Radio/TV-Spitze
Vertreter der früheren PiS-Partei versammelten sich am Dienstagabend beim polnischen Fernsehen, um dieses zu schützen. (Bild: Keystone/EPA/Pawel Supernak)

Neue Aufsichtsräte seien bereits ernannt, diese würden neue Vorstände wählen. Der Umbau und die inhaltliche Neuausrichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zählt zu den Prioritäten der Regierung von Donald Tusk. Sie wirft den Medien vor, sie hätten in den vergangenen acht Jahren unter der nationalkonservativen PiS-Regierung Parteipropaganda verbreitet.

Parlament fordert Unparteilichkeit

Am Dienstagabend hatte das Parlament einen Entschluss zur «Wiederherstellung der Rechtmässigkeit und Unparteilichkeit» der öffentlich-rechtlichen Medien verabschiedet. Darin hiess es, diese Medien hätten ihren gesetzlichen Auftrag verloren, zuverlässige und unparteiische Informationen zu liefern, und seien zu Parteimedien geworden. Das Kulturministerium sowie das Ministerium für Staatsbeteiligungen, das über Eigentümergremien an den Anstalten beteiligt ist, müsse nun korrigierend eingreifen.

Bei der Wahl am 15. Oktober hatte ein von Tusk geführtes Dreierbündnis der früheren Opposition die Regierungsmehrheit errungen. Die seit 2015 regierende PiS verlor die Macht.

Propaganda für die PiS-Partei

Internationale Organisationen hatten die einseitige Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Medien über den Wahlkampf kritisiert. Diese hätten sich «vollständige in einen Propagandaarm der regierenden PiS verwandelt» und beteiligten sich an der Verunglimpfung ihrer Kritiker, hiess es etwa ein einem Bericht des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF), das hauptsächlich von der EU-Kommission finanziert wird.

Die OSZE-Wahlbeobachtermission rügte, der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe die PiS in seiner Berichterstattung «klar bevorzugt und gleichzeitig offene Feindseligkeit gegenüber der Opposition an den Tag gelegt». (sda/nil)


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