15.07.2024

Einblick in den Alltag

«Ich schätze das lebendige Pingpong»

Acht Fragen zum kreativen Workflow, KI im Berufsalltag und einem besonders herausfordernden Projekt: In der dritten Folge unserer Sommerserie gibt Andrea Bison, Co-CEO von Thjnk Zürich, Auskunft. Sie spricht über ihren Start in den Tag als Diplomatin und den Aufbau der Zusammenarbeit mit der neuen Kundin Swiss.
Einblick in den Alltag: «Ich schätze das lebendige Pingpong»
«Anspruchsvolle Fragestellungen, Humor und inspirierende Menschen setzen bei mir kreative Kraft frei», sagt Andrea Bison, Co-CEO von Thjnk Zürich. (Bild: zVg)

Wie und wo beginnt Ihr Arbeitsalltag am Morgen?
Mein Arbeitsalltag beginnt als Physiotherapeutin und Servicekraft für meine Kinder und als Diplomatin in den morgendlichen Verhandlungen über den Grund, zur Schule zu gehen. Nach dem ultimativen Test meiner Multitaskingfähigkeiten freue ich mich dann auf meinem Weg mit dem E-Bike in die Agentur auf den zweiten Teil meines Arbeitstages.

Was hat sich in den letzten fünf Jahren an Ihrem Job positiv verändert?
Die Kommunikationsbranche befindet sich in einem Wandel, bei dem Haltung und Purpose immer zentraler werden. Aktionen wie der Pride Month und die Demokratie-Initiative des GWA in Deutschland, die im Mega-Wahljahr gegen Populismus antritt, zeigen, dass Marken und Agenturen immer häufiger gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Diese Entwicklung ist erfreulich, da sie betont, wie wichtig unser Beitrag zu einem positiven gesellschaftlichen Wandel ist. Werbung ist längst nicht mehr nur Produktplatzierung, sondern ein bedeutender Akteur in der Förderung von Werten und sozialen Anliegen.

Was braucht es, damit Sie in den kreativen Workflow kommen?
Nichts ist langweiliger als «das haben wir schon immer so gemacht» oder «wir sollen das aber so machen». Ich brauche die Möglichkeit, frei zu denken, Dinge zu hinterfragen und zu gestalten. Anspruchsvolle Fragestellungen, Humor und inspirierende Menschen setzen bei mir kreative Kraft frei.

Was schätzen Sie an Sitzungen am meisten?
Die gemeinsame Energie im Raum ist für mich ein extrem wichtiger Erfolgsfaktor für bessere Ergebnisse. Sie ist durch nichts zu ersetzen und remote einfach nicht vergleichbar herzustellen. Neben der Energie schätze ich an persönlichen Meetings den besseren und direkteren Austausch, die Effizienz, die Geschwindigkeit und das lebendige Pingpong. Man spürt die Menschen, die Interessen und vor allem die Ebenen zwischen den Sätzen. Wir spüren die Kraft der persönlichen Zusammenarbeit jeden Tag in der Agentur.

Wobei hilft Ihnen KI im Berufsalltag?
Verschiedene Tools bereichern unseren Arbeitsalltag, weil sie schnelle Antworten auf bestimmte Fragestellungen liefern und neue Möglichkeiten für die Erarbeitung von Inhalten eröffnen. Darüber hinaus gehen viele neue Türen auf, die kreative Möglichkeiten bieten, die wir bisher nicht hatten. Aktuell beobachten wir eine spannende Explorationsphase. Die Integration von KI ist eine grosse Transformationsaufgabe und eine Transformation ist ein Marathon, kein Sprint. Sie wird uns über Jahre beschäftigen – ähnlich wie die Digitalisierung. Sie ist der grösste Umbruch im Bereich der Wissensarbeit seit Jahrzehnten und erfordert strategische, technologische und kulturelle Anpassungen. Neben den kleinen Verbesserungen im Alltag werden die grossen Veränderungen erst nach und nach sichtbar werden.

Welches Projekt in letzter Zeit war für Sie eine besondere Herausforderung, und weshalb?
Der Pitch um das Mandat der Swiss gehört aufgrund der hohen Anforderungen im gesamten Prozess sicher zu den besonderen Herausforderungen des letzten Jahres. Und nun ist es die Aufgabe, das einzulösen, was wir uns gemeinsam vorgenommen haben. Das umfangreiche Onboarding, der Aufbau der Zusammenarbeit zwischen den Teams auf Kunden- und Agenturseite, alles in einen Flow zu bringen und dabei gleichzeitig die neue internationale Kommunikationsplattform zu entwickeln und umzusetzen, gehört sicher zu den sehr anspruchsvollen Aufgaben – aber auch zu einer der aufregendsten und spannendsten in meinen Augen.

Welches Kompliment würden Sie aktuell einer Kollegin oder einem Kollegen aus der Branche aussprechen?
Mehr als einzelne Talente und Highlight-Projekte hervorzuheben, möchte ich allen Menschen in unserer Branche ein Kompliment aussprechen, allen Kolleginnen und Kollegen, allen Teammitgliedern und allen Kundinnen und Kunden, die sich jeden Tag wieder für das bessere Ergebnis einsetzen. Danke für den Willen, Dinge zu hinterfragen und in Frage zu stellen, den Mut, dem Bauchgefühl zu folgen und sich für die ungesehene Lösung zu entscheiden, und die Kraft, den steinigeren Weg für die kreativere Lösung zu gehen. Das macht unsere Arbeit besser und bringt unterhaltsamere und gleichzeitig wirksamere Werbung hervor.

Wollten Sie schon immer Werberin werden, oder welchen Job haben Sie als Jugendliche auch in Erwägung gezogen?
Eigentlich wollte ich Prinzessin werden, dafür gibt es aber keine Ausbildung. Als ich dann gemerkt habe, dass ich Anzeigen in meinem Zimmer aufhänge, anstelle von Bravo-Fanpostern, meine Ordner mit Werbung beklebe und Werbeblocks aufzeichne, anstelle von Filmen, habe ich mich entschieden, Marketing-Kommunikation zu studieren.


In der Sommerserie «Einblick in den Alltag» beantworten Menschen aus der Medien- und Kommunikationsbranche, die im vergangenen Jahr für ihre Arbeit ausgezeichnet worden sind, acht Fragen zu ihrem Schaffen. Andrea Bison ist Co-CEO von Thjnk Zürich und amtierende Werberin des Jahres.

Interessiert Sie die Serie? «Einblick in den Alltag» gewähren im Laufe des Sommers auch folgende Personen:

Mona Vetsch, Reporterin und Moderatorin bei SRF
Christof Gertsch, Reporter bei Das Magazin
Alexander Fleischer, Leiter Unternehmenskommunikation a. i. bei der Suva
Jana Schmid, Redaktorin bei Hauptstadt
Yvonne Eisenring, Autorin und Podcasterin
Marion Schmitz, stv. Tourismusdirektorin bei Arosa Tourismus
Gabriela Oetliker, Senior Digital Media Consultant bei Jung von Matt Impact


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