24.07.2023

Wahlen 2023

Kontrollstelle soll Politwerbung untersuchen

Brisanter Vorschlag von Grünen-Präsident Balthasar Glättli: Er fordert ein Gremium, das politische Werbung auf deren Wahrheitsgehalt prüfen soll. Medien- und Verfassungsrechtler Urs Saxer hält nichts von diesem Vorstoss.
Wahlen 2023: Kontrollstelle soll Politwerbung untersuchen
Fordert eine Kontrollstelle, die Politwerbung überprüft und bei Falschbehauptungen abmahnt: Balthasar Glättli, Präsident der Grünen. (Bild: Keystone/Alessandro della Valle)

Im Gegensatz zu kommerzieller Werbung sind der politischen kaum Grenzen gesetzt. Die Beschränkungen sind minimal. Nun prescht Grünen-Präsident Balthasar Glättli vor, wie der SonntagsBlick schreibt.

Glättli will ein Gremium schaffen, das politische Werbung auf deren Wahrheitsgehalt prüft. Dazu greift der Nationalrat zum stärksten Vorstossinstrument im Bundeshaus: der parlamentarischen Initiative. «Das Gesetz über die politischen Rechte soll geändert werden, um ein Gremium zu schaffen, das während Abstimmungskampagnen zur Beurteilung zweifelhafter Aussagen in der öffentlichen Werbung angerufen werden kann», schreibt er in seinem Vorstoss.

Der Grünen-Präsident will die politische Auseinandersetzung also quasi einer Qualitätskontrolle unterziehen. Der Vorschlag sei gut gemeint, tauge aber nicht für die Realität, sagt Medien- und Verfassungsrechtler Urs Saxer dem SonntagsBlick. In der politischen Kommunikation sollen laut Saxer keine Staatsorgane «über richtig oder falsch» entscheiden.

Erst Anfang Juli wurde bekannt, dass Glättli für Parteien eine Selbstverpflichtung gegen Manipulationen durch künstliche Intelligenz vorgeschlagen hat (persoenlich.com berichtete). (cbe/sda)


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KOMMENTARE

Ueli Custer
24.07.2023 11:40 Uhr
Mir der Lauterkeitskommission (faire-werbung.ch) gibt es ein unabhängiges Selbskontrollgremium, das – auf Antrag – allerdings nur die kommerzielle Werbung beurteilt. Als ehemaliges Mitglied dieser Kommission weiss ich auch, dass die politische Werbung auch schon zur Diskussion stand. Das Problem dabei ist, dass sich die meisten Aussagen auf einen zukünftigen Zustand beziehen. Nach dem Motto, wenn diese Vorlage angenommen/abgelehnt wird, passiert irgend etwas ganz Schlimmes. Wer Recht hat, weiss man bestenfalls erst Jahre später. Natürlich gibt es auch klare Lügen. Aber auch dann weiss der Lügner meist, wie er sich herausreden kann. Ich buche den Vorschlag Glättli deshalb als persönliche Wahlwerbung ab.
Peter Jaeggi
24.07.2023 09:06 Uhr
Der Vorschlag ist nicht nur "gut gemeint" – dahinter steckt letztlich auch ein anständiges und wichtiges Anliegen im Dienste einer Demokratie, die diesen Namen verdient hat. Allerdings verstehe ich nicht, wieso eine solche Stelle vom Bund geschaffen werden soll. Die Idee wird so in den Suizid getrieben. Denn sie riecht ein bisschen nach "die Kontrolleure kontrollieren die Kontrolleure". Besser vielleicht so: Ein unabhängiges und prominentes kleines Gremium, besetzt mit Fachleuten. Zum Beispiel aus der Werbung, dem Journalismus, der Politik- und Rechtswissenschaft. Finanziert aus möglichst vielen verschiedenen Quellen (Bund, Medien, Konsumenten- und Konsumentinnenorganisationen, öffentliches Fundrising). Das Budget sollte externe Recherchenaufträge erlauben. Vorbilder könnten vielleicht "Reporter ohne Grenzen" oder "Transparency Internationale sein".
Victor Brunner
23.07.2023 16:01 Uhr
Klar das dieser Vorschlag von einem Grünen kommt, alles kontrollieren, etwas bevormunden. Eine Gesellschaft ohne Risiko und aufgeklärte Menschen!
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