24.04.2002

"Letztlich werden wir am Prüfungserfolg gemessen"

Das Schweizerisches Ausbildungszentrum für Marketing, Werbung und Kommunikation (SAWI) in Biel weist für 2001 einen hervorragenden Abschluss aus. Der Gewinn betrug 699'000 Franken, der Gesamtertrag 11.43 Millionen Franken, was einer Umsatzzunahme gegenüber Vorjahr von 9.1 Prozent entspricht. "persoenlich.com" befragte den Vorsitzenden der Geschäftsleitung, Jürg Engi (Bild), zu den Gründen für diesen Erfolg und zu den Plänen des SAWI. Das Interview:
"Letztlich werden wir am Prüfungserfolg gemessen"

Gratuliere, Sie weisen den besten Abschluss seit Jahren aus!

Wir hatten wirklich ein gutes Jahr. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren hatten wir noch einen Umsatz von rund vier Millionen Franken. Unser Hoch ist atypisch, wenn man mit anderen Unternehmungen der Kommunikationsbranche vergleicht. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass die Rahmenbedingungen für die Ausbildung in rezessiven Zeiten gut sind. Die Leute wollen dann ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt vergrössern. Diese antizyklische Tendenz spüren wir deutlich. Aber auch das Thema "lifelong learning" ist mehr als ein Schlagwort. Der Zukunftsforscher Matthias Horx sagt ja zum Beispiel, dass junge Leute, die heute in das Berufsleben einsteigen, bis zu ihrer Pensionierung drei bis fünf neue Berufe erlernen werden.

Gibt es neben der Konjunktur noch andere Gründe für den Erfolg des SAWI?

Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viele neue Kurse lanciert. Ein weiterer Grund sind die wohl überdurchschnittlich guten Resultate, die unserer KandidatInnen an den eidgenössischen Prüfungen erzielen. Bespielsweise lagen wir beim Marketingleiter und beim Marketingplaner über zwanzig Prozent über dem Durchschnitt. Letztlich werden wir am Prüfungserfolg gemessen, womit das Vertrauen ins SAWI zum Haupterfolgsfaktor wird. So kamen 54 Prozent der letztjährigen TeilnehmerInnen auf Empfehlung, 81 Prozent liessen sich vor ihrem Entscheid gar nicht erst beraten, und 93 Prozent finden, das SAWI habe einen guten Ruf.

Riskiert man in einer so komfortablen Situation nicht, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen?

Nein, das können wir nicht, denn die Konkurrenz wird grösser. Noch vor kurzem hatten wir in verschiedenen Ausbildungen eine Monopolstellung inne. Das ist vorbei. Mittlerweile ist der "Leiter Marketing-Kommunikation" der einzige Kurs, den wir exklusiv anbieten. Als zusätzliche Herausforderung kommt ab circa 2004 das neue Berufsbildungsgesetz auf uns zu, über das gegenwärtig im Parlament beraten wird. Diese Reform bezweckt mehr Modularität in der Ausbildung und eine stärkere Übereinstimmung mit der EU. Das wird von uns einige Umstellungen erfordern. Insgesamt wird das neue Gesetz bestimmt zu einer Flurbereinigung unter den Instituten führen. Wir mit unseren SpezialistInnen werden es dabei sicher einfacher haben als kleine Schulen.

Wer sind die grössten Konkurrenten des SAWI?

Das hängt vom Bereich ab. Beim Marketing gibt es 85 Institute, die Planer ausbilden. Hinzu kommen das KV, das Institut für Kaderschulung (IFKS), aber vor allem auch die Fachhochschulen. Und die Uni Bern bildet Marketingleiter aus. Im Bereich Werbung konkurrieren wir mit der Winterthurer Schule für praxisorientierte Kommunikation (SPOK) oder mit der Marketing- und Werbeschule Bieber in Bern.

Zurück zum Gewinn: Was machen Sie damit?

Wir werden laufend in Projekte reinvestieren. Das SAWI ist ja als Verein organisiert, zu dessen Gründungsmitgliedern alle wesentlichen Branchenverbände sowie verschiedene Agenturen gehören. Aufgrund dieser Struktur vergeben wir konzeptionelle Aufgaben an externe Topleute, die natürlich bezahlt werden müssen.

Welche Kooperationen sind für die Zukunft geplant?

Eine Zusammenarbeit besteht bereits mit der Zürcher Fachhochschule Winterthur im Bereich des Kulturmanagements: Wer bei uns abschliesst, kann das Nachdiplomstudium in Winterthur absolvieren. Auch arbeiten wir seit fünf Jahren mit verschiedenen Universitäten zusammen - schwergewichtig aus Deutschland, weil die Fachrichtung Marketing dort häufiger angeboten wird. Aber auch mit Professor Manfred Bruhn von der Uni Basel gibt es eine Kooperation. Ausserdem bestand der Plan einer Zusammenlegung des SAWI mit dem Schweizerischen Public Relations Institut (SPRI), doch das SPRI ist ausgestiegen. Jetzt prüfen wir, wie es so heisst, die Möglichkeiten einer strategischen Zusammenarbeit.


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