22.04.2010

Kampagne für Luzern Tourismus

Plagiat oder Zufall?

Zwei Luzerner Werbeagenturen im Streit.

"Die neuste Kampagne von Luzern Tourismus hat überraschende Ähnlichkeit mit der Kampagne vom Elektrizitätswerk (EW) Altdorf, beginnend im Jahr 2003 von Sputnik-Steinemann". Mit diesem Satz beginnt ein sehr informatives Mail, das am Mittwochnachmittag die Redaktion von "persoenlich.com" erreichte. Sofort wird klar: Der Werbeagentur Schmid Riedmann & Partner in Luzern, die die Kampagne von Luzern Tourismus verantwortet ("persoenlich.com" berichtete), wird verdächtigt, bei der Sputnik-Kampagne vor sieben Jahren abgekupfert zu haben.

Dem Mail beigefügt war ferner ein PDF-Dokument von Sputnik, auf dem die Agentur sechs Sujets ihrer früheren EW-Altdorf-Kampagne der aktuellen Luzern-Tourismus-Kampagne von Schmid Riedmann & Partner gegenüberstellt. Die Ähnlichkeit in Konzept, Bildauswahl und Titel überrascht tatsächlich. Sehen Sie selbst:

Unter dem Titel "Plagiat oder reiner Zufall?" hält Sputnik zudem vier Dinge festhält: "Fakt 1 ist, das drei Sujets aus der Luzern-Tourismus-Kampagne identische Titel tragen und sehr ähnliche Sujets abbilden; - Fakt 2 ist, das weitere drei Sujets ebenfalls frappant ähnliche Sujets abbilden; - Fakt 3 ist, dass im Vorfeld Schmid Riedmann sich beim EW Altdorf sogar gemeldet hat; - Fakt 4 ist, dass man im Wissen um die bestehende Kampagne, sogar trotzdem noch drei gleiche Titel verwendete und die ganze Kampagne ungeändert laufen liess." Als die Werbeagentur Schmid Riedmann & Partner sich beim EW Altdorf gemeldet habe, hätten die dort zuständigen Personen die Agentur gebeten, doch bitte mit Sputnik Kontakt aufzunehmen. Dies habe Schmid Riedmann & Partner dann aber nicht getan.

Und was sagt man bei Schmid Riedmann & Partner zum doch happigen Plagiats-Vorwurf? "Den beiden Kampagnen liegt derselbe Gedanke zu Grunde, das schleckt keine Geiss weg", gibt Walter Schmid, der für die Luzern-Tourismus-Kampagne zuständig ist, unumwunden zu. Dennoch weist er den Vorwurf, bei Sputnik eine Idee geklaut zu haben, als "vollkommen falsch" von sich. "Alles ist in Brainstormings zwischen Auftraggeber und Agentur entstanden", sagt er. Aus strategischen Gründen habe man zudem gemeinsam entschieden, über Luzern hinaus zu gehen und den gesamten Raum Vierwaldstättersee einzubeziehen – "was ja auch nahe liegend ist". Von der Kampagne für das EW Altdorf hätten die Involvierten "keinen blassen Dunst" gehabt, betont Schmid.

Die Bilder seien ferner der öffentlich zugänglichen Bilddokumentaion von Luzern Tourismus entnommen. Erst später, als der Tourismus-Direktor Marcel Perren die bereits fertiggestellte Kampagne herumzeigte, sei er auf die Kampagne für das EW Altdorf aufmerksam gemacht worden, weiss Schmid. Luzern Tourismus (und nicht Schmid Riedmann & Partner) habe dann das EW Altdorf kontaktiert, "das unsere Kampagne eigentlich gut fand", zudem habe man zusammen rechtliche Abklärungen vorgenommen. "Daraufhin entschieden wir, die insgesamt zehn ausgearbeiteten Sujets dennoch zu schalten", berichtet Schmid und schliesst mit den Worten: "Natürlich kann man das Ganze als Plagiat interpretieren, aber es ist definitiv nicht so."

Schmid lässt aber auch durchblicken, dass er Sputniks Aufschrei für übertrieben hält. "Die Quintessenz ist doch, dass Uri nun zu einem Gratisauftritt kommt, dass man von Sputnik spricht und dass die Kampagne für das EW Altdorf nun auch bei uns in Luzern wahrgenommen wird." Im übrige gebe es "Duplizität in der Ideen seit es Werbung gibt", hält er fest. "Ideen kann man eben nicht schützen."

Es stellt sich aber noch die Frage, weshalb er nicht auf die Kollegen von Sputnik zugegangen ist, als die offenbar zufällige Ähnlichkeit der Kampagnen zu Tage trat. "Wir haben dies nicht als zwingend erachtet", gibt Walter Schmid zur Antwort. Zudem müsse man sich doch fragen, was dann passiert wäre. Eine Frage, die er selbst aber offen lässt.

Übrigens: Nachdem das Mail auf der "persoenlich.com"-Redaktion eintraf, war gestern bei Luzern Tourismus niemand mehr für eine Stellungnahme erreichbar.

(Text: Markus Knöpfli)


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