von Michèle Widmer
Kurz nachdem die Parteien offiziell ihre Kampagnen für die nationalen Wahlen im Herbst lanciert haben, legen SVP und SP im Kampf um Wählerstimmen noch einen drauf. Beide haben aufwendige Video-Clips à la Hollywood produziert.
Unter dem Titel «Wahlkampf» kündigte die SVP bereits Mitte August eine mehrteilige Action-Komödie an (persoenlich.com berichtete). Letzte Woche hat die Partei nun einen etwas längeren Trailer dazu veröffentlicht. Am Donnerstag soll die erste Episode des Films erscheinen.
Während die SVP auf Comedy setzt, macht die SP in ihrem Clip «Day of Decision» auf Drama. Gezeigt werden korrupte Geschäftsmänner und Politiker in einer dunklen Welt, in der es um Macht, Geld und Verrat geht. «Wähle deine Seite», heisst es im Trailer, und zum Schluss: «Das Leben muss kein schlechter Film sein». Mit dabei sind Fabian Molina, Mattea Meyer, Cédric Wermuth, Nadine Masshardt und Beat Jans.
Mark Balsiger, Politikberater und Inhaber der Kommunikationsagentur Border Crossing, beurteilt die Clips als «Produktionen einer anderen Liga», wie er auf Anfrage von persoenlich.com sagt. Dramaturgie, Bildschnitt, Musik, bekannte Darstellerinnen und Darsteller – nichts wurde dem Zufall überlassen. Beide Videos würden suggerieren, dass es am Wahltag um «to be or not to be» gehe. «Das ist natürlich Chabis», sagt Balsiger. Seit den 1920er-Jahren sei es so, dass die Parteien bei nationalen Wahlen jeweils maximal ein paar Sitze gewinnen oder verlieren, mehr nicht.
Aufmerksamkeit auf wichtige Themen umlenken
Was bringen solche aufwendigen Produktionen für die Parteien wirklich? «Die wichtigste Währung im Wahlkampf ist Aufmerksamkeit. Vermutlich werden alle grossen Online-Portale die Videos redaktionell thematisieren, sie einbinden und damit Reichweite bolzen. Das freut die beiden Parteien», sagt Balsiger. Die grosse Aufmerksamkeit müsse allerdings umgelenkt werden können zu den eigenen Themen. Nur wenn das gelinge, hätten die Parteien auch Chancen, mehr Stimmen zu holen.
Im Bezug auf Reichweite hat die SVP mit ihrem Clip klar die Nase vorn. Der Haupttrailer der Partei wurde auf Facebook 197’000 Mal angeschaut, auf Youtube wurde er über 78’000 Mal abgespielt. Die SP hingegen erreicht auf Facebook nur rund 28’000 Zuschauerinnen und Zuschauer, und über Youtube deren 2800.
Kommentare
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Peter Eberhard, 05.09.2019 10:04 Uhr
Die letzte sozialdemokratische Partei Europas, die im 19. Jahrhundert steckengeblieben ist. -
Julian Stauffer, 05.09.2019 08:34 Uhr
Witzig. Bei der Reichweite muss man schon unterscheiden inwiefern diese Organisch und welche bezhalt sind. Facebook blockt die organischen Reichweiten immens, also denke ich steckt die SVP die ja über ein massiveres Budget als alle anderen Parteien verfügen viel mehr Geld in Impressions und Reach. Insofern ist die ausage wer die Nase vorne hat obsolet, solange nicht klar ist, wer wieviel in die Distribution steckt. Beide Filme sind wirklich auf einem neuen Level, Produktion, Schnitt etc. Aber Inhalte sehe ich bei dem SVP Film gar keine, bei der SP mit biegen und brechen. Wenigstens gibts bei beiden die nötige Selbstironie