Christoph Marty, momentan findet die Stabübergabe bei Goldbach statt. Was sind dabei die grössten Knackpunkte?
Christoph Marty: Die Übergabe läuft geordnet. Das Unternehmen ist mir ja schon vertraut. Für mich steht jetzt im Vordergrund, die Prozesse zu verstehen und, ganz wichtig, die Menschen bei Goldbach kennenzulernen.
Michi Frank, was haben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg gegeben?
Michi Frank: Ich habe ihm gesagt, dass er sich freuen kann. Goldbach ist ein spannendes Unternehmen mit tollen Mitarbeitenden und einem einmaligen Spirit. Und ich weiss, dass auch die Partner mit Christoph weiterrocken wollen.
Sie treten, was wirklich selten ist, freiwillig von Ihrer Funktion zurück. Was war der Grund für diesen überraschenden Schritt?
Frank: Nach 24 Jahren bei Goldbach, davon 11 Jahre als CEO, wuchs bei mir in den letzten Monaten der Wunsch, etwas Neues zu machen. Dem ging ein langer Prozess voraus. Und ich freue mich nun auf alles, was kommt. Ich bin überzeugt, dass Christoph Marty die richtige Person ist, um Goldbach erfolgreich in die Zukunft zu begleiten. Ich bleibe als Delegierter des Verwaltungsrats bei Goldbach Media dem Unternehmen verbunden.
Christoph Marty, gemäss der neuesten Werbestatistik ist Plakatwerbung das einzige Medium, das zulegt. Beunruhigt Sie das?
Marty: Im Gegenteil, es freut mich, dass Goldbach Neo ein Wachstumsfeld ist. Die strukturellen Herausforderungen für TV werden ja aktiv bearbeitet, und im digitalen Bereich bieten wir mit dem grössten Netzwerk den GAFA (Google, Apple, Facebook und Amazon) Paroli. Die kontaktbasierten Kombinationsmöglichkeiten bei den unterschiedlichen digitalen und analogen Formaten sind hervorragend, und genau dadurch differenzieren wir uns von den grossen internationalen Playern.
Nun soll Plakatwerbung in verschiedenen Schweizer Städten eingeschränkt oder gar verboten werden. Was bedeutet dies für die Werbebranche?
Marty: Es bedeutet vor allem viel Arbeit und Aufwand in den Verbänden. Wir müssen das Thema als Werbebranche angehen. Ein Verbot von Plakatwerbung ebnet den Weg für andere Verbote. Eine funktionierende Marktwirtschaft ist aber auf Werbung angewiesen. Bemühungen für ein (Aussen-)Werbeverbot zielen auf ein Konsumverbot ab. Was mich zudem extrem ärgert, sind die Falschaussagen im Kontext von Plakatwerbung: Grenoble wird immer als aussenwerbefreies Beispiel genannt. Richtig ist, dass in Grenoble mehr analoge und digitale Plakatflächen stehen als in Bern. Und die beiden Städte sind von der Grösse her vergleichbar. Die Tatsache, dass die Schweiz ein Plakatland ist, liegt im Übrigen auch daran, dass in den Gemeinden für Wahlen und Abstimmungen aufgrund unserer direkten Demokratie politische Kommunikation sehr wichtig ist. Zudem ist die Qualität der Flächen im Vergleich zum Ausland sehr gut.
Mittlerweile geht fast jeder zweite Franken an ein ausländisches Digitalunternehmen. Kann man diesen Abfluss überhaupt stoppen?
Marty: Auf jeden Fall sind wir als Branche gefordert, alles zu unternehmen, um diesem Trend entgegenzuwirken. Leider unterstützen Werbeverbote diesen Trend: Wenn es ein Verbot für Werbung auf einer Plattform gibt, zum Beispiel Aussenwerbung, weichen die Werbetreibenden auf andere, meist digitale Plattformen aus. Brancheninitiativen wie OneID und die Daten, die den Werbetreibenden dadurch zur Verfügung stehen, sind in diesem Kontext wichtig, um die Relevanz des Werbemarkts Schweiz zu stärken. Auch das Goldbach-Booking-Tool ist eine Initiative, die es erlaubt, ohne grossen Zeit- und Kostenaufwand crossmediale und an die Region angepasste Werbelösungen zu buchen.
Frank: Für einen gesunden Wettbewerb im Schweizer Werbemarkt, der existenziell ist für unsere Medienvielfalt, brauchen wir faire Rahmenbedingungen und gleich lange Spiesse wie die GAFA. Nationale Werbeverbote helfen nicht – vor allem dann, wenn sie für die GAFA nicht anwendbar sind.
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