28.10.2014

AudioRent Clair

Auf Tournee mit den Weltstars

Verkaufschef Alain Müller über die Arbeit mit Bono und Bieber.
AudioRent Clair: Auf Tournee mit den Weltstars

U2, die Rolling Stones, Justin Bieber und Miley Cyrus – sie alle verlassen sich auf AudioRent Clair, wenn es darum geht, ihre Bühnenshows ins richtige Licht zu rücken. Die Firma mit Sitz in Aesch (BL) gehört zu den führenden Full-Service-Anbietern im Bereich Veranstaltungstechnik. Doch nicht nur die Shows von Weltstars werden von AudioRent Clair umgesetzt: Corporate Events wie Generalversammlungen, Messen oder Mitarbeiteranlässe sind immer bedeutender für die Schweizer Firma, wie Verkaufschef Alain Müller im Interview mit "persönlich" erklärt. 

Herr Müller, AudioRent Clair organisiert die Tourneen von Justin Bieber, Miley Cyrus, U2, Kanye West, Pharrell Williams, Elton John und vielen weiteren Stars: Mit wem sind Sie schon um die Häuser gezogen?
Ich selbst, in der Rolle als Verkaufschef, noch mit niemandem. Unsere Techniker gehen jedoch nach Konzerten hin und wieder mit den Bands aus. Sie erzählen natürlich nicht, was da passiert: "What happens on tour, stays in tour.“

Es ist nicht gerade alltäglich, dass eine Firma aus dem kleinen Aesch mit Grössen wie U2 oder den Stones auf Tournee geht. Wie kam es dazu?
Es war eigentlich, wie so vieles im Leben, ein Zufall: AudioRent-Gründer und jetziger Verwaltungsratspräsident Jürg Hügin spielte in den 70ern mit seinem Bruder in einer Band, stellte dann aber fest, dass sich sein Talent besser hinter als auf der Bühne einsetzen liess. Er unterstützte die Band fortan als Tontechniker. Diesen Beruf gab es damals noch nicht – so baute Jürg Hügin selbst eine Anlage. Andere Bands wollten diese dann plötzlich mieten oder fragten ihn, ob er bei ihren Auftritten die Technik arrangieren könnte. Das Bedürfnis war geboren und AudioRent somit gegründet.

Aber wie kam das C, das englische Clair, dazu?
Schuld daran ist der Harfenist Andreas Vollenweider: Er hatte Mitte der 80er seinen Durchbruch und ging auf US-Tournee. Jürg Hügin war sein Techniker. Eine Anlage nach Übersee zu transportieren, war damals unmöglich. Hügin musste sie mieten und traf dabei auf die Clair Brothers, die ihm die beste Anlage gaben, die er bis dato gesehen hatte. Er wollte sie kaufen, doch die Brüder vermieteten nur. Sie fanden es praktisch, in Europa jemanden zu haben, der ihre Anlagen kannte. AudioRent wurde so zu einer Supportstelle im globalen Netwerk: Künstler – die Beatles, Stones oder ACDC – holten bei uns die Clair-Anlagen für ihre Europa-Tourneen, und wenn etwas kaputtging, wurden in Aesch die Wartungsarbeiten durchgeführt. 1997 beteiligte sich Clair Global an der AudioRent. Heute hat Clair Global nebst der Schweiz sechs Standorte in den USA und jeweils einen in London, Tokio und Sydney.

Welches war die aufwendigste Tournee, die Sie bisher organisiert haben?
Ganz klar: die 360°-Tour von U2. Es gab eine riesige Rundumbeschallung, die Band hatte zwei Lautsprecheranlagen. Normalerweise laufen Gesang und Instrumente über eine dieser Anlagen – Bono wollte aber seine eigene. Ein sehr aussergewöhnlicher Wunsch, und vor allem ist es teuer: Denn ein Grossteil des Budgets fliesst jeweils in Lautsprecher und Verstärker.

Nehmen wir diese 360°-Tour von U2 als Beispiel. Wie läuft die Organisation genau ab, wenn eine Band auf allen Kontinenten auftritt?
Wir schauen, dass das Equipment auf dem jeweiligen Kontinent bleibt. Beim Personal ist das anders: Sie sind Vertrauenspersonen der Band und Produktion, weshalb mindestens der Monitormann und der Systemtechniker die Band auf allen Kontinenten begleiten.

Ihr Tourpersonal ist viel unterwegs und führt eine Art Zigeunerleben. Wie schwierig ist es da, die passenden Leute zu finden?
Es ist eine spezielle Gilde und gar nicht so einfach, so flexible Mitarbeitende zu finden: Man lebt grundsätzlich im Tourbus, beginnt um sieben oder acht Uhr morgens mit dem Aufbau. Am Nachmittag gibt es eine kurze Pause, dann beginnt das Konzert und danach dauert der Abbau nochmals einige Stunden. Unser Tourpersonal beginnt jung, wir haben drei Levels und bauen die Personen auf. Die meisten sind schon viele Jahre dabei.

Diese Personen haben den technischen Wandel hautnah miterlebt. Bühnenshows werden immer aufwendiger, das Publikum erwartet immer mehr Spektakel. Welche Auswirkungen hat das auf AudioRent Clair?
Der Ton ist ein relativ konstanter Wert. Beim Licht wird es schon anspruchsvoller, technisch immer auf dem neuesten Stand zu bleiben: Im Jahr kommen bis zu 30 neue Geräte auf den Markt. Sie werden schneller, heller, leiser. Sie haben neue Effekte, die bisher unbekannt waren. Es ist unser Ziel, den Lichtdesigner auf den neusten Geräten zu beraten und ihm diese organisieren zu können.

Tonträger bringen den Künstlern immer weniger Einnahmen, Tourneen werden überlebenswichtig. Das freut Sie sicher.
Diese Entwicklung spüren wir. Aber nicht nur positiv: Früher musste ein Künstler mit einer Tournee kein Geld verdienen. Sie war da, um die CD zu promoten, für die wir danach im Geschäft 30 Franken bezahlt haben. Heute ist das anders: Die Tournee wird zur Haupteinnahmequelle, weshalb Künstler immer mehr Konzerte geben. Dabei spüren wir den Budgetdruck.

Und ich nehme an, die Konkurrenz unterbietet sich gegenseitig.
Vor allem in Europa ist die Konkurrenz gestiegen. Es gibt weitere Firmen, die das gleiche wie wir auf einem sehr hohen Level machen. In Europa sind wir jetzt aber auf der Überholspur: Wir haben unsere Sales-Force erweitert und wollen unsere Kundschaft mit jungen europäischen Bands erweitern.

Welche Auswirkungen haben die tiefen Euro- und Dollar-Kurse auf Sie als Schweizer Firma?
Wir haben 20 bis 30 Prozent durch die Währungsunterschiede verloren. Deshalb wollen wir wieder mehr Umsatz in Schweizer Franken machen, insbesondere im Corporate-Bereich.

Genau: Sie arrangieren unter anderem die Technik an Generalversammlungen, Mitarbeiteranlässen, Präsentationen, Messen oder Presseveranstaltungen. Wie viel Ihres Umsatzes kommt vom Touring, wie viel von Corporate Events?
Mit den Bereichen Corporate und Public – dazu gehören Festivals oder Sportanlässe – machen wir zusammen etwa gleich viel Umsatz wie mit dem Touring.

Im Bereich der kleineren Corporate Events wollen Sie jetzt wachsen.
Ja. Denn viele Symposien, die heute 1500 Teilnehmende haben, haben mit 200 angefangen. Wir haben die Chance, mit dem Kunden weiter zu wachsen. Ein grosser Vorteil: Wir lagern bei uns so viel Equipment und haben genügend Techniker und Freelancer, damit wir ausserhalb der Touring- und Festivalhochsaison immer freie Ressourcen haben. Wir können also jederzeit und relativ spontan kleinere und mittelgrosse Veranstaltungen bedienen, sei es für eine Eröffnungsfeier, einen Mitarbeiter- oder Kundenevent.

Wie intensiv begleitet AudioRent Clair solche Corporate-Kunden bei Anlässen? Unterstützen Sie die Kunden auch bei der Konzeption?
Wir positionieren uns klar als technischer Dienstleister, bieten Ton, Licht, Video, Konferenztechnik, Bühnenbau und grossflächige Dekorationen. Dabei beraten wir unsere Kunden von Beginn an und entwickeln gemeinsam sein Veranstaltungskonzept. Wir kreieren aber beispielsweise keine Einladungen und kümmern uns nicht ums Catering. Wenn dies gewünscht ist, haben wir unsere Partner an der Hand.

Wo sehen Sie in der Zukunft das grösste Wachstumspotenzial für AudioRent Clair?
Ich sehe das grösste Potenzial in mittelgrossen Corporate Events in der Schweiz. Dies ermöglicht uns eine konstante Auslastung zu erreichen, was derzeit unser oberstes Ziel ist. Um weiter zu wachsen, wollen wir noch mehr Festivals betreuen und das europäische Touring ausbauen. Messen sind ein weiteres Standbein: In Tokio durften wir beispielsweise für BMW die Motor Show machen. Wir waren preislich unschlagbar, weil wir in Tokio einen Standort haben und die Transportkosten dadurch wegfielen. Dennoch konnte der Messeorganisator mit uns in Europa auf Deutsch verhandeln – diese Internationalität wird von unseren Kunden weltweit geschätzt.

Interview: Seraina Etter, Hauptbild: Keystone, weitere Bilder: zVg


AudioRent Clair gehört zu den führenden Full-Service-Anbietern im Bereich Veranstaltungstechnik und arrangiert seit rund 35 Jahren akustische, bildliche und sinnliche Inhalte im Raum. Das Unternehmen mit Sitz in Aesch (BL) beschäftigt rund 50 Festangestellte sowie 100 freie Mitarbeitende. AudioRent Clair ist seit 1997 Teil des internationalen Netzwerks der Firma Clair Corp. mit Sitz in den USA, wodurch ein Service rund um den Globus garantiert wird. Die vier Bereiche Corporate Events, Public Events, Verkauf und Installation sowie Dry Hire gehören zu den wichtigsten Dienstleistungen. Im Mai 2012 wurden die Unternehmensstrukturen von AudioRent Clair mit der Integration der M&R Multimedia Productions zusätzlich gestärkt. Die zweite Tochterfirma, die seit Februar 2013 den Namen Clair UK trägt, zählt seit dem 1. Januar 2009 zum internationalen AudioRent Clair-Netzwerk. Mit Verwaltungsratspräsident Jürg Hügin und Geschäftsführer Toni Scherrer wird AudioRent Clair von zwei erfahrenen Persönlichkeiten geführt. www.audiorentclair.com.


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