Nach der leicht albernen Posse um Todesanzeigen für Tiere folgt nun Ikea mit ihrer "tierischen" Sortimentserweiterung. Haben wir da gerade einen Trend verpasst?
Ich denke schon. In der Schweiz gibt es schätzungsweise 1.3 Mio. Hauskatzen -- das sind mehr als Kleinkinder bis neun Jahre -- und 480'000 Hunde. Diese erachten wir als wichtige Familienmitglieder. Weil wir den Menschen ein besseres Zuhause bieten wollen, beziehen wir jetzt auch ihre Tiere in unser Sortiment ein. Wir haben uns daher Gedanken gemacht, was für Tiere wir ansprechen wollen.
Gibt es in der Schweiz demnach zu wenig Nachwuchs, dass Ikea vom Kinder- zum Tierfreund wird? Wie kommt Ikea auf den Hund?
Wir wollen weiterhin Kinderfreund bleiben, unsere wichtigste Zielgruppe sind nach wie vor Familien mit Kindern. Die sind es denn auch, die am häufigsten Tiere besitzen. Sie sehen, das eine schliesst das andere nicht aus.
Was für einen Umsatzanteil erwarten Sie vom neuen Sortiment?
Es ist nicht so, dass wir mit einem grossen Zuwachs rechnen. Vielmehr möchten wir unseren Kunden tiergerechte Produkte anbieten. Die haben wir jetzt von unseren Designern in Schweden entwerfen lassen. Gleichzeitig arbeiten wir mit dem Schweizer Tierschutz STS zusammen. Diese Kooperation gilt allerdings nur für die Schweiz, die Sortimentserweiterung hingegen findet in ausgewählten Ländern Europas statt.
Design für Haustiere -- die Idee hat etwas Dekadentes. Wie passt das zur Philosophie von Ikea?
Sehr gut, weil wir wollen, dass die Haustiere moderne Produkte bekommen, damit sich ihre Besitzer wohl fühlen. Die Ausrichtung auf hohe Funktionalität, gutes Design und tiefe Preise entspricht voll und ganz unserer Philosophie. Das neue Sortiment umfasst drei Kategorien von Produkten, mit denen die Tiere ihren Bedürfnissen entsprechend sollen umgehen können: Produkte zum Aufbewahren, zum Spielen und zum Schlafen. Dafür ist es wichtig zu wissen, wie Tiere funktionieren.
Mit welchen Massnahmen kommunizieren Sie die Lancierung?
Am kommenden Freitag werden wir am Zürcher Hauptbahnhof und in der Bahnhofstrasse dreissig Hunde laufen lassen. Die werden als Werbefläche Hundemäntel, also eine Art Pullover, tragen. Auf den einen wird das Ikea-Logo zu sehen sein, auf anderen steht entweder "Schöner Wohnen für Hunde und Katzen. Ab jetzt in der Ikea." oder "Alles für die Katz und den Hund. Ab jetzt bei Ikea.". Im weiteren findet die Kommunikation in unseren Einrichtungshäusern statt und über die Family-Kanäle. Mit grösseren Aktionen warten wir noch ab.
Hunde in Pullovern -- ist das keine Tierquälerei?
Nein, das haben wir mit dem Tierschutz abgeklärt. Bei den herrschenden tiefen Temperaturen sind diese Hundemäntel sogar angenehm. Die Hunde gehören übrigens alle dem gleichen Verein an, so dass sie sich kennen. Wir haben bewusst Sorge getragen, dass die Aktion tiergerecht abläuft. Im übrigen soll das eine einmalige Geschichte sein, und nicht die Lancierung eines neuen Werbemediums.
Wer hat sich das ausgedacht?
Die Umsetzung liegt bei der Event-Agentur Propaganda, die Ideen stammen von einem Freelancer, der aber nicht genannte werden möchte.
Neben Pfeffernüssen und eingelegten Heringen für Heimweh-Schweden finden wir im Ikea-Shop künftig also auch Tiernahrung -- nota bene von der Schweizer Nestlé. Plant Ikea einen Ausbau ihres Food-Bereichs?
Nein. Die Zusammenarbeit mit Purina beschränkt sich auch auf die Schweiz und bezieht sich nur auf einen Kompetenz-Austausch zum Thema Tier. Eine Sortimentserweiterung müsste erst geprüft werden.
Und was kommt nach Katzenklo und Hunde-Fressnapf: Vogelkäfige, Landmaschinen oder Maulkörbe für Haus-Krokodile?
Da möchten wir erst abwarten, wie die Reaktionen unserer Kunden sind. Wenn die Nachfrage aber unseren Erwartungen entspricht, dann ist eine Ausdehnung durchaus möglich. Ein entsprechender Entscheid fiele aber auf internationaler Ebene.
