20.07.2000

Club Med setzt auf die City

Ein neues Freizeitkonzept mit neuen Marktnischen soll helfen, das Wachstum von Frankreichs bekanntester Tourismusgruppe abzusichern.

Paris erlebt die Premiere. Und die neue Formel soll in der weltweiten Tourismusbranche für Dynamik sorgen. Club Med World heisst nämlich das neue Freizeitkonzept des Chefs der Gruppe Club Méditeranée, Philippe Bourguignon. Eigens kreiert für die grossen Metropolen der Welt. Nicht in fernen Destinationen, sondern zu Hause, in der nahe gelegenen Stadt will Club Med mit neuen Feriendörfern kurze Erholungsphasen bieten. Das bedeutet: Eine Kombination von breitgefächerten Länder- und Reiseinformationen, kulinarischen Ausflügen in andere Welten, Konzerten und Stars aus ferneren Landen sowie Spiel und Abenteuersport wie Klettern an der Wand und Trapezschwingen. Unweit des Gare de Lyon im renovierten Bercy Village auf der rechten Seite der Seine öffnete er Ende Juni seine Pforten. Dort, wo einst Pariser Weinhändler den Ton angaben.

Vielversprechender Start

Kommt das Projekt an, mit dem Bourguignon versucht, die traditionellen Angebote der Club Med, Feriendörfer in sonnigen und exotischen Gegenden, in Richtung Freizeitprogramme für jedermann zu öffnen? Die ersten Indizien sprechen für sich. Bereits einige Tage nach dem Start geht es schon in den frühen Nachmittagsstunden in dem dortigen Shop für Freizeitkleidung Marke Club Med World, in den Restaurants und Bars, in der Länderbibliothek sowie im Spielbereich bewegt zu. "Und das ohne sonderliche Werbeanstrengungen", kommentiert Pauline Jadas, die Sprecherin der Club Med World. Die eigentliche Startkampagne läuft erst im September an.

Neben der sicher geglückten Wahl der Adresse des City-Clubs in einer der rasch steigenden neuen Pariser Freizeitoasen, in der architektonisch eindrucksvoll Gestern mit Morgen zusammengebracht wurde, ist eine intelligente Preispolitik Rückenwind für Olivier Cardon, den Chef der Club Med World. Ein Diner im zentralen Restaurant wird für 200 Francs angeboten, die Konzerte und Shows auf der Bühne inbegriffen. Sushis, italienische oder griechische Salate bis hin zu Tapas an anderen Plätzen sind ab 20 Francs zu haben, Cocktails ab 38 Francs und das Ticket für den samstäglichen oder sonntäglichen Brunch für 170 Francs. Im Spielbereich werden für ganze 50 Francs für Solisten oder Gruppen CD-ROMs oder Videos produziert. Acht Stunden Training am Trapez (Trainer inbegriffen) kosten 600 Francs. Der Eintritt in die Welten Gastronomie, Spiel und Abenteuer ist für 20 Francs zu haben, die Jahreskarte kostet 120 Francs. Zielkunden sind vor allem die Einheimischen, wenn sich auch nicht wenige Touristen den Gang nach Bercy nicht nehmen lassen.

Nicht nur die bessere konjunkturelle Lage beschert dem Club Med die diesjährige Schönwetterlage. Das von Bourguignon nach seinem Einzug ins Chefzimmer vor drei Jahren verordnete Sanierungsrezept greift immer besser. Das war die Modernisierung der Feriendörfer und der dortigen Angebote, eine attraktivere Preispolitik sowie eine marktgerechtere Werbung verbunden mit der strategischen Öffnung, um aus der Feriendorf-Isolation der Ära Trigano herauszukommen. "In drei Jahren werden wir als Gruppe, die zunehmend in allen Arenen der Angebote für Freizeit und Tourismus aktiv ist, unser Gewicht verdoppelt haben", kündigte Bourguignon Ende Juni an. Eine der Karten, die er spielt heisst Club Med World.

Auch in Zürich?

In den nächsten drei Jahren sollen um die zehn City-Clubs in anderen Metropolen der Welt für die Philosophie der Club Med werben. Montreal ist die Nummer zwei. Kandidaten sind Singapur, San Francisco und Frankfurt. Welche Chancen hat Zürich, mit der neuen Freizeit-Formel Bekanntschaft zu machen? "Warum nicht", antwortet Olivier Cardon, von Club Med World. Er hätte in diesem Fall gegen einen in der Branche oder im Medienbereich tätigen Partner nichts einzuwenden.


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