15.03.2004

"Ein Wechsel ins Ausland stand für uns nie zur Diskussion"

Start zur 55. Formel-1-Saison! Im Kampf der Automobilgiganten mischt auch der Rennstall des Zürcher Oberländers Peter Sauber (Bild) mit. Mit seinen beiden Fahrern Giancarlo Fisichella und Felipe Massa will das Sauber-Team seine letztjährige Performance verbessern. Gegenüber "persönlich" verrät der 60-jährige Rennstallbesitzer seine Erfolgsstrategie, schildert seine Nöte und Ängste. "persoenlich.com" bringt Auszüge des Gesprächs, das vollständige Interview lesen Sie im aktuellen "persönlich blau".
"Ein Wechsel ins Ausland stand für uns nie zur Diskussion"

Wie finanziert sich die Formel 1?

Die Formel 1 ist heute ein Milliardenbusiness. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ist zusammen mit den Banken Besitzer der Fernsehrechte, der Haupteinnahmequelle des ganzen Zirkus. Weiter erhält er Geld von den Veranstaltern, durch Bandenwerbung und den Paddock Club, einer Einrichtung, die die Sponsoren während der einzelnen Rennen nutzen, um ihre Kunden zu betreuen…

Der Sponsorvertrag mit CS, der 30 Millionen Franken beinhaltet, muss alljährlich erneuert werden. Ist es unter diesen Vorzeichen überhaupt möglich, einen langfristigen Businessplan zu erstellen?

Natürlich wäre es angenehmer, wenn man über mehrere Jahre hinaus planen könnte. Obwohl bestimmte Verträge alljährlich erneuert werden müssen, glaube ich, dass das Risiko nicht allzu gross ist, da eine grosse Vertrauensbasis besteht. Unsere Zusammenarbeit mit Red Bull und Petronas dauert bereits ein Jahrzehnt, mit Credit Suisse sind es vier Jahre. Für die Formel 1 ist dies aussergewöhnlich lange. Zusätzlich haben wir einen russischen Mobilfunkanbieter gewinnen können, der auf unserem Wagen Werbung macht.

Während die Credit Suisse bei Ihnen eingestiegen ist, sponsort die UBS die Alinghi. Setzt Sie der Alinghi-Sieg am America's Cup unter Druck?

Ich werde mit dieser Frage immer wieder konfrontiert. Persönlich finde ich den Alinghi-Sieg grandios, glaube aber, dass man die beiden Sportarten nicht miteinander vergleichen kann. Beim America’s Cup handelt es sich um einen Wettkampf der Superreichen, der bis anhin in Europa niemand interessierte. Die Formel 1 hingegen ist -- mit Ausnahme der USA -- ein weltweites Spektakel, dass die Menschen seit 50 Jahren fasziniert. Nein, da gibt es keine Parallelen.

Wie beurteilen Sie das Zigarettenverbot in der Werbung?

Für die Formel 1 wird dies grosse Konsequenzen haben. Ursprünglich war die Zigarettenindustrie der grösste Werbeträger der Formel 1. Wir selber haben davon nie profitiert, was aber nicht heisst, dass wir Zigarettenwerbung auf unseren Autos abgelehnt hätten.

Was sind die Nachteile vom Standort Schweiz?

Wer in der Formel 1 bestehen will, braucht sowohl bei der Mechanik wie auch der Aerodynamik Spezialisten, die einen "Sprutz" Künstlerblut in sich haben und vom Bazillus Motorsport befallen sind. Dies sind spezielle Menschen, die eine sichere Tätigkeit in der Industrie zu Gunsten einer risikoreicheren Anstellung aufgeben. Diese findet man vor allem in England, wo die meisten Formel-1-Teams angesiedelt sind. Anfänglich war es für uns schwierig, solche Spezialisten zu rekrutieren. Dies hat sich bei uns aber geändert. Das Design Office, das Herzstück der ganzen Entwicklung, besteht aus sieben Abteilungen. Fünf davon werden heute von Schweizern geführt. Es dauerte aber ein gutes Jahrzehnt, bis wir sie in diese Positionen hieven konnten. Dadurch wird die Fluktuation -- im Gegensatz zu anderen Rennställen -- sehr klein. Wir sind in den letzten 33 Jahren kontinuierlich gewachsen. Anfänglich habe ich das Personal von den umliegenden Industriebetrieben rekrutiert, wobei ich diese Leute immer auf das Risiko des Rennsports hingewiesen habe. Wenn ich mich heute herumschaue, existieren einige dieser Firmen nicht mehr.


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren