26.06.2003

Studie

Informierte Patienten überfordern Ärzte

Pharmaindustrie muss Informationspolitik verbessern.

Rund 31 Prozent der Ärzte in den USA, Frankreich und Deutschland sehen sich mit Patienten konfrontiert, die konkret nach bestimmten Medikamenten oder Behandlungsmethoden fragen, über die sie als Mediziner selbst nur unzureichend informiert sind oder die sie aus medizinischen Gründen nicht verschreiben wollen. Auch die Patienten selbst berichten zu mehr als einem Drittel, dass sie ihrem behandelnden Arzt die genauen Wünsche hinsichtlich Marke des zu verschreibenden Medikaments mitteilen. Dennoch ist das Vertrauen in die Auskünfte des Arztes sehr hoch. Fast 70 Prozent sehen sich zufrieden mit den Informationen die sie im Behandlungszimmer erhalten. Die Zahlen basieren auf einer Untersuchung der Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst & Young gemeinsam mit der französischen Hochschule INSEAD. Im Zeitraum zwischen Januar und Mai 2003 wurden 4042 Privatpersonen, 1421 Ärzte, 76 Pharma Manager und 33 Leistungserbringer wie z.B. Krankenkassen in den USA, Frankreich, Deutschland und Grossbritannien befragt.

Informationen verunsichern die Patienten

Die Informationslage der Patienten beruht in hohem Masse auf eigener Recherche. Zwei Drittel nutzen regelmässig Quellen ausserhalb des Arztes, um sich über Krankheiten und Behandlungsmethoden zu informieren: So z.B. die eigene Krankenkasse, Freunde und Familie, die Medien oder den Apotheker. Das Internet hat entgegen allgemeiner Annahmen noch keinen so hohen Stellenwert. Erst 28 Prozent nutzen es als Quelle. Gleichzeitig allerdings beklagt sich ein grosser Teil der befragten Privatpersonen (43 Prozent) darüber, dass sie die Informationsflut verunsichere.

Pharmaindustrie muss Informationspolitik verbessern

"Das hohe Bedürfnis nach Informationen ist eine Herausforderung für die Spieler im Gesundheitsmarkt", erläutert Oliver Freese, Life Sciences Experte bei Cap Gemini Ernst & Young. "Vor allem Pharma-Unternehmen könnten den Ärzten helfen, besser auf die Fragen und Anforderungen der gut informierten Patienten zu reagieren". Damit spricht Freese einen wunden Punkt an: Ärzte fühlen sich zwar von den Pharma-Unternehmen unter Wahrung einer kritischen Distanz gut informiert, aber gleichzeitig beklagen 65 Prozent, dass sie nur schlecht über die Marketing-Aktivitäten der Unternehmen hin zum Patienten Bescheid wissen.

Trotzdem stehen Ärzte alles in allem der direkten Kommunikation zwischen Patient und Pharma-Industrie recht positiv gegenüber -- mit deutlichen regionalen Unterschieden. In Deutschland meinen 61 Prozent, die direkte Patientenansprache helfe ihren Patienten besser informiert zu sein, während in den USA 42 Prozent der Ärzte eine unterstützende Rolle verneinen.


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